Wie Sommerferien im Winter
Politiker der Union im Bundestag wollen die Weihnachtsferien um bis zu vier Wochen verlängern. Söder fegt die Idee vom Tisch. Doch beendet ist die Diskussion noch lange nicht
Augsburg Politiker der UnionsFraktion im Bundestag möchten die Weihnachtsferien verlängern, um Schüler und Lehrer vor dem Coronavirus zu schützen. Stephan Pilsinger etwa, CSU-Bundestagsabgeordneter aus München, regt bis zu vier Wochen längere Weihnachtsferien an. „An Weihnachten und Silvester kommen die Menschen zusammen, das Coronavirus wird sich auf diesen Familienfeiern weiterverbreiten – zusätzlich zu der Tatsache, dass die Infektionszahlen im Winter ohnehin stark steigen werden“, sagte der 33-jährige Abgeordnete unserer Redaktion. Entsprechend sollten Sommerund Pfingstferien gekürzt werden, so Pilsinger, der neben seinem Mandat als Hausarzt arbeitet. Dann verpassten die Schüler nichts im Unterricht und die Eltern könnten in dieser Zeit arbeiten. „Im Sommer wird normaler Unterricht besser möglich sein – dann gibt es im besten Fall eine Impfung, Masken werden nicht mehr so notwendig sein.“
Die bayerischen Weihnachtsferi
beginnen am Tag vor Heiligabend. Im neuen Jahr startet die Schule nach bisherigem Stand am 11. Januar – und das soll vorerst auch so bleiben. Mit einem lapidaren „Nee“fegte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in München die Idee seines Parteikollegen vom Tisch. Es sei jetzt nicht die Zeit, über Ferienverlängerungen zu reden.
Etwas ausführlicher äußerte sich Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) gegenüber unserer Redaktion: „Es war der Wunsch der gesamten Schulfamilie, dass in diesem Schuljahr wieder Präsenzunterricht stattfindet.“Dafür habe man einen umfassenden Hygieneplan entwickelt. „Wir sollten Schüler, Eltern und Lehrkräfte nicht mit Diskussionen über Schulferientermine verunsichern. Natürlich haben wir derzeit ein sehr dynamisches Infektionsgeschehen und wir beobachten die Entwicklung der Zahlen genau.“
Der Münchner Arzt und Abgeordnete Stephan Pilsinger glaubt nicht, dass bei der Dauer der Ferien das letzte Wort gesprochen ist: „Ich glaube an die Macht des Faktischen. Die Infektionszahlen werden bis Weihnachten so weit steigen, dass ich überzeugt bin, dass einige Bundesländer diesem Vorschlag folgen werden. Grundsätzlich ist es aber immer gut, wenn es im ganzen Bundesgebiet einheitliche Regeln gibt.“
Die Schulminister treffen sich am Donnerstag und Freitag zur virtuellen Kultusministerkonferenz (KMK). Sie wollen sich nach Angaben einer Sprecherin der KMKVorsitzenden und rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) auch mit dem Thema Ferienverlängerung befassen.
An Bayerns Schulen ist gerade zwar Präsenzunterricht erlaubt, doch längst nicht alle der knapp 1,65 Millionen Schüler lernen im Klassenraum. Rund ein Prozent sei in Quarantäne, teilte das Kultusministerium auf Anfrage mit. Macht in absoluten Zahlen 16450 Schüler. Gut 490 Schüler bleiben wegen eines positiven Corona-Tests zu Hause. Von den bayerischen Lehrern sind rund 1360 in häuslicher Isolation, 75 haben sich nachweislich mit dem Vien rus infiziert. Bayern setzt bisher auf ein mehrgliedriges Hygienekonzept, um die Ausbreitung des Virus an Schulen zu verhindern. Mit einem Förderpaket von bis zu 50 Millionen Euro unterstützt die Staatsregierung die Anschaffung von Luftfiltern, wenn Räume über die Fenster nicht ausreichend gelüftet werden können. Neben je nach Infektionsgeschehen unterschiedlichen Stufen der Maskenpflicht und einem Mindestabstand von 1,5 Metern im Klassenzimmer sind die Lehrer angehalten, alle 45 Minuten mindestens fünf Minuten intensiv stoßund querzulüften. Die Vorgaben unterscheiden sich teils je nach Fach. Wird im Musikunterricht gesungen, schreibt das Konzept etwa zehn Minuten Lüftung nach 20 Minuten Unterricht vor. Der Deutsche Philologenverband hat Schülern deswegen Anfang der Woche geraten, sich im Unterricht warm anzuziehen – am besten nach dem „Zwiebelprinzip“. Für die kalten Monate würden Pullover, Schals und Decken zur Grundausstattung gehören, sagte die Verbandschefin Susanne Lin-Klitzing.