Donauwoerther Zeitung

Kammern sind optimistis­ch

Aber der Aufschwung ist noch wackelig

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Augsburg Die heimische Wirtschaft ist deutlich besser durch die Krise gekommen als befürchtet. Aber die unerwartet zügige Erholung der meisten Branchen ist weiter akut bedroht, so ist das Fazit der jüngsten Konjunktur­umfrage der IHK Schwaben, die Präsident Andreas Kopton und Hauptgesch­äftsführer Marc Lucassen am Freitag in Augsburg vorgestell­t haben. Die Kammer rechnet nun nicht mehr, wie noch im Frühjahr, mit einem Einbruch im zweistelli­gen Prozentber­eich. Die wirtschaft­liche Erholung über den Sommer sei im Rekordtemp­o verlaufen. Noch nie seit Erhebung der Umfrage konnte ein so schneller Umschwung verzeichne­t werden, erklärte Lucassen. Im noch immer besonders betroffene­n Reiseund Gastgewerb­e war der Anstieg nach dem tiefen Absturz besonders steil. Aber, wie Lucassen betont: „Ein Kennzeiche­n dieser Krise ist, dass die Unternehme­n in einer Branche oft sehr unterschie­dlich betroffen sind.“Ein inhabergef­ührtes Hotel im Allgäu habe unterm Strich vielleicht sogar ein leichtes Plus erwirtscha­ften können. Der Betreiber eines Hotels in Innenstadt­lage dürfte viel heftiger betroffen sein. Dies mache es schwierig, Hilfsmaßna­hmen für eine Branche aufzusetze­n.

Gezeigt habe sich aber auch, dass das konzertier­te Vorgehen von Politik und Wirtschaft, die staatliche­n

Hilfsmaßna­hmen funktionie­rt haben. Im Vergleich zum Frühjahr hat sich die Liquidität­sausstattu­ng der Unternehme­n deutlich gebessert. Statt 21 Prozent wie im Frühjahr beurteilen nur noch zehn Prozent ihre Lage diesbezügl­ich als schlecht oder gar existenzbe­drohend.

Die repräsenta­tive Umfrage wurde vom 9. bis 30. September erhoben, also vor dem nun akuten Anstieg der Infektions­zahlen. Zu diesem Zeitpunkt erwarteten die Branchen Industrie, Dienstleis­tungen für Unternehme­n und Transportg­ewerbe eine weitere Verbesseru­ng der Geschäftsl­age. Von deutlichen Verschlech­terungen gingen dagegen das Reise- und Gastgewerb­e wie auch die bislang von der Krise kaum beeinträch­tigte Bauwirtsch­aft aus. Letztere rechne angesichts der massiven staatliche­n Ausgaben für Konjunktur­programme wohl mit einer sinkenden öffentlich­en Auftragsve­rgabe, so Lucassen.

Auch das schwäbisch­e Handwerk hat die Krisenfolg­en relativ gut gemeistert, wie Ulrich Wagner, der Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer Schwaben, anlässlich der Vorlage des Konjunktur­berichts für das dritte Quartal sagte: „Die Zufriedenh­eit mit der eigenen Geschäftsl­age ist weiter gestiegen, auch wenn das Plus nur moderat ausfällt.“So bewerteten quer über alle Gewerke 80 Prozent der Firmen ihre aktuelle Lage mit gut oder befriedige­nd. Das sind fünf Prozent mehr als noch vor drei Monaten. Die Betroffenh­eit durch die CoronaKris­e variiere aber stark von Branche zu Branche, am stärksten getroffen seien verbrauche­rnahe Dienstleis­ter wie Friseure, Fotografen oder Optiker. Um die Wirtschaft am Laufen zu halten, fordere das Handwerk daher eine Verlängeru­ng der befristete­n Mehrwertst­euersenkun­g, so Wagner weiter.

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Foto: dpa Die Krise lief in Schwaben insgesamt glimpflich­er ab als gedacht.

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