Corona beschert den Angels das Pokalfinale
Das im März in Keltern geplante Top4-Turnier wird an diesem Wochenende in Nördlingen nachgeholt. Das neuformierte Heimteam trifft am Samstagabend im Halbfinale auf den bayerischen Rivalen TSV Wasserburg
Nördlingen Jahr für Jahr – seit nunmehr 13 Jahren – steht das Top4-Pokalturnier im Hallen-Rahmenterminplan der Stadt Nördlingen, meist Mitte März, eingetragen mit circa acht Monaten Vorlauf. 13 Mal wurde der Termin wieder gestrichen und die geblockte Hermann-Keßler-Halle freigegeben. Entweder hatten sich die einheimischen Angels nicht für das Endturnier qualifiziert oder sie bekamen nicht den Zuschlag, es auszurichten. So auch in der Saison 2019/20.
Dass sich die besten vier Pokalteams Deutschlands jetzt doch, und zwar im Oktober statt im März, in Nördlingen um Cup und Medaillen rangeln, das bedurfte einer weltweiten Pandemie namens Corona, in deren Folge die Saison mitsamt Turnier zunächst abgesagt wurde, um dann nach unzähligen Diskussionen, Telefonaten oder Video-Calls nachgeholt zu werden. Die Rutronik Stars aus Keltern, denen die Austragung ursprünglich zugesprochen worden war, verzichteten und so rückte die BG Donau-Ries mit Sitz in Nördlingen nach. Der Veranstaltungsort änderte sich, die Auslosung aber blieb. So treffen also am Samstag in den beiden Halbfinals zunächst die TK Hannover und Keltern aufeinander bevor die beiden bayerischen Erstligisten TSV Wasserburg und die XCYDE Angels Nördlingen um den Einzug ins Finale kämpfen.
● Halbfinale 1 um 15 Uhr: TK Hanno ver – Rutronik Stars Keltern Das Aufeinandertreffen der niedersächsischen Großstadt mit dem badenwürttembergischen Dorf beinhaltet einiges an Kuriositäten. Zuvorderst auf der Trainerbank: Juliane Höhne, in Nördlingen bestens bekannt aus ihrer Zeit als Spielerin im Ries, war letzte Saison noch die Assistentin von Kelterns Coach Chris Hergenröther und steht jetzt als verantwortliche Trainerin an der Seitenlinie von Hannover.
Niemand kennt die Taktiken und Denkweisen von Keltern besser als sie. Kann sie daraus die richtigen Schlüsse ziehen und den vermeintlichen Favoriten mit einem Team von zehn ausländischen Vollprofis aus dem Turnier kegeln? Im Gegensatz zu Keltern verfügt Höhne immerhin über eine eingespielte Truppe ohne größere Personalwechsel, ein Vorteil, der zu einem derart frühen Zeitpunkt der Saison nicht zu unterschätzen ist. Doch Hergenröther ist sicherlich gewarnt und wird seine Truppe um die Ausnahme-Athletinnen Krystal Vaughn und Harriet Belobi Nawezhi perfekt einstimmen. Unterschätzen wird er das Team seiner ehemaligen Co-Trainerin sicher nicht, auch wenn diese überraschend am vergangenen Wochenende vom Zweitligisten Rotenburg aus dem neuen Pokalwettbewerb gekickt wurden.
● Halbfinale 2 um 18 Uhr: XCYDE Angels Nördlingen – TSV Wasserburg Das Match, dem die einheimischen Fans entgegenfiebern, ist natürlich das ewig junge Kräftemessen zwischen den XCYDE Angels und dem ehemaligen Serienmeister TSV Wasserburg. Während die Rieserinnen einen kolossalen Umbruch einleiten mussten, kann die ehemalige Angels-Spielerin Sidney Parsons, die beim Gegner als Headcoach das Sagen hat, immerhin auf ein paar Konstanten zurückgreifen. Neben den beiden Nationalspielerinnen Hebecker und Brunckhorst ist die künftige WNBA-Spielerin Leonie Fiebich hoch einzuschätzen. Nachdem die Landsbergerin die letzte Saison fast komplett verletzungsbedingt verpasste, kann sie heuer zum Superstar und Aushängeschild der Liga werden. Das US-Trio Moten, Mulligan und Wittinger rundet eine extrem starke Start-Fünf ab, die in der Liga wohl ihresgleichen sucht.
Wenn die neuformierten Angels eine Chance auf das Erreichen des Finales haben wollen, muss schon vieles ungewöhnlich rund laufen in der Truppe von Coach Tony Imreh. Zuallererst muss die Verteidigung, an der zuletzt hart gearbeitet wurde, greifen und die Reboundarbeit funktionieren. Darüber hinaus wird es auf die Treffsicherheit der Außenspielerinnen
ankommen. Wenn Schlüter, Meynadier und Campbell einen guten Tag haben und ihre Würfe sitzen, könnte den Nördlingerinnen in heimischer Halle und vor den eigenen Fans eine Überraschung gelingen. Die Favoritenrolle muss aber den Oberbayern zugesprochen werden. Die Teamzusammenstellung der Angels ist auf die Zukunft angelegt mit vielen Spielerinnen mit großem Potential. Insofern wäre es verfrüht, von der Imreh-Truppe Wunderdinge zu erwarten, aber Wunder gibt es ja bekanntlich immer wieder, so ähnlich wie das, das den Nördlingern nach 13 Jahren ein Top4-Turnier beschert hat.
Am Sonntag wird das kleine Finale um 13 Uhr und das Endspiel um 16 Uhr ausgetragen.
Info
Es gibt noch Tagestickets, aller dings ausschließlich über die Homepa ge der Angels www.xcydeangels.de. Alle vier Spiele werden mit mehreren Ka meras und mit LiveKommentar, produ ziert von bgbmovie, über sporttotal.tv ausgestrahlt.