Corona: Sechs Tote binnen weniger Tage im Landkreis
In Zusammenhang mit Covid-19 sind über das Wochenende sechs weitere Patienten im Landkreis Donau-Ries gestorben. Klinik-Geschäftsführer Jürgen Busse informiert über die Lage, die aus seiner Sicht leicht kippen könnte
Im Landkreis Donau-Ries sind in den vergangenen Tagen sechs Patienten an oder mit Covid-19 gestorben.
Landkreis Die Zahl der an oder mit Covid-19 Verstorbenen im Landkreis Donau-Ries ist über das Wochenende um sechs Personen gestiegen. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der seit März im Zusammenhang mit dem Coronavirus Verstorbenen auf 36.
Fünf der sechs zuletzt Verstorbenen wurden zuletzt im landkreiseigenen Stiftungskrankenhaus Nördlingen behandelt. Jürgen Busse, Geschäftsführer der gKU-Kliniken in Donauwörth, Oettingen und Nördlingen, berichtet auf Nachfrage unserer Zeitung, dass nicht alle der Verstorbenen eine Intensivbehandlung gewünscht hatten. Es habe sich bei den Betroffenen um Patienten „mit erheblichen Grunderkrankungen“im fortgeschrittenen Alter gehandelt.
„Sie waren alle nicht gesund gewesen“, so Busse – schwere Erkrankungen wie beispielsweise Krebs oder diverse Herzleiden verschlimmerten die Infektion erheblich: „Covid kommt bei diesen Erkrankungen leider noch oben drauf“, so der gKU-Geschäftsführer.
Ein weiterer mit Corona infizierter Senior starb, wie das Landratsamt in Donauwörth am Montagnachmittag meldete, „im häuslichen Umfeld“. Die Verstorbenen waren zwischen 78 und 90 Jahre alt und, wie gesagt, allesamt gesundheitlich stark vorbelastet. Busse erklärt indessen, dass die erheblich Erkrankten zwar meist ältere Menschen seien, jedoch – obgleich vereinzelt – auch Jüngere im Landkreis schwerer erkrankten; bei ihnen kippe der Zustand aber nicht so häufig.
Die Zahl der seit März positiv auf das Coronavirus getesteten Personen im Landkreis Donau-Ries liegt aktuell, Stand Montagnachmittag, bei insgesamt 1497. Hiervon gelten 957 Personen bereits wieder als genesen. Momentan gelten 504 Personen im Landkreis als aktuell nachweislich Infizierte, sogenannte „Indexfälle“. In den Krankenhäusern des Landkreises werden, ebenfalls Stand Montag, 28 mit Covid-19 infizierte Personen behandelt, sechs davon intensivmedizinisch. Das Ro
listete den Landkreis Donau-Ries am Montag mit einem Inzidenzwert von 190,6. Klinik-Geschäftsführer Busse erläutert unterdessen, dass es im Landkreis Donau-Ries 31 Intensivbetten gibt: sechs dieser Betten in Donauwörth sind belegt, elf in Nördlingen, fünf in Oettingen – davon sind, wie vorher beschrieben, derzeit sechs Personen Covid-Patienten.
Dass sich die Zahl niedrig anhöre, täusche, sagt Busse: „Die Lage kann leicht kippen.“Jüngst habe man binnen kürzester Zeit fünf Intensivpatienten aus Augsburg übernommen. Die Intensivbetten seien begrenzt und das dort betreuende Personal ebenfalls – und Covid sei nicht die einzige Krankheit, die behandelt werden müsse.
„Die Intensivstationen sind das Nadelöhr“, beschreibt Busse die diffizile Situation rund um Covid an den Kliniken. Und: Auch beim Personal fielen in Zusammenhang mit Corona immer wieder Mitarbeiter aus, wenn auch eher vereinzelt. „Es ist wie beim Domino – fällt ein Stein, fallen andere mit.“Die Mediziner des gKU stimmten sich inzwischen sehr eng mit den benachbarten Krankenhäusern in Dillingen und Augsburg ab, die Vernetzung klappe, um gegebenenfalls Patienten in die Nachbarschaft verlegen oder Betroffene von dort übernehmen zu können. Busse erklärt, er halte die Maßnahmen, welche die Politik im Bund und im Freistaat zur Eindämmung des Virus zuletzt getroffen hat, nicht für überzogen – „sie sind notwendig“.
Des Weiteren informieren Landratsund Gesundheitsamt über Neuerungen und Klarstellungen rund um Corona im Landkreis:
● Nach Quarantäne kein Test not wendig Aufgrund vermehrter Nachfragen informiert das Gesundheitsamt darüber, dass von behördlicher Seite in der Regel kein negativer Coronatest zur Aufhebung einer Quarantäneanordnung vorgesehen ist: „Ein abschließender Nachweis der Genesung durch einen Test nach der Quarantäne ist nur dann nötig, wenn das Gesundheitsamt dies im Einzelfall für erforderlich hält und mitteilt.“Mit Ablauf der Anordbert-Koch-Institut nung ende diese folglich. Vom Arbeitgeber angeordnete und gesetzlich nicht vorgeschriebene Tests hätten bislang keine eindeutige Rechtsgrundlage. Sollten während einer angeordneten Quarantäne Symptome auftreten, sei der Ansprechpartner, wie in jedem Erkrankungsfall, der Hausarzt. Diesen solle man telefonisch kontaktieren. Ferner bittet das Gesundheitsamt darum, im Falle einer Kontaktaufnahme via sicherer Email oder schriftlich alle relevanten Informationen zur eigenen Person (Name, Geburtsdatum und gemeldete Anschrift) in jedem Fall zu übermitteln. Meldungen zu Kontaktpersonen seien ebenfalls „mit umfassenden Angaben zum Erkrankten sowie zu den betroffenen Personen zu senden und können nur dann auch einem Erkrankungsfall zugeordnet werden“.
● Bürgertestzentrum nur oh ne Symptome Wie bereits mitgeteilt, kann sich am Bürgertestzentrum in Möttingen jeder Bürger nach einer Terminvereinbarung freiwillig und kostenlos testen lassen. Sollten jedoch
Archivfoto: Mörzl Symptome vorliegen, ist für die Veranlassung weiterer Schritte, wie beispielsweise einer Testung auf Covid-19 der Hausarzt und nicht das Bürgertestzentrum oder das Gesundheitsamt zuständig.
● Trendwende in Sicht? Wie das Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration in einer Mitteilung erklärt, sei aktuell noch keine klare Trendumkehr bei den Infektionszahlen zu erkennen. Vielmehr passe das aktuelle Bild in die bisherigen Lockdownerfahrungen. So seien im Frühjahr, als die Maßnahmen zum 15. März verhängt wurden, bis zum „turning point“gut drei Wochen vergangen. Ähnlich habe es sich beim jüngst im Berchtesgadener Land verhängten Lockdown dargestellt. Folglich werde man sich, schon wegen der Inkubationszeit sowie der Zeit, bis nach einer Infektion Symptome auftreten und die Betroffenen getestet wurden, noch etwas gedulden müssen, bis Klarheit darüber herrscht, ob die auferlegten Einschränkungen im Teillockdown den gewünschten Erfolg gebracht haben.
Bei vielen Patienten kommt Corona „oben drauf“
(mit pm)