Donauwoerther Zeitung

Kreuz und quer durch Europa

- VON PIT MEIER peter.meier@nuz.de

Die Basketball­er von Bayern München haben am Mittwoch in Tel Aviv gespielt. In Israel gilt weiterhin ein Corona-Lockdown, auch wenn die Infektions­zahlen rückläufig sind. Vor zwei Wochen haben sich in dem Land mit nur etwas mehr als neun Millionen Einwohnern täglich noch mehr als 9000 Menschen neu angesteckt. Ungefähr um die Zeit hat Alba Berlin in Tel Aviv gespielt. Ratiopharm Ulm hatte am Mittwoch die Boulogne Metropolit­ans aus Paris zu Gast. In der französisc­hen Hauptstadt gilt wegen der dramatisch­en Corona-Lage eine Ausgangssp­erre. Ihren Trainer Jure Zdovz hatten die Franzosen gar nicht erst mitgebrach­t. Grund: Der Slowene wurde wohl schon vor längerer Zeit positiv auf Covid 19 getestet.

Woche für Woche reisen in den privat und nicht etwa von den internatio­nalen Verbänden organisier­ten europäisch­en Basketball­Wettbewerb­en Euroleague und Eurocup Mannschaft­en kreuz und quer durch den Kontinent. Sie kommen aus Hochrisiko­gebieten, sie steuern Hochrisiko­gebiete an. Natürlich müssen sie bewirtet und beherbergt werden. Touristen oder Geschäftsr­eisende aus Berlin tun sich diesbezügl­ich derzeit etwa in München schwer.

Die Champions-League im Eishockey wurde komplett abgesagt. Die nachvollzi­ehbare Begründung: Trotz aller Schutzkonz­epte kann nicht garantiert werden, dass die Spieler von den Reisen gesund und ohne Quarantäne-Auflagen nach Hause kommen. Im Basketball verfährt man dagegen nach der Maxime: Augen zu und durch. Wird schon gut gehen. Und gefährdet damit ein Stück weit den Spielbetri­eb in der Bundesliga ab November, der für die meisten Spieler und für fast alle Zuschauer so viel wichtiger ist, als die internatio­nalen Wettbewerb­e. Bayern-Trainer Andrea Trinchieri hat dieser Tage gesagt: „Ist es für mich okay, in diesen Zeiten zu reisen? Nein, das ist es nicht. Ich bin besorgt.“Aber es gehe eben auch um Verantwort­ung, um die Unterhaltu­ng der Fans.

Natürlich gibt es Hygienekon­zepte. Die gibt es selbstvers­tändlich auch im Fußball. Man kann etwa davon ausgehen, dass Juventus Turin und Paris Saint-Germain extrem gut auf die wertvollen Körper von Cristiano Ronaldo und Neymar aufpassen. Die beiden haben schließlic­h mehr gekostet, als alle Basketball­profis in Deutschlan­d zusammen. Das Virus hat Ronaldo und Neymar bekanntlic­h trotzdem erwischt. Die Schlussfol­gerung: Es gibt keine absolute Sicherheit.

Der deutsche Basketball hat im Juni mit dem Saison-Abschlusst­urniers in München ein mutiges Zeichen gesetzt, andere Sportarten kapitulier­ten vor dem Virus. Jetzt geht es wie in vielen anderen Bereichen des Lebens darum, nicht sorglos zu werden und damit die Erfolge der vergangene­n Monate zunichtezu­machen. Es kommt in diesem Winter darauf an, das wirtschaft­liche und sportliche Überleben im Kerngeschä­ft zu sichern. Das Kerngeschä­ft ist im Basketball die Bundesliga. Internatio­nale Wettbewerb­e von zweifelhaf­ter Wertigkeit gehören nicht dazu.

 ??  ?? Andrea Trinchieri
Andrea Trinchieri
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany