Von wegen Männersache: Frauen jagten bereits in der Steinzeit
Auch Frauen machten in der Steinzeit Jagd auf Großwild. Das schließen Forscher aus der Untersuchung frühzeitlicher Grabstätten. Die Annahme, dass nur Männer Jäger gewesen seien, sei damit überholt, so steht es nun in
2018 entdeckten Forscher bei Ausgrabungen in den Anden in Peru ein Grab mit menschlichen Überresten. Analysen von Knochen und Zahnschmelz zeigten: eine Frau. In dem Grab befand sich zudem eine Jagdausrüstung, mit Projektilspitzen und Werkzeugen zur Tierverarbeitung. Da Grabbeigaben in der Regel Gegenstände waren, die die Menschen im Leben begleitet haben, liege es nahe, dass die Frau Jägerin war, sagen die Forscher.
Doch ist die Jägerin ein Einzelfall? Mit Blick auf frühere Aufzeichnungen identifizierten die Forscher weitere Grabstätten aus dem späten Pleistozän und frühen Holozän in Nord- und Südamerika. Von den insgesamt 429 Gestorbenen waren 27 mit Jagdutensilien bestattet worden, elf davon Frauen. Die Stichprobe
Science Advances.
zeige, „dass die Teilnahme von Frauen an der frühen Großwildjagd wahrscheinlich nicht außergewöhnlich war“, teilen die Forscher mit.
„Die Studie präsentiert eine einzigartige Reihe von Beweisen für die regelmäßige Beteiligung von Frauen an der Großwildjagd“, sagte auch Steven Goldstein vom Max-PlanckInstitut für Menschheitsgeschichte in Jena, der nicht an der Untersuchung beteiligt war. Und Studienleiter Randy Haas wiederum betont, die Ergebnisse seien angesichts der Diskussionen über geschlechtsspezifische Arbeitsweisen und Ungleichheiten durchaus aktuell. Dass die Arbeitspraktiken in den jüngeren Jäger-Sammler-Gesellschaften stark geschlechtsspezifisch gewesen seien, führe einige zu der Annahme, dass heutige sexistische Ungleichheiten in Bezug auf Bezahlung oder Rang irgendwie „natürlich“seien. „Aber es ist jetzt klar, dass die Arbeitsteilung nach Geschlecht in der tieferen Vergangenheit unserer Spezies (..) grundlegend anders war – vermutlich gerechter.“
Wilhelm Pischke