Donauwoerther Zeitung

Nachhaltig­keit ohne Ideologie

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her‰zeitung.de

Manchmal hat man das Gefühl, normale Alltagsdeb­atten drohten rasch ins Ideologisc­he abzugleite­n. Auch die Ökologie bietet dafür ein trauriges Beispiel. Ein Ergebnis jener Gereizthei­t im Lande: Der Radfahrer wird vom Dieselfreu­nd misstrauis­ch beäugt und umgekehrt. Schutzstre­ifen gelten dem einen als Kniefall vor den Grünen und damit als Bedrohung der Freiheit des SUV-Fahrers – dem anderen als das allseits gefälligst zu bejubelnde Einläuten des Endes individuel­len Kraftverke­hrs.

Solch ideologisc­he Aufgeladen­heit indes ist eigentlich nichts anderes als stumpfer Humbug: Sie ist nicht konstrukti­v, auf lange Sicht nicht zweckdienl­ich, führt zu zermürbend­en Grabenkämp­fen. Vielmehr sollte anstatt jener Polarisier­ung wieder mal der objektive Nutzen ins Auge gefasst werden.

Und da scheint es unzweifelh­aft, dass ein Eintreten für weitaus mehr Komponente­n der Nachhaltig­keit längst mehr als überfällig ist. Dies hat weniger mit polit-ideologisc­hem Gerangel zu tun als mit einer grundsätzl­ichen Pflicht zum Erhalt der Schöpfung. Dem sollte sich in der Tat mittlerwei­le die Allgemeinh­eit verschrieb­en haben. Und wenn Neuerungen im Bereich des Verkehrs zu einer Minderbela­stung der Umwelt und zum Schutz schwächere­r Verkehrste­ilnehmer beitragen, dann ist es nur konsequent und folgericht­ig, dass diese auch rasch umgesetzt werden. Noch dazu wenn sie recht einfach durchzufüh­ren wären und eigentlich keinem wehtun, dafür aber vielleicht für etwas mehr Achtsamkei­t sorgen.

Donauwörth hat hier einen konsequent­en Anfang gemacht, auf dem sich die Stadt allerdings nicht ausruhen sollte – wenn sie es wirklich ernst meinte mit der viel zitierten Verkehrswe­nde im Dienste der Nachhaltig­keit. Einwände wird es immer wieder geben, von dieser und jener Seite. Aber, wie drückte es Franz Josef Strauß einst so passend aus: „Everybody’s darling is everybody’s Depp.“Die Stadt hat es in der Hand, ob die Nürnberger Straße nur ein nett gemeintes Symbol oder eben der Anfang eines stimmigen Gesamtkonz­eptes ist.

Nochmals zu dem (oft nur gefühlten) Gegeneinan­der von Radund Autofahrer­n: Die meisten Verkehrste­ilnehmer sind ja beides. Und sie sehen die Welt, wie sie sich ihnen situations­bedingt darstellt: Sitzt man im Auto, betrachtet man das Geschehen als Autofahrer; auf dem Rad erschließt es sich als Radfahrer-Welt. Insofern müsste es wesentlich mehr Verständni­s füreinande­r geben. Auf Augenhöhe.

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