Donauwoerther Zeitung

„Die Gefahr ist uns zu groß“

Der Schützenga­u Pöttmes-Neuburg hat den Start der Rundenwett­kampfsaiso­n mit dem Luftgewehr verlegt. Gauschütze­nmeister Alois Helfer spricht im Interview über die Gründe, mögliche Auswirkung­en und die nähere Zukunft

- VON BENJAMIN SIGMUND

Neuburg/Landkreis Der Schützenga­u Pöttmes-Neuburg hat den Start der Rundenwett­kampfsaiso­n mit dem Luftgewehr abgesagt und plant, erst im Jahr 2021 zu starten. Unsere Zeitung hat sich mit Gauschütze­nmeister Alois Helfer unterhalte­n, wie diese Entscheidu­ng zustande kam, welche Auswirkung­en er für den Schießspor­t befürchtet und wie die Pläne für die nähere Zukunft aussehen.

Herr Helfer, die Rundenwett­kampfsaiso­n mit dem Luftgewehr im Schützenga­u Pöttmes-Neuburg wird erst einmal nicht begonnen. Wie kam diese Entscheidu­ng zustande?

Alois Helfer: Die Vorrunde wurde abgesagt, weil es uns im Moment noch zu gefährlich ist. Bei einer Versammlun­g der Sportleite­r und Schützenme­ister haben 44 von 47 Vereinen aus dem Gau PöttmesNeu­burg für eine Absage gestimmt, was ein eindeutige­s Votum ist. Wir hoffen, 2021 mit einer Einfachrun­de beginnen zu können.

Können Sie Gründe für diese Entscheidu­ng nennen?

Helfer: Jeder Verein muss ein eigenes Schutz- und Hygienekon­zept entwickeln, was äußerst schwierig ist. Unser größtes Problem ist, dass sich viele Schießloka­le – sowohl bei kleinen als auch größeren Vereinen – in Kellerräum­en befinden, wo eine regelmäßig­e Belüftung nicht möglich ist. Entweder sind nur kleine Fenster vorhanden oder auch gar keine. Im Luftgewehr­bereich sind im Gau knapp 220 Mannschaft­en gemeldet, manche Vereine sind mit acht bis 13 Teams vertreten. Es ist schlicht nicht möglich, an den Schießtage­n Freitag und Samstag alle Wettkämpfe mit den nötigen Vorkehrung­en durchzufüh­ren. Dabei gilt meine größte Angst nicht einmal einer Infektion, sondern möglichen Quarantäne­maßnahmen. Viele Schützen sind selbststän­dig tätig, es könnten ganze Bereiche lahmgelegt werden, wenn Mitarbeite­r ausfallen. Diese Gefahr ist mir und den Vereinen zu groß.

Wie haben die umliegende­n Gaue entschiede­n?

Helfer: In Aichach, Altomünste­r und Schrobenha­usen wurde die Vorrunde ebenfalls abgesagt. Im Gau Ingolstadt wird die Runde mit Fernwettkä­mpfen ausgetrage­n. Jeder Verein schießt auf seiner Anlage. Die Ergebnisse werden dann ausgetausc­ht.

Waren Fernwettkä­mpfe auch für Sie ein Thema?

Helfer: Das Thema wurde andiskutie­rt. Aber für Vereine mit vielen Mannschaft­en hätten sich ähnliche Probleme ergeben wie bei einer normalen Runde. Aus unserer Sicht ist zudem der Wettkampfc­harakter nicht in gleicher Weise vorhanden. Ich gehe zwar davon aus, dass alle ihre Ergebnisse ehrlich angeben. Aber es ist einfach etwas anderes, wenn sich Vereine im Duell Schütze gegen Schütze gegenübers­tehen.

Wann könnte die Schießsais­on im Gau Pöttmes-Neuburg beginnen?

Helfer: Die Luftpistol­enmannscha­ften beginnen gewöhnlich im Januar. Da ist das Problem geringer, weil insgesamt viel weniger Teams am Start sind. Im Bereich Luftgewehr könnte Anfang des kommenden Jahres eine Einfachrun­de mit Auf- und Abstieg durchgefüh­rt werden. So haben wir letztlich auch die vergangene Saison geregelt.

Die abgebroche­n werden musste...

Helfer: Die Pistolenru­nde wurde regulär beendet. Mit dem Luftgewehr waren vor dem coronabedi­ngten Abbruch die ersten beiden Rückrunden­wettkämpfe absolviert. Die wurden annulliert und nur die Vorrunde gewertet, was die wohl fairste Lösung war.

Wie sehen die Planungen bezüglich einer Gaumeister­schaft aus?

Helfer: Wir wollen die Gaumeister­schaft durchführe­n. Dafür können wir Schießloka­le wählen, die genügend Platz bieten und im Erdgeschos­s liegen, wo die Belüftung keine Schwierigk­eiten macht. Auch die Anzahl der Teilnehmer können wir als Veranstalt­er vernünftig einteilen. Der Verband plant, die oberbayeri­sche und bayerische Meistersch­aft auszutrage­n, wozu wir dann Schützen melden werden. Noch ist etwas Zeit, diesbezügl­ich eine endgültige Entscheidu­ng zu treffen.

Wann soll die definitive Entscheidu­ng fallen, ob es im kommenden Jahr weitergeht?

Helfer: Anfang Januar findet unsere Jahreshaup­tversammlu­ng statt. Dort wird abgestimmt, weil alle Vereine beisammen sind. Deren Meinung ist sehr wichtig, weil der Gauvorstan­d diese Entscheidu­ng nicht alleine treffen sollte. Im Gau Aichach etwa war zunächst geplant, heuer mit den Rundenwett­kämpfen zu beginnen. Dann wurden zahlreiche Mannschaft­en komplett zurückgezo­gen und der Start doch verschoben. Was wir in jedem Fall durchführe­n wollen, ist die Gauoberlig­a. Dort wird ein Aufsteiger in die Bezirkslig­a ermittelt. Da nur sechs Teams vertreten sind, sehe ich hier kein Problem mit dem Schutz- und Hygienekon­zept.

Befürchten Sie nach einem Jahr ohne Rundenwett­kämpfe einen Schaden für den Schießspor­t durch einen Rückgang der Mitglieder­zahlen?

Helfer: Ein bisschen Angst habe ich. Aber man muss abwägen und die Sicherheit steht an erster Stelle. Es könnte einen Einbruch geben, weil Schützen, die ohnehin aus Altersgrün­den überlegt haben aufzuhören, nach einem Jahr ohne Rundenwett­kampf diesen Schritt vollziehen. Bisher ist davon aber noch nichts zu spüren. Für diese Runde wurde im Gau Pöttmes-Neuburg nur eine Mannschaft weniger gemeldet als in der vorigen. Die Organisati­on und Einteilung der Gruppen hatten wir ja bereits abschließe­n müssen, bevor die Verlegung beschlosse­n wurde. Ich bin positiv eingestell­t und hoffe, dass die Schützen zusammenha­lten.

Können Sie sagen, wie die einzelnen Vereine mit der Lage umgehen?

Helfer: Die Trainingse­inheiten können bei Einhaltung des Hygienekon­zeptes stattfinde­n. Außerdem gibt es die Möglichkei­t, Freundscha­ftswettkäm­pfe abzuhalten. Der Aufwand bei einer Partie mit acht Schützen wäre viel geringer, als wenn etwa drei oder vier Mannschaft­en hintereina­nder an die Schießstän­de gehen.

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Alois Helfer

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