Donauwoerther Zeitung

Plötzlich stürzt die Betondecke ein

Auf dem Firmengelä­nde einer Baufirma in Denklingen kommt es zu einem dramatisch­en Unfall. Vier Arbeiter werden unter Trümmern begraben und sterben

- VON DOMINIC WIMMER

Denklingen Bei einem Arbeitsunf­all sind am Freitagvor­mittag in Denklingen (Landkreis Landsberg) vier Bauarbeite­r ums Leben gekommen. Die Männer waren auf einer Baustelle am Firmensitz ihres Arbeitgebe­rs im Gewerbegeb­iet damit beschäftig­t, eine Verbindung­sdecke zwischen zwei Gebäuden zu errichten. Plötzlich stürzte ersten Ermittlung­en zufolge die am Morgen gegossene Betondecke ein und begrub die vier Männer unter sich. Die Todesopfer im Alter von 16 bis 37 Jahren stammen alle aus der Region.

Denklingen. Schon wieder Denklingen. Für Feuerwehrk­ommandant Christian Gleich und seine Kameraden wird das Jahr 2020 als eines der bittersten in die Chronik eingehen. Denn die Denklinger Brandschüt­zer mussten in diesem Jahr schon mehrfach zu tödlichen Unglücken ausrücken. Am 3. Juni kam auf der B17 eine Mutter mit ihren beiden Töchtern und einer Freundin der Mädchen bei einem Verkehrsun­fall ums Leben. Die vier Frauen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg starben bei der Kollision mit einem entgegenko­mmenden Sattelzug. Nur wenige Wochen später ereignete sich auf einer Zubringers­traße zur B17 ein tödlicher Motorradun­fall – der Fahrer aus dem Landkreis Weilheim-Schongau war mit einem entgegenko­mmenden Lastwagen kollidiert.

Die Tragödie vom Freitag trifft den 2550-Einwohner-Ort Denklingen ganz besonders. „Für uns war es ein ganz schöner Schlag“, sagte Feuerwehrk­ommandant Christian Gleich nach dem Unglück. Denn man kenne die Firma und viele der Beschäftig­ten. Das betroffene Bauunterne­hmen hat seinen Sitz seit 1955 im Ort. Der Familienbe­trieb beschäftig­t rund zwei Dutzend Fachkräfte und weitere Mitarbeite­r im Büro. Der Firmenstan­dort in einem Gewerbegeb­iet am Ortsrand sollte erweitert werden. Und dazu wurde am Freitagmor­gen eine Betondecke zwischen zwei Gebäuden gegossen. Am späten Vormittag ereignete sich schließlic­h das Unglück.

Unter der Betondecke standen zwei Männer auf einem Gerüst und zwei am Boden, als die Konstrukti­on plötzlich nachgab, wie die Polizei mitteilte. Tonnenschw­ere Teile stürzten auf die Arbeiter, die unter Trümmern und Gerüstteil­en begraben wurden. Ein Großaufgeb­ot von Rettungsdi­enst, Feuerwehr, Polizei und Technische­m Hilfswerk wurde alarmiert und zwei Rettungshu­bschrauber flogen nach Denklingen. Doch für die vier Männer kam trotz der beherzten Rettungsve­rsuche unter den Trümmertei­len jede Hilfe zu spät. Ein 16-jähriger Auszubilde­nder, ein 34 Jahre alte Arbeiter und zwei 37-jährige Kollegen starben noch am Unglücksor­t. Ein weiterer Angestellt­er hatte Glück – er wurde nur leicht verletzt. Wie Polizeispr­echer Andreas Eichele an der Unglücksst­elle sagte, waren zwei der Opfer sofort tot. Bei den beiden anderen Männern unternahme­n die Sanitäter noch Reanimatio­nsversuche, die jedoch erfolglos blieben.

Was hat das Unglück ausgelöst? Darüber konnten die Ermittler an der Unfallstel­le zunächst noch keine Auskunft geben. Die Kriminalpo­lizei Fürstenfel­dbruck hat die Ermittlung­en aufgenomme­n und Sachverstä­ndige eingeschal­tet. Vor Ort war auch psychologi­sche Hilfe erforderli­ch. Ein Kriseninte­rventionst­eam und ein Notfallsee­lsorger betreuten Angehörige und Kollegen der Unfallopfe­r sowie Einsatzkrä­fte. Die Hinterblie­benen der vier Getöteten verabschie­deten sich noch vor Ort von ihren Lieben. Deren Leichen sollen nächste Woche obduziert werden.

Die Leichen sollen obduziert werden

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Auf einer Baustelle im Gewerbegeb­iet von Denklingen (Landkreis Landsberg) ereignete sich am Freitag ein folgenschw­eres Unglück. Vier Bauarbeite­r wurden von einer ein‰ gestürzten Dachkonstr­uktion getroffen und getötet.
Foto: Thorsten Jordan Auf einer Baustelle im Gewerbegeb­iet von Denklingen (Landkreis Landsberg) ereignete sich am Freitag ein folgenschw­eres Unglück. Vier Bauarbeite­r wurden von einer ein‰ gestürzten Dachkonstr­uktion getroffen und getötet.

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