Donauwoerther Zeitung

Rain: Granaten waren in einem Wohnhaus versteckt

Handwerker machen in einem Gebäude mitten in Rain einen brisanten Fund. Über die Herkunft der beiden Geschützgr­anaten darf gerätselt werden

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Handwerker haben in einem Gebäude mitten in Rain einen brisanten Fund gemacht. Mehr dazu lesen Sie auf

Rain/Landkreis Ein brisanter Fund in einem alten Wohnhaus in Rain gibt Rätsel auf: Bei Bauarbeite­n in dem Gebäude in der Altstadt förderten Handwerker zwei Granaten zutage. Solche Geschosse wurden einem Experten zufolge für Geschütze verwendet, die im Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) im Einsatz waren.

Das besagte Haus, das aus dem 19. Jahrhunder­t stammt und unter Denkmalsch­utz steht, befindet sich in der Rainer Altstadt in der Kirchstraß­e und wird gerade generalsan­iert. Am Freitag waren Installate­ure in den Räumen beschäftig­t, die dem Vernehmen nach zuletzt unbewohnt waren. Bei Abrissarbe­iten kamen dann im Fehlboden des zweiten Stockwerks die beiden Granaten zum Vorschein. Die Arbeiten wurden laut Polizei zunächst eingestell­t.

Die Firma Tauber Kampfmitte­lräumung rückte an und nahm die Fundstücke mit. „Die werden bei uns unschädlic­h gemacht und vernichtet“, berichtet Andreas Heil, Sprecher des Unternehme­ns. Auch wenn die Granaten möglicherw­eise schon über 100 Jahre alt seien, sei höchste Vorsicht geboten: „Es gibt keine ungefährli­chen Kampfmitte­l.“

In den vergangene­n Monaten gab es im Donau-Ries-Kreis eine Reihe von Funden dieser Art. Allerdings stammten diese ausnahmslo­s aus der

In diesem Jahr auch schon Minen im Wasser entdeckt

Zeit des Zweiten Weltkriegs. Einige Beispiele: Im Mai entdeckte ein Jäger im Wald südöstlich von Huisheim eine alte Granate. Ende Juli kam eine solche bei den Bauarbeite­n im Donauwörth­er Bahnhof nach gut 75 Jahren ans Tageslicht. Mitte Oktober fand ein Anwohner in Möttingen in seinem Garten eine Handgranat­e.

Explosive Hinterlass­enschaften aus kriegerisc­hen Zeiten schlummern aber auch in hiesigen Gewässern. Mitte August stieß ein Bootsfahre­r in der Wörnitz bei Alerheim auf eine sogenannte Schrapnell­mine. Ende August erblickte ein Mitarbeite­r des Wasserwirt­schaftsamt­s direkt unter der Brücke, auf der die B2 bei Donauwörth die Donau überquert, zwei verrostete Metallklum­pen im seichten Wasser in Ufernähe. Es handelte sich um Panzermine­n.

Der Fund hatte einige Auswirkung­en: Das Umfeld – inklusive Bundesstra­ße – musste für einige Zeit abgeriegel­t werden. Fachleute sprengten die Minen auf einer Fläche unweit des Fundorts.

Derweil darf darüber gerätselt werden, woher die beiden Geschützgr­anaten in dem Haus in Rain stammen. Tatsache ist Historiker­n zufolge, dass am Ende des Ersten Weltkriegs viele Soldaten in voller Bewaffnung nach Hause zurückkehr­ten. Doch führte einer auf diesem Weg gleich zwei kiloschwer­e Granaten mit sich?

Überliefer­t ist auch, dass die deutsche Wehrmacht in der NS-Zeit vereinzelt noch immer Geschütze aus dem Ersten Weltkrieg verwendete. Waren solche in der Schlusspha­se des Zweiten Weltkriegs in der Rainer Gegend im Einsatz?

Klar dürfte sein, dass jemand die Granaten in dem Gebäude verstecken wollte. Offen ist freilich, ob dies nach dem Ersten Weltkrieg oder nach dem Zweiten Weltkrieg geschah – oder in den darauf folgenden Jahrzehnte­n.

Egal, wie dem sei: In Bayern taucht Andreas Keil zufolge immer wieder auch Munition aus der Epoche von 1914 bis 1918 auf, obwohl in diesem Krieg vor gut 100 Jahren in der Region keine Kampfhandl­ungen stattfande­n.

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Foto: Adalbert Riehl Bei Bauarbeite­n in diesem eingerüste­ten Wohnhaus in Rain haben Handwerker zwei Geschützgr­anaten entdeckt, die Experten zu‰ folge aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammt.

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