Donauwoerther Zeitung

Söder steckt im Corona-Dilemma

- VON MICHAEL STIFTER msti@augsburger‰allgemeine.de

An Markus Söder kann man gut das Dilemma ablesen, in dem die Corona-Politik steckt. Auf der einen Seite fordert der bayerische Ministerpr­äsident immer wieder bundesweit klare, einheitlic­he Vorschrift­en und Sanktionen gegen Menschen, die diese Regeln missachten. Auf der anderen Seite predigt er, man müsse Maßnahmen im Kampf gegen die Verbreitun­g des Virus situations­bedingt treffen. Mit anderen Worten: Wenn in Memmingen die Infektions­zahlen steigen, müssen nicht in Bayreuth die Kneipen dichtgemac­ht werden. Söders Forderunge­n sind beide für sich genommen schlüssig. Doch in der Summe führt diese Doppelstra­tegie dazu, dass sich kaum noch jemand auskennt.

Nicht nur die Bürger, sondern auch Unternehme­r, Schulen, Gastronomi­e und Behörden sehnen sich nach Planungssi­cherheit. Das kann man verstehen. Doch das Virus hat – bildlich gesprochen – seine eigenen Pläne. Wir dürfen von den Regierende­n erwarten, dass sie flexibel reagieren, Fehler korrigiere­n und Maßnahmen lockern, wenn sie nicht mehr unbedingt nötig sind. Doch als Preis dafür müssen wir eben auch in Kauf nehmen, dass die Lage unübersich­tlich bleibt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany