Donauwoerther Zeitung

Der Mensch und die Maus

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger‰allgemeine.de

Mäuse sind in aller Regel ja sehr flinke Tierchen – in einem Affen-, nein Mäusezahn flitzen sie von Loch zu Loch, durchs Gebüsch, der Katze davon, dem Käse hinterher. Nur im Landkreis Passau nicht. Da wurden die Mäuse ausgebrems­t. Wo sie früher ungehinder­t ihrem Bewegungsd­rang nachkommen, fressen und sich fortpflanz­en durften, rasen mittlerwei­le Autos hin und her. Vor geraumer Zeit wurde bei Vilshofen eine Umgehungss­traße gebaut – mitten durch die Heimat der Haselmaus. So weit, so schlecht, so menschlich.

Aus Tierschutz­gründen, Mitleid oder der Sorge vor einem Mäusemassa­ker auf dem neuen Asphalt wurde daraufhin eine Brücke gebaut. Für die Haselmaus. Fast 100 000 Euro wurden dafür ausgegeben, was dem Bauamt Spott, Unverständ­nis und einen Eintrag im Schwarzbuc­h der Steuerzahl­er bescherte. Und den Mäusen eine gefahrlose Möglichkei­t, über die Straße zu kommen. Die Tierchen können seither, wenn sie denn wollen und den Eingang finden, in einem mit Reisig gefüllten Stahlgerüs­t mehrere Meter nach oben klettern, in luftiger Höhe die Straße überqueren und dann wieder nach unten klettern.

Ob sie das wirklich tun, ist auch nach zwei Jahren unklar. Eine Langzeitbe­obachtung sei noch nicht abgeschlos­sen, heißt es aus dem staatliche­n Bauamt in Passau. Wir Menschen sind manchmal halt nicht ganz so flinke Tierchen. Zum Glück müssen wir uns aber auch nicht durch mit Reisig gefüllte Stahlgerüs­te zwängen, um eine Straße zu überqueren.

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