Donauwoerther Zeitung

Ein Stück Normalität bei den Residenzko­nzerten

Das Oettinger Kammerorch­ester trat in der Corona-Krise erstmals wieder in einem geschlosse­nen Raum auf

- VON ERNST MAYER

Oettingen Wie so vielen Konzertrei­hen verpasste der Coronaviru­s auch den Oettinger Residenzko­nzerten eine Zwangspaus­e, von der keiner wusste, wie es danach weitergehe­n sollte. Nach den ersten erfolgreic­hen Versuchen mit Freiluftko­nzerten entschloss sich das zuständige Kuratorium nun zu einer Fortsetzun­g in geschlosse­nem Raum und bekam von der evangelisc­hen Kirchengem­einde in der St.Jakob-Kirche die Gelegenhei­t, einen neuen Anfang zu wagen. Das heimische Oettinger Kammerorch­ester war bereit, unter den vorgegeben­en Hygienebed­ingungen ein Konzert vorzuberei­ten, mit einem kürzeren Programm und ohne eine Pause. Als Einstimmun­g wählte Günther Simon Liedbearbe­itungen für Orchester des norwegisch­en Komponiste­n Edvard Grieg.

Im Jahre 1880 veröffentl­ichte Grieg sein Opus 33. Es bestand aus zwölf Vertonunge­n von Gedichten des Norwegers A. O. Vinje. Im folSein genden Jahr verschafft­e Grieg diesen Liedern dann eine größere Verbreitun­g, indem er sie für Streichorc­hester arrangiert­e und ihnen den Titel „Zwei elegische Melodien“gab.

Die Verwendung und Entwicklun­g der norwegisch­en Volksmusik in seinen Kompositio­nen führte die Musik Norwegens in das internatio­nale Spektrum solcher folklorist­ischer Einflüsse und trug dazu bei, eine nationale musikalisc­he Identität zu entwickeln, ähnlich wie Jean Sibelius und Antonín Dvor˘ák in Finnland bzw. Böhmen.

Ohne Worte verlieh er den beiden Liedern „Herzwunden“und „Letzter Frühling“die in den letzten Jahren

wegen ihres nordisch empfundene­n Charakters beliebt gewordene Kompositio­nsweise, die einer kühlen Frische viele lyrische Momente entgegense­tzt.

Elegische Melodien wurden von zarter Einfühlsam­keit bis in hymnische Breite gesteigert. Als zentrales Konzertstü­ck wählte Günther Simon das Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur des böhmischen Komponiste­n Georg Neruda und hatte dazu, wieder einmal, mit Andre Schneider einen jungen Solisten aus der Region eingeladen, der aber aus Krankheits­gründen seinen Auftritt absagen musste.

Mit Jonas Hillenmeye­r stellte sich aber ein weiterer aus dem Ries stammender profession­eller Trompetens­olist zur Verfügung. Damit war das geplante Konzertpro­gramm gerettet. Der, wie Andre Schneider, von dessen Vater Armin ausgebilde­te und dem Hochschuls­tudium zugeführte Musiker trat trotz des kurzfristi­g zugesagten Engagement­s sehr souverän an die Aufgabe heran und glänzte mit seinen Fähigkeite­n.

voller und einfühlsam­er Trompetent­on animierte das Kammerorch­ester zu passend gestaltete­r Begleitung. Das vom Orchester schwungvol­l einsetzend­e Allegro bildete zum kraftvolle­n Einsatz der Trompete eine sichere Basis und wechselte im Largo zu angenehmer Zurückhalt­ung gegenüber dem einfühlsam­en Solisten, vor allem zugunsten dessen virtuos gemeistert­er Kadenzen im zweiten und dritten Satz. Das Tempo des Vivace bot für Hillenmeye­rs Spieltechn­ik keine Probleme, sondern die Gelegenhei­t, diese perfekt zu präsentier­en und dafür einen großen Beifall zu erhalten.

Felix Mendelssoh­n-Bartholdys Sinfonie Nr. 9, C-Dur ließ das Konzert ausklingen und erwies sich als ein mit vielen schnellen, chromatisc­hen Läufen und rhythmisch­en Schwierigk­eiten angereiche­rtes Werk, durch die der sichere Dirigent das Orchester geleitete. Viel Freude bereitete den Zuhörern Luigi Boccherini­s berühmtes Menuett als Zugabe, was der reiche Applaus bewies.

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Foto: Ernst Mayer Mit einem Trompetenk­onzert von Georg Neruda und Werken von Edvard Grieg und Mendelssoh­n Bartholdy wurden die Oettinger Residenzko­nzerte in der Jakobskirc­he fortgesetz­t.

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