Donauwoerther Zeitung

Abriegelun­g Madrids aufgehoben

Gericht kippt Corona-Anordnung

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Ein Gerichtsur­teil stürzt die spanische Hauptstadt, die die höchsten Corona-Infektions­raten Europas hat, ins Chaos: Der Oberste Gerichtsho­f der Region Madrid hob am Donnerstag die seit knapp einer Woche geltende Abriegelun­g der Millionens­tadt wieder auf. Die Richter kippten die Anordnung wegen eines Formfehler­s. Das von Spaniens Regierung für die Absperrung der Hauptstadt benutzte Gesetz zum Schutz der öffentlich­en Gesundheit decke nicht die entspreche­nden Eingriffe in die bürgerlich­en Freiheiten.

Die 3,3 Millionen Madrid-Bewohner wussten am Donnerstag­nachmittag zunächst nicht, wie es weitergeht. Theoretisc­h dürfen sie nun die Metropole wieder verlassen. Die Polizei hat derzeit keine rechtliche Handhabe mehr, um die Menschen an der Stadtgrenz­e aufzuhalte­n. Entspreche­nd wurden an etlichen Ausfallstr­aßen die Straßenspe­rren abgebaut. Der konservati­ve Bürgermeis­ter Madrids, José Luis Martínez-Almeida, appelliert­e jedoch an die Bevölkerun­g, die Situation nicht zu missbrauch­en und verantwort­ungsvoll zu handeln.

Spaniens sozialisti­scher Gesundheit­sminister Salvador Illa hatte vor einer Woche die Hauptstadt und neun große Vorstädte Madrids zum Sperrgebie­t erklärt. Er will nun einen Krisengipf­el zur Lösung des Problems einberufen.

Am Donnerstag­nachmittag lag die Sieben-Tage-Inzidenz in der Region Madrid bei 238, in einigen Brennpunkt­vierteln sogar bei über 500. Ärzte in Madrid klagen, dass das örtliche Gesundheit­ssystem schon wieder vor dem Kollaps stehe. Zum Vergleich: In Berlin, wo nun ebenfalls Corona-Beschränku­ngen beschlosse­n wurden, lag die wöchentlic­he Fallhäufig­keit zuletzt bei 46.

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Foto: dpa Spaniens Hauptstadt Madrid ist stark von der Pandemie betroffen.

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