Nachhaltigkeit ohne Ideologie
Manchmal hat man das Gefühl, normale Alltagsdebatten drohten rasch ins Ideologische abzugleiten. Auch die Ökologie bietet dafür ein trauriges Beispiel. Ein Ergebnis jener Gereiztheit im Lande: Der Radfahrer wird vom Dieselfreund misstrauisch beäugt und umgekehrt. Schutzstreifen gelten dem einen als Kniefall vor den Grünen und damit als Bedrohung der Freiheit des SUV-Fahrers – dem anderen als das allseits gefälligst zu bejubelnde Einläuten des Endes individuellen Kraftverkehrs.
Solch ideologische Aufgeladenheit indes ist eigentlich nichts anderes als stumpfer Humbug: Sie ist nicht konstruktiv, auf lange Sicht nicht zweckdienlich, führt zu zermürbenden Grabenkämpfen. Vielmehr sollte anstatt jener Polarisierung wieder mal der objektive Nutzen ins Auge gefasst werden.
Und da scheint es unzweifelhaft, dass ein Eintreten für weitaus mehr Komponenten der Nachhaltigkeit längst mehr als überfällig ist. Dies hat weniger mit polit-ideologischem Gerangel zu tun als mit einer grundsätzlichen Pflicht zum Erhalt der Schöpfung. Dem sollte sich in der Tat mittlerweile die Allgemeinheit verschrieben haben. Und wenn Neuerungen im Bereich des Verkehrs zu einer Minderbelastung der Umwelt und zum Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer beitragen, dann ist es nur konsequent und folgerichtig, dass diese auch rasch umgesetzt werden. Noch dazu wenn sie recht einfach durchzuführen wären und eigentlich keinem wehtun, dafür aber vielleicht für etwas mehr Achtsamkeit sorgen.
Donauwörth hat hier einen konsequenten Anfang gemacht, auf dem sich die Stadt allerdings nicht ausruhen sollte – wenn sie es wirklich ernst meinte mit der viel zitierten Verkehrswende im Dienste der Nachhaltigkeit. Einwände wird es immer wieder geben, von dieser und jener Seite. Aber, wie drückte es Franz Josef Strauß einst so passend aus: „Everybody’s darling is everybody’s Depp.“Die Stadt hat es in der Hand, ob die Nürnberger Straße nur ein nett gemeintes Symbol oder eben der Anfang eines stimmigen Gesamtkonzeptes ist.
Nochmals zu dem (oft nur gefühlten) Gegeneinander von Radund Autofahrern: Die meisten Verkehrsteilnehmer sind ja beides. Und sie sehen die Welt, wie sie sich ihnen situationsbedingt darstellt: Sitzt man im Auto, betrachtet man das Geschehen als Autofahrer; auf dem Rad erschließt es sich als Radfahrer-Welt. Insofern müsste es wesentlich mehr Verständnis füreinander geben. Auf Augenhöhe.