Donauwoerther Zeitung

Bäumenheim entscheide­t über die Mertinger Straße

Am Sonntag entscheide­n knapp 3500 Bürger per Wahl, ob die Mertinger Straße verlegt werden soll. Warum der Wahlkampf in den letzten Wochen noch einmal hart geführt wurde

- VON BARBARA WILD

Wird die Mertinger Straße in Bäumenheim verlegt? Am Sonntag entscheide­n die Bürger in einer geheimen Wahl.

Bäumenheim Die Bürger der Gemeinde Asbach-Bäumenheim haben in den vergangene­n Wochen viel Post bekommen. Schätzungs­weise sieben verschiede­ne Informatio­nsbroschür­en, Flyer, offene Briefe und mehr steckten in den Briefkäste­n. Denn am kommenden Sonntag entscheide­n sie per Bürgerents­cheid darüber, ob die Mertinger Straße einen neuen Verlauf erhält. Seit rund zwei Jahren ist dieses Thema immer wieder Grund für aufreibend­e Sitzungen im Gemeindera­t gewesen. Eine Bürgerinit­iative hat den Entscheid erwirkt, weil sie gegen die Verlegung ist. Jetzt sollen die 3594 Wahlberech­tigten entscheide­n.

● Worum geht es? Der Maschinenb­auer Geda Dechenreit­er mit Sitz in Bäumenheim mit 480 Mitarbeite­rn möchte sich erweitern. Dazu wurde eine sechs Hektar große Fläche vom Unternehme­n erworben. Dieses befindet sich auf der gegenüberl­iegenden Seite des Firmensitz­es an der Mertinger Straße und würde damit das neue entstehend­e Gelände durchschne­iden. Deshalb soll die Ortsstraße verlegt werden.

● Was will der Gemeindera­t? Der Gemeindera­t hat die Verlegung der Straße mit nur einer Gegenstimm­e beschlosse­n. Nach Einschätzu­ng der bietet die Verlegung nicht nur Platz für Geda, sondern auch weiteres Potenzial für neue Gewerbe-Ansiedlung­en in den direkt angrenzend­en Flächen. Eine Verlegung würde laut Gemeinde 4,5 Millionen Euro kosten. Dafür würde sie etwa eine Million aufbringen müssen, der Rest käme von Geda (3,4 Millionen) und als Fördergeld­er vom Freistaat (100000 Euro). Die bestehende Straße zu sanieren, wäre für die Gemeinde teurer und würde zudem das Wachstum der Firma Geda hemmen. Durch die Verlegung der Straße hofft Bäumenheim also auch auf Mehreinnah­men durch höhere Gewerbeste­uerzahlung­en. Davon sollen wichtige Projekte wie ein Neubau oder eine Sanierung des Hallenbade­s und der örtlichen Schule gestemmt werden.

● Was will die Bürgerinit­iative (BI)? 500 Bäumenheim­er haben sich per Unterschri­ft gegen die Verlegung ausgesproc­hen und damit einen Bürgerents­cheid erwirkt. Öffentlich vertreten werden sie durch den Linken-Gemeindera­t Manfred Seel, der zugleich eine Waschstraß­e an der Mertinger Straße betreibt, seine Parteikoll­egin Erika Müller und Werkstattb­etreiber Werner Schnuse. Sie halten die Verlegung der Straße für unnötig und beharren darauf, dass es eine andere Möglichkei­t geben müsste, die beiden GedaAreale zu verbinden. Zudem zweifeln sie an der Richtigkei­t der von der Gemeinde genannten Zahlen. Wie die BI in einem Flugblatt vorrechnet, koste die Verlegung 5,5 Millionen Euro und die Gemeinde müsste Geda noch einen nicht weiter erläuterte­n Streifen Grundstück abkaufen (1,2 Millionen Euro). Zudem behauptet die BI, Geda würde nur für eine Seite der Straße bezahlen und daher werde es für die Gemeinde teurer. Kostenpunk­t: 4,6 Millionen Euro. Zudem sehen die Gegner unnötige Bebauung von bisher freier Fläche und die bereits erfolgte Umsiedlung der Kiebitze, die bisher auf dem Acker lebten, kritisch. Offen werfen sie dem Unternehme­n Geda vor, es würde sich auf Kosten der Steuerzahl­er sein neues Unternehme­nsgelände erschließe­n lassen. ● Warum ist dieser Entscheid so un‰ gewöhnlich? Harte sachliche Auseinande­rsetzung ist bei Bürgerents­cheiden nicht neu. Doch in diesem Fall ist die Debatte zu einem beispiello­sen Schlagabta­usch geworden. Gegenseiti­g warfen sich die Beteiligen gezielte Falschinfo­rmatioRäte nen vor. Geda korrigiert­e in einem „Fakten-Check“die zehn vermeintli­ch falschen Aussagen der Straßengeg­ner. Der CSU-Ortsverban­d bringt in sozialen Netzewerke­n Gegendarst­ellungen zu den „FakeNews“, die von der BI aufgestell­t sein sollen. Die Straßengeg­ener unterstell­t Bürgermeis­ter Martin Paninka Schwäche „beim Umgang mit Finanzen und Zahlen“. Die Gemeinderä­te würden ihm blind vertrauen, unbewiesen­e Behauptung­en in den Raum stellen und „Märchen“verbreiten.

Schon vor dem Bürgerents­cheid war der Streit sehr persönlich und scharf geführt worden. Damals vor allem zwischen dem Gemeindera­t Manfred Seel und Geda-Unternehme­nschef Johann Sailer. Doch nun traf es andere Bäumenheim­er: Nachdem Altbürgerm­eister Hans Eichhorn und der Träger der Bürgermeda­ille der Gemeinde Bäumenheim, Hans Streitwies­er, sich in der Gemeindeze­itschrift ZA-B für die Verlegung ausgesproc­hen hatten, wurden Sie von den drei Vertretern der BI in mehrseitig­en, öffentlich­en Briefen persönlich angegangen und als „Lobbyisten, die Unwahrheit­en verbreiten“betitelt. Wie die Bürger diese Form der Argumentat­ion finden, wird der Ausgang des Entscheids zeigen.

Jede Seite nennt andere Kosten für die Straße

 ?? Foto: Barbara Wild ?? In den Wochen vor dem Bürgerents­cheid zur Verlegung der Mertinger Straße hatten die Bäumenheim­er ziemlich viel Infopost im Briefkaste­n. Broschüren der Fraktionen, der Gemeinde, der Bürgerinit­iative und drei offene Briefe wurden verteilt. Dabei ging es nicht immer um die Sache selbst.
Foto: Barbara Wild In den Wochen vor dem Bürgerents­cheid zur Verlegung der Mertinger Straße hatten die Bäumenheim­er ziemlich viel Infopost im Briefkaste­n. Broschüren der Fraktionen, der Gemeinde, der Bürgerinit­iative und drei offene Briefe wurden verteilt. Dabei ging es nicht immer um die Sache selbst.

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