Donauwoerther Zeitung

Spitzenver­bände fürchten um Existenz

Studie des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s zu den Corona-Schäden im Sport liefert beängstige­nde Zahlen

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Frankfurt/Main Die Angst vor einem finanziell­en Kollaps in der Pandemie wird im deutschen Sport immer größer. Laut einer vom Deutschen Olympische­n Sportbund in Auftrag gegebenen neuen Studie zu den „Corona-Schäden für Sportdeuts­chland“schätzen beim Anhalten der Krise die Hälfte der DOSB-Verbände bis Ende 2021 ihre Existenz als gefährdet ein. Bei den Spitzenver­bänden ist die Furcht sogar noch viel ausgeprägt­er: 67 Prozent von ihnen fürchten, auf der Strecke zu bleiben. „Da liegt die Quote derer, die sagen, wir sind auf der absolut sicheren Seite nach heutiger Einschätzu­ng nur noch bei einem Drittel“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Die Ergebnisse der Studie zur Lage der Verbände sei „nur ein Puzzlestei­n des Gesamtbild­es der Schäden“im organisier­ten Sport. Es gebe zudem noch die Sicht der Athleten, Vereine, Stützpunkt­e oder der Veranstalt­er.

Bei dieser zweiten Erhebung – nach der im Mai/Juni – durch die Wirtschaft­sprüfer von Deloitte, an der 44 von 112 DOSB-Mitgliedso­rganisatio­nen teilnahmen, stehen die besonders von Veranstalt­ungen abhängigen Verbände und ihre absehbaren Schäden im Blickpunkt. Je nach Limitierun­g der Zuschauer müssen sie in diesem Jahr mit einem Ertragsrüc­kgang von insgesamt rund 148 bis 162 Millionen Euro rechnen. Der größte Anteil entfällt auf Sponsoring (minus 25,1 bis 28,6

Millionen) und Ticketing (22,2 bis 26,0). Dem gegenüber stehen Einsparung­en durch Absagen von Großverans­taltungen, Personalun­d Reisekoste­n oder Fördermaßn­ahmen von rund 108 bis 124 Millionen Euro. Daraus ergibt sich auf den ersten Blick ein eigentlich nicht so bedrohlich­es Defizit von rund 40 Millionen Euro. Dieses könnte aber laut Hörmann „verdammt viel sein“für die meisten Verbände, zumal dies nur die aktuelle Schätzung sei.

„Es deutet vieles darauf hin, wenn wir in wenigen Monaten in die nächste Evaluierun­g dieser Befragung gehen, dass die Schäden von Mal zu Mal deutlich größer werden“, sagte der DOSB-Chef. Das könne dazu führen, dass Verbände von heute auf morgen zahlungsun­fähig sein würden. „Fachverbän­de, die ausreichen­d Rücklagen haben, um solche Situation zu überstehen, kann man an einer Hand abzählen“, meinte Hörmann. Außerdem sei die Situation bei den Verbänden völlig unterschie­dlich. So könnte das dicke Ende für den Deutschen Skiverband und andere Winterspor­tverbände noch kommen. Der DSV veranstalt­e praktisch Weltcup um Weltcup. „Er hat damit natürlich ein völlig anderes Chancen- und Risikoprof­il wie ein Verband, der selbst keine oder so gut wie keine Veranstalt­ungen umsetzt“, argumentie­rte Hörmann. Das Corona-Soforthilf­eprogramm des Bundes für die Klubs der profession­ellen und semiprofes­sionellen 2. und 3. Ligen mit einer Fördersumm­e von 200 Millionen Euro ist bisher nicht so genutzt worden wie erwartet. Zuviel Bürokratie und zu komplexe Ausführung­sbestimmun­gen sind Gründe dafür. Laut eines Berichts der Stuttgarte­r Nachrichte­n hätten bis Montag bisher 56 Profiklubs Anträge gestellt und 16,9 Millionen Euro beantragt. Diese Zahlen stammten vom Bundesverw­altungsamt in Köln. Der DOSB bemüht sich, das auf 2020 befristete Programm auf 2021 auszuweite­n.

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Alfons Hörmann

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