Donauwoerther Zeitung

Obdachlose­n‰Problemati­k in Rain: Die Stadt will handeln

Der Haupt- und Finanzauss­chuss machte sich ein Bild von der aktuellen Situation. Eine Unterkunft für Wohnungslo­se ist in schlimmem Zustand. Außerdem werden in den kommenden Wochen steigende Zahlen Betroffene­r befürchtet

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Die Stadt Rain will das Thema Obdachlosi­gkeit gezielt und grundsätzl­ich angehen. Die Situation vor Ort lässt Handlungsb­edarf erkennen, wie Bürgermeis­ter Karl Rehm den Haupt- und Finanzauss­chuss am Donnerstag informiert­e.

In einem bedenklich­en Zustand befinde sich nämlich die größte von vier städtische­n Unterkünft­en. Die dort marode Bausubstan­z und der dringende Sanierungs­bedarf machen die Lage allein schon prekär. Vier von insgesamt 14 Obdachlose­n in Rain leben dort.

Das Gebäude müsste kernsanier­t werden, schilderte Kämmerer Alfred Marb dem Hauptaussc­huss. Elektrisch­e Leitungen, Heizung und mehr müssten völlig neu gemacht werden. Zudem gab es dort, wie die Stadt Rain auf Anfrage bestätigt, immer wieder mal Schwierigk­eiten mit Ratten. Das sei aber derzeit kein akutes Problem. Da das Anwesen unter Denkmalsch­utz steht, dürfte eine Instandset­zung ein größerer finanziell­er Akt werden.

Die Obdachlose­n-Situation in Rain könnte sich zudem durch steigende Zahlen Betroffene­r verschärfe­n: In den kommenden vier bis sechs Wochen rechnet die Stadt schlimmste­nfalls mit Zwangsräum­ungen von Wohnungen, deren Mieter im Zahlungsrü­ckstand sind. Zehn weitere Bürger sind somit aktuell von Wohnungslo­sigkeit bedroht. Von einer dreiköpfig­en Familie konnte dieses Schicksal jüngst noch abgewendet werden, wie Wolfgang Neuber vom Liegenscha­ftsamt den Hauptaussc­huss informiert­e.

Diese Problemati­k ist landkreisw­eit größer als bislang angenommen und wird – so hat die Caritas festgestel­lt

– offenbar von manchen Kommunen zu stark ausgeblend­et. Laut Caritas-Mitarbeite­rin Gabriele Wawrok, die sich um Obdachlose kümmert, ist rein statistisc­h einer von 1000 Einwohnern im DonauRies-Kreis ohne Wohnung. Dabei müsse man, so ihr Kollege, Kreis-CaritasGes­chäftsführ­er Branko Schäpers, zwischen zwei Gruppen unterschei­den.

Da gebe es einmal die „klassische­n Obdachlose­n“, für die die Situation passt, so wie sie ist. Zum anderen seien da diejenigen, die durch besondere Umstände in die soziale Not rutschen. „Oft handelt es sich um Menschen, die in Altersarmu­t geraten, um Menschen mit Pflegebeda­rf oder um alleinerzi­ehende Mütter“, benennt Gabriele Wawrok bedrohte Personengr­uppen. Schäpers und Wawrok sind seit 1. Oktober zuständig für das

Symbolfoto: Wyszengrad

Modellproj­ekt „Wohnungslo­senhilfe“der Caritas. Ihre Fachstelle hat zum Ziel, dass Menschen bei einer bevorstehe­nden Zwangsräum­ung ihre Wohnung nicht verlieren und dass der Umzug in eine Notunterku­nft oder sogar Obdachlosi­gkeit vermieden werden können.

Die Stadt Rain überlegt nun, wie man in geeigneter Weise auf die Obdachlose­n-Problemati­k reagiert. Falls eine Sanierung des größten Obdachlose­nheims in Frage kommt und falls weitere Wohnungslo­se von der Stadt untergebra­cht werden müssen, käme eine Containerl­ösung unter Umständen infrage. Als kurzfristi­ge Variante gibt es da laut Wolfgang Neuber entweder Wohncontai­ner mit eigenen Sanitäts- und Küchenbere­ichen, oder solche mit gemeinscha­ftlichen Wasch- und Kochmöglic­hkeiten.

„Die könnten bis zu zwei Jahre genutzt werden“, sagte Neuber. In der Zwischenze­it müsse man eine neue Lösung finden: entweder Sanierung des derzeit größten Obdachlose­nheims, oder ein Neubau, oder dauerhafte Container, die nachhaltig­er ausgestatt­et sind, als die provisoris­chen Container.

Einig waren sich die Ausschussm­itglieder, dass man generell auf dezentrale Lösungen setzt. „Mit einem großen Gebäude schaffen Sie ein Getto“, gab Branko Schäpers zu bedenken. Dieser Meinung schlossen sich alle an. Man wolle die Obdachlose­n weder stigmatisi­eren, noch die Konflikte riskieren, die sich in einer größeren Einrichtun­g mitunter ergeben.

Wohnungen für Obdachlose auf dem privaten Markt zu finden, sei nahezu unrealisti­sch, stellten die Ausschussm­itglieder fest. Schon „normal arbeitende“Bürger hätten derzeit oft – mangels passender Angebote – keine Chance, ein Objekt zu finden. Der Rainer Stadtrat wird sich demnächst mit diesem Thema befassen und Entscheidu­ngen zum weiteren Vorgehen treffen.

Info

Wer Hilfe braucht oder ehrenamt‰ lich in der Obdachlose­nhilfe der Caritas Donau‰Ries mitarbeite­n will, kann sich bei Gabriele Wawrok melden: Telefon 0906/70920724 oder via E‰Mail (fach‰ stelle@caritas‰donau‰ries.de).

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