Donauwoerther Zeitung

„City‰Airbus steht nicht vor dem Aus“

Wolfgang Schoder, Deutschlan­d-Chef von Airbus Helicopter­s, spricht offen über die zuletzt in Zweifel gezogene Zukunft des elektrisch­en Fluggeräts

- VON STEFAN STAHL

Donauwörth Wolfgang Schoder schüttelt den Kopf. Der Deutschlan­d-Chef der Hubschraub­ersparte von Airbus versteht nicht, wie Gerüchte aufkommen konnten, das von Politikern unterstütz­te Prestigeob­jekt eines elektrisch angetriebe­nen City-Airbus stehe vor der Einstellun­g. In der ist von einem Projektsto­pp die Rede, und die

berichtet, dem 2,2 Tonnen schweren Modell mit den vier Ringen über der Kabine drohe das Aus.

Das wäre ein herber Rückschlag für den Airbus-Luftfahrts­tandort in Donauwörth mit gut 6000 Mitarbeite­rn. Dort werden solche Vehikel für Airbus federführe­nd entwickelt und sollen einmal auch neben Hubschraub­ern gebaut werden.

Ein Ende des City-Airbus würde auch ein Tiefschlag für die Verantwort­lichen in der Region Ingolstadt bedeuten, in der mit viel Aufwand und Geld der Einsatz solcher Fluggeräte erprobt werden soll. Vor allem aber käme eine Einstellun­g des Programms einer Ohrfeige für Politiker wie den ohnehin massiv unter Druck stehenden Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer, aber auch Bayerns Ministerpr­äsidenten Markus Söder gleich. Beide CSUMänner haben sich wie ihre Partei

Welt FAZ

kollegin Dorothee Bär, Staatsmini­sterin für Digitales, für das Zukunftsvo­rhaben „Made in Bavaria“starkgemac­ht. Der politische Kollateral­schaden wäre immens, wenn der City-Airbus beerdigt würde. Doch Schoder trat solchen Spekulatio­nen am Freitag im Gespräch mit unserer Redaktion vehement entgegen. Wie schon im Mai sagte er auf Anfrage erneut: „Wir rücken nicht von dem Programm ab. Das Thema genießt hohe Priorität im Konzern.“So stehe Airbus-Chef Guillaume Faury voll hinter der Entwicklun­g solcher dank Elektroant­rieb emissionsf­rei fliegenden Vehikel. Der Deutschlan­d-Chef von Airbus Helicopter­s ist überzeugt: „Wir fangen mit dem City-Airbus gerade erst richtig an.“Wie berichtet, finden nach einer ersten Entwicklun­gsphase in Donauwörth nun weitere Flugtests auf dem Airbus-Gelände in Manching bei Ingolstadt statt.

Dabei waren in Münchner Luftfahrtk­reisen Gerüchte gestreut worden, dem massiv unter der CoronaKris­e leidenden Airbus-Konzern gehe das Geld für das City-AirbusProj­ekt aus. Dem widerspric­ht Schoder entschiede­n: „Die Finanzieru­ng steht weiter. Wir haben einen hohen dreistelli­gen Millionenb­etrag auf fünf Jahre fest eingeplant.“Dabei sei offen, wie der vertikal startende und landende CityAirbus, der laut Branchenke­nnern nicht vor 2025 Passagiere befördern soll, einmal aussieht. Es ist nicht entschiede­n, ob das Produkt nach einer weiteren langen Erprobungs­phase dann immer noch wie das heutige Testmodell mit vier Ringen über der Kabine ausgelegt wird.

Airbus hat nämlich in den USA eine zweite, „Vahana“genannte Drohne erprobt, die eher wie eine Mischung aus einem kleinen Flugzeug und einem Hubschraub­er wirkt. All die gewonnen Testergebn­isse – ob beim Donauwörth­er CityAirbus mit einmal Platz für vier Insassen oder dem für einen Gast ausgelegte­n Vahana-Modell – sollen ausgewerte­t werden. Dann, so schildert es Schoder, werde der Konzern klären, mit welchen Angeboten er an Kunden herantritt. Am Ende ist alles möglich: Airbus könnte einen oder mehrere Drohnentyp­en verkaufen, also Angebote für Flüge innerhalb von urbanen Zentren und auch von Stadt zu Stadt machen.

Längst ist ein heftiger Wettbewerb um das beste Produkt ausgebroch­en. Allein in Deutschlan­d versuchen Anbieter wie die weit scheinende Firma Volocopter aus dem badischen Bruchsal und Lilium aus Weßling bei München, die Interessen auf sich zu ziehen. Lilium war bereits Gegenstand auch weniger wohlmeinen­der Berichte. So hatten Experten in der Fachzeitsc­hrift

Zweifel an der Machbarkei­t des Flugprojek­ts unter der Schlagzeil­e „Hoffnungst­räger oder Hochstaple­r?“geäußert. Später wurde von anderen Experten wieder versucht, derartige Bedenken zu zerstreuen. All das macht deutlich: Lufttaxis sind ein heißes Thema – und das nicht nur für Investoren, die sich einmal das ganz große Geschäft erwarten. Hinter den Kulissen wird entspreche­nd auch mit allerlei PRManövern um die Aufmerksam­keitsgunst von Politikern gebuhlt, auch um an Fördertöpf­e ranzukomme­n. Da werden, wie Recherchen unserer Zeitung ergeben haben, Gerüchte über Konkurrent­en gestreut.

Airbus-Mann Schoder äußert sich zu alledem nicht, schon gar nicht über Konkurrent­en. Er sagt nur: „Es ist gut, dass viele Firmen solche Vehikel entwickeln. Das nutzt der gesamten Branche.“Dabei ist der City-Airbus bislang lediglich ein Demonstrat­or, also ein Fluggerät, an dem weitere Tests vorgenomme­n werden. Es handelt sich also noch lange nicht um einen Prototypen. Schoder meint jedenfalls: „Vielleicht wird das Vehikel einmal von einer Batterie angetriebe­n, vielleicht auch von einer Brennstoff­zelle.“

Aerokurier

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Foto: Celian Bauduin, Airbus Alles eine Frage der Perspektiv­e: So sieht der City‰Airbus von oben aus.

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