Hungrige Pflanzen auf der Jagd
Pflanzen nehmen mit ihren Wurzeln Wasser auf, tanken die Energie der Sonne und verwandeln das Gas CO in Sauerstoff, den wir atmen. Einige Pflanzen fressen auch Fleisch!
Eine Fliege krabbelt an der Kante eines grün-roten Kelchs herum. Dieser Kelch ist Teil einer ungewöhnlichen Pflanze: einer Kannenpflanze. Sie hat die Fliege angelockt mit ihren Farben und ihrem Duft. Und mit dem Nektar, den die Fliege vom Inneren des Pflanzenkelchs trinken möchte. Immer tiefer klettert die Fliege in die Pflanze hinein. Schließlich rutscht sie ab. Jetzt ist sie gefangen!
Tatsächlich: Manche Pflanzen machen Beute und fressen Fleisch. Das klingt schon ein bisschen gruselig, oder? Warum das so ist, kann die Biologin Gesche Hohlstein erklären: „In Gegenden, wo die Böden sauer, moorig und sehr feucht sind, wachsen manchmal tierfangende Pflanzen.“Denn dort können Pflanzen aus dem Boden nur wenige Nährstoffe holen. Der von der Pflanze hergestellte Zucker reicht zwar zum Wachsen und Überleben. Um Blüten und Früchte auszubilden, brauchen sie aber Dünger. Dazu gehört vor allem Stickstoff. Also nutzen die Pflanzen eine andere Quelle, um an ihre Nährstoffe zu kommen: Sie fangen Tiere. Das machen sie auf unterschiedliche
Weise. „Im Laufe ihrer Entwicklung haben sich diese Pflanzen angepasst und verschiedene Techniken entwickelt“, sagt die mit unserem Leitungswasser. Sonst bekommt die Pflanze zu viele Nährstoffe, und sie geht ein. Wer eine Venusfliegenfalle bei der Jagd beobachten will, braucht viel Geduld. Hat ein Fangblatt zu geschnappt und eine Fliege er wischt, bleibt es erst einmal zwei Wochen geschlossen und ver daut seine Beute. (dpa)
Expertin. Das Fettkraut zum Beispiel hat Borsten und Widerhaken auf seinen Blättern. An denen bleiben Ameisen und kleine Mücken hängen. Mithilfe der tierischen Nährstoffe kann das Fettkraut dann tolle violette Blüten ausbilden.
Der Sonnentau hingegen bildet klebrige Tropfen an den Härchen seiner Fangblätter. Landet ein Krabbeltier dort, klebt es daran fest. Das Fangblatt des Sonnentaus rollt sich dann um seine Beute und umschließt sie. Danach wird das Tier allmählich verdaut.
Kannenpflanzen kommen eher in wärmeren Gegenden wie den Tropen Asiens vor. „Ihre Blätter haben sie zu einem Trichter geformt“, sagt Gesche Hohlstein. „Der Rand der Kanne hat eine Wachsschicht, auf dem Insekten leicht abrutschen.“So ist es der Fliege passiert, die zu tief in den Kelch geschaut hat. Sie hat kaum eine Chance, aus der Falle zu entkommen. Sie ertrinkt in der Kanne in einer sauren und seifigen Flüssigkeit. Darin wird das Insekt aufgelöst.
Übrigens: Manche Kannenpflanzen werden so groß, dass mehrere Liter Flüssigkeit in sie hineinpassen. Forscher haben schon Frösche und Mäuse in den Fallen der Pflanzen gefunden. Für Menschen sind diese Pflanzen aber ungefährlich.