Musikalische Weltreise in Zeiten wie diesen
Rudi Zapf und Zapf’nstreich gastieren im Thaddäus. Es ist die erste Veranstaltung dort seit dem Lockdown
Kaisheim Eine Weltreise der besonderen Art erlebte das Publikum bei der ersten Veranstaltung seit März auf der Kleinkunstbühne Thaddäus in Kaisheim. „Toll, dass Ihr wieder alle da seid“, begrüßte Jürgen Panitz seine treuen Besucher. „Ich freue mich sehr auf Rudi Zapf & Zapf’nstreich.“Der Rudi, so sagte Panitz, habe die Musik im Blut und müsse gar nicht üben, denn er käme ja aus einer Musikerfamilie.
Zapf hatte nicht nur originelle Musikinstrumente wie sein Vibrandoneon und sein Hackbrett im Gepäck, sondern wurde von den hervorragenden Künstlerkollegen Steffen Müller am Kontrabass, Andreas Seifinger an der Akustikgitarre und Gerhard Wagner mit dem Saxofon und der Querflöte begleitet.
Die musikalische Reise dieses Abends begann mit den fröhlichen
Klängen eines Tangos. Aber: Nicht aus Südamerika, sondern aus Finnland! „Satumaa“heißt das Lied und bedeutet „Märchenhaft, Märchenland“, erläuterte Zapf heiter. Mit viel Witz kündigte er im Verlaufe des sehr unterhaltsamen Abends die unterschiedlichen Lieder an.
Es begann mit bekannteren Stücken wie „In München steht ein Hofbräuhaus“, zu dem Zapf allerdings erklärte, dass der Wiener Komponist Wiesberg dieses Lied ursprünglich zu Ehren des Stephansdomes in Wien geschrieben hatte. Den Zuhörern sind die ersten Takte des Liedes meist als Pausenzeichen des Bayerischen Rundfunks bekannt.
Die folgenden musikalischen Leckerbissen beinhalteten stets Verflechtungen von Latin-Rhythmen über Walzer-Melodien, BalkanBeats bis hin zu Flamenco-Klängen und Jazz-Kreationen. Aber auch bayerische und alpine Klangbilder erschallten an diesem Abend im Thaddäus. Und als Seifinger seine Gitarre als Zither „umfunktionierte“, ist es also kein Wunder, dass das Publikum hellauf begeistert war.
Der Wechsel von temperamentvollen Liedern bis hin zu Melodien voller Weltschmerz führte die hingerissene Zuhörerschaft nicht nur vom Balkan nach Kuba und Brasilien, sondern auch nach Kasachstan. Zapf kündigte dieses Lied als „Kasachische Stub’n Musi“an. Die Melancholie des Liedes und die gefühlvollen Klänge berührten die Herzen, die Wagner mit seinem Saxofon spürbar machte.
Gerade noch gedanklich in Kasachstan nahm Zapf’nstreich schwungvoll und heiter die Gäste weiter mit auf die musikalische Reise nach Irland. Ein irisches Lied, das jährlich im September in Lisdoonvarna, im Westen Irlands gelegen, auf dem traditionellen Heiratsmarkt gespielt wird, ist so lebhaft, das es unweigerlich zum Mitwippen anregte. Zapf legte den Singles im Saal diese Veranstaltung mit einem Augenzwinkern
nahe, denn vielleicht findet man dort, was man noch sucht. Die Stimmung nahm weiter an Fahrt auf, und die vier Künstler zeigten ihr ganzes Können auf ihren effektvollen Instrumenten. Als Zapf das Hackbrett zu Kastagnetten umfunktionierte, Saxofonist Wagner sein außergewöhnliches Potenzial zeigte und Müller seinen Kontrabass zum Spiel auf Congas zweckentfremdete, tobte der Saal.
Und um den musikalischen Mix weiter anzureichern, spielt die fantastische Formation eine kubanische Polka aus Belarus. „Diese wird traditionell von neun Frauen auf Hackbrettern gespielt“, erklärte Zapf. Nach weiteren Reisezielen, wie Griechenland, Frankreich, Spanien und die USA, endete ein sensationeller und kurzweiliger Abend nach zwei Zugaben. Wer von dieser wunderbaren Weltreise nicht genug bekam, hatte Gelegenheit, sich in einer Zeit, in der Reisen schwierig ist, das musikalische Feuerwerk mit der CD „Weltwärts“nach Hause zu holen.