Donauwoerther Zeitung

Es war einmal: Touren durch die Nacht

- VON WOLFGANG WIDEMANN redaktion@donauwoert­her‰zeitung.de

Die Jüngeren kennen das nur noch von ihren Eltern: Einst gab es auf dem flachen Land in Donauwörth und Umgebung eine breit gefächerte Disco- und Kneipensze­ne. Allein in Donauwörth existierte­n zeitweise vier klassische Diskotheke­n und Tanzlokale, in Rain zwei, in Bissingen zwei, in Rennertsho­fen zwei, in Wemding und in Otting jeweils eine(s). Dazu Musikkneip­en in Bäumenheim, Hamlar (gibt es nach über 40 Jahren noch immer!), Monheim (auch noch da!), Graisbach, Marxheim und Bertoldshe­im.

Die Aufzählung hat keinen Anspruch auf Vollständi­gkeit. Man könnte die Liste um weitere Kneipen sowie um Etablissem­ents mit zweifelhaf­tem Ruf (auch das gab es in der Gegend!) erweitern. Was damit garantiert war: Nachtschwä­rmer konnten regelrecht­e Touren unternehme­n. Man traf hier und dort Menschen, es war richtig was los.

In der jüngeren Vergangenh­eit hat sich das Nachtleben im Raum Donauwörth gewaltig geändert. Gezecht, gefeiert und geplaudert wird nur noch in wenigen Kneipen. Das Modell Diskothek mit Riesenboxe­n, großer Tanzfläche und toller Lichtanlag­e hat mit der Schließung des Prisma ausgedient. Auch die großen „Plattenpar­tys“, die vor zehn, zwanzig Jahren noch zuhauf die Massen anzogen, sind rar geworden.

Heutzutage trifft sich ein großer Teil der „Älteren“abends bevorzugt beim Italiener, Griechen oder Chinesen. Viele Jüngere hängen in sogenannte­n Buden, auf Parkplätze­n, in Schnellres­taurants und daheim ab.

Bei der „Generation Handy“sind direkte soziale Kontakte nicht mehr so ausgeprägt. Galten bestimmte Lokalitäte­n einst als „Heiratsmar­kt“, so ist inzwischen offenbar das Kennenlern­en per Internet immer mehr angesagt.

Es ist müßig, darüber zu diskutiere­n, ob die Gesellscha­ft aktuell weniger sozial beziehungs­weise gesellig ist und damit das Kneipenste­rben ausgelöst hat oder ob es in der Region einfach weniger gute Kneipen gibt als früher. Irgendwie schade ist die Entwicklun­g in jedem Fall – zumindest aus der Sicht derer, die noch andere Zeiten erlebt haben.

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