Es war einmal: Touren durch die Nacht
Die Jüngeren kennen das nur noch von ihren Eltern: Einst gab es auf dem flachen Land in Donauwörth und Umgebung eine breit gefächerte Disco- und Kneipenszene. Allein in Donauwörth existierten zeitweise vier klassische Diskotheken und Tanzlokale, in Rain zwei, in Bissingen zwei, in Rennertshofen zwei, in Wemding und in Otting jeweils eine(s). Dazu Musikkneipen in Bäumenheim, Hamlar (gibt es nach über 40 Jahren noch immer!), Monheim (auch noch da!), Graisbach, Marxheim und Bertoldsheim.
Die Aufzählung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Man könnte die Liste um weitere Kneipen sowie um Etablissements mit zweifelhaftem Ruf (auch das gab es in der Gegend!) erweitern. Was damit garantiert war: Nachtschwärmer konnten regelrechte Touren unternehmen. Man traf hier und dort Menschen, es war richtig was los.
In der jüngeren Vergangenheit hat sich das Nachtleben im Raum Donauwörth gewaltig geändert. Gezecht, gefeiert und geplaudert wird nur noch in wenigen Kneipen. Das Modell Diskothek mit Riesenboxen, großer Tanzfläche und toller Lichtanlage hat mit der Schließung des Prisma ausgedient. Auch die großen „Plattenpartys“, die vor zehn, zwanzig Jahren noch zuhauf die Massen anzogen, sind rar geworden.
Heutzutage trifft sich ein großer Teil der „Älteren“abends bevorzugt beim Italiener, Griechen oder Chinesen. Viele Jüngere hängen in sogenannten Buden, auf Parkplätzen, in Schnellrestaurants und daheim ab.
Bei der „Generation Handy“sind direkte soziale Kontakte nicht mehr so ausgeprägt. Galten bestimmte Lokalitäten einst als „Heiratsmarkt“, so ist inzwischen offenbar das Kennenlernen per Internet immer mehr angesagt.
Es ist müßig, darüber zu diskutieren, ob die Gesellschaft aktuell weniger sozial beziehungsweise gesellig ist und damit das Kneipensterben ausgelöst hat oder ob es in der Region einfach weniger gute Kneipen gibt als früher. Irgendwie schade ist die Entwicklung in jedem Fall – zumindest aus der Sicht derer, die noch andere Zeiten erlebt haben.