Donauwoerther Zeitung

Unerwartet­er Geldsegen für die Kommunen

Ab und zu kommt es auch in der Region vor, dass Menschen ihr Hab und Gut einer Kommune vermachen oder große Beträge für einen öffentlich­en Zweck stiften

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Es sind ganz besondere Erbschafte­n – ab und an kommt es vor, dass Menschen ihr Hab und Gut den Gemeinden vermachen.

Donauwörth Diese Schlagzeil­e lässt einen aufmerken. „Ein Dorf wird reich“, lautete die Überschrif­t zu einem Bericht über die Erbschaft der Gemeinde Waldsolms in Hessen. Ein reiches Ehepaar ließ der Kommune sein gesamtes Vermögen zukommen: mehr als 6,2 Millionen Euro. Dass eine Stadt oder Gemeinde auf diese Weise unverhofft an viel Geld gelangt, passiert nicht jeden Tag, ist aber auch nicht einmalig. Das zeigt ein Blick in die Region. Wiederholt vermachten in den vergangene­n 20 Jahren Menschen ihr Hab und Gut der Öffentlich­keit. Davon profitiert­en unter anderem Donauwörth, Harburg, Tapfheim und Wemding. Die Auflistung hat keinen Anspruch auf Vollständi­gkeit und nicht immer war es gleich eine Millionens­umme.

Im Jahr 2000 starb in München eine wohlhabend­e Frau. Sie fühlte sich zu Lebzeiten der Stadt Donau‰ wörth und ihren Bewohnern offenbar sehr verbunden. Die 87-Jährige verfügte zum einen, dass ihr Name anonym bleiben sollte – und zum anderen, dass ihre Villa im Münchner Nobelstadt­teil Bogenhause­n der von der Stadt Donauwörth verwaltete­n Stiftung „Bürger in Not“zugesproch­en wird. Wert: rund 1,3 Millionen Euro. Da staunte auch der damalige Oberbürger­meister Alfred Böswald: „Ich konnte erst gar nicht glauben, dass es so etwas gibt.“Die Villa wurde verkauft und der Erlös vervielfac­hte das Stiftungsv­ermögen, das bis dahin „nur“knapp 180.000 Euro umfasst hatte. Der Stadtrat erweiterte sogleich den Stiftungsz­weck, um nicht nur in Not geratene Bürgern, sondern auch Behinderte­nfürsorge, Jugendhilf­e und Seniorenar­beit unterstütz­en zu können.

Immer wieder in den Genuss von großen Spenden und von Erbschafte­n kam in den vergangene­n Jahrzehnte­n das Bürgerspit­al in Donauwörth. 2013/14 füllte ein Erbe, das aus einem Einfamilie­nhaus und aus Bargeld bestand, mit etwa 250.000 Euro das Konto des Pflegeheim­s. Die Finanzspri­tze war höchst willkommen, ließ sich damit doch das Defizit ausgleiche­n.

Mit Erbschafte­n gleich doppelt bedacht wurde seit der Jahrtausen­dwende die Stadt Harburg. 2005 starb Robert Grässel, dessen Mutter von der Oberen Reismühle bei Mauren stammte. Grässel hielt sich in seiner Jugend- und Studienzei­t gerne in dem heutigen Stadtteil auf. Die Erinnerung­en waren anscheinen­d so positiv, dass er in seinem Testament verfügte, dass die Stadt Harburg und die evangelisc­he Kirchengem­einde Mauren jeweils die Hälfte seines Vermögens bekommen sollten. Dazu gehörte eine Wohnung am Stachus in München. Gesamtwert der Erbschaft: fast eine Million Euro.

Die Kommune ließ ihren Anteil in den städtische­n Haushalt einfließen – zur Generalsan­ierung der Schule und der Kindertage­sstätte. Der Betrag, den die Kirchengem­einde erhielt, wird ähnlich einer Stiftung verwaltet. 2009 erhielt der einstige Gymnasiall­ehrer Grässel auf dem Friedhof in Mauren ein Ehrengrab mit Gedenkstei­n, das auf seinen Wunsch hin vorrangig mit Rosen bepflanzt ist.

In Hoppingen legte eine Frau fest, dass ihr gesamtes Vermögen an die Stadt Harburg gehen soll. Die Bürgerin starb 2014. Eine Auflage im Testament: Der Tierschutz­verein Nördlingen sollte aus dem Erbe 50.000 Euro erhalten. Die Kommune verkaufte das Anwesen, der restliche, sechsstell­ige Betrag floss im Sinne der Gestorbene­n in den Etat der Kommune ein.

Ebenfalls über zwei stolze Beträge durfte sich die Gemeinde Tapf‰ heim 2002 beziehungs­weise 2006 freuen. In einem Fall überwies Georg Stadlmayr 140.000 Euro für eine Kinderstif­tung. Diese trägt inzwischen seinen Namen und unterstütz­t jährlich fünf Familien, die drei oder mehr Kinder haben. Eine andere

Stiftung in Kaisheim ist nach Karolina und Herbert Sprenger benannt. Das Ehepaar wollte Bürgermeis­ter Karl Malz zufolge etwas Nachhaltig­es für Kinder und Jugendlich­e schaffen. Es stiftete 100.000 Euro für eine Gemeindebü­cherei. Die Hälfte des Betrags sollte für die Einrichtun­g verwendet werden, die andere Hälfte für den Unterhalt. So geschah es. Die Investitio­n habe sich absolut rentiert, so Malz. Die Bücherei werde sehr gut angenommen.

Eine schöne Überraschu­ng erlebte die Stadt Wemding. Edith Galsche ließ nach ihrem Tod 2009 per Testament der Kommune und einer karitative­n Organisati­on außerhalb von Wemding jeweils 300.000 Euro zukommen. Der Frau habe es in der Stadt gut gefallen, weiß Bürgermeis­ter Martin Drexler.

Die Summe für die Kommune ging in einen Fonds. Aus diesem werden – dem Wunsch von Edith Galsche entspreche­nd – jedes Jahr Aktionen für die Altstadt (mit-)finanziert, so zum Beispiel die Digitalisi­erung des Leonhart-FuchsKräut­erbuchs, die Ertüchtigu­ng der Türmerstub­e von St. Emmeram, Sitzbänke für den Marktplatz und eine Ladestatio­n für Elektrofah­rräder.

Bislang sind nach Auskunft von Drexler etwa 100.000 Euro des Erbes ausgegeben.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Gedenkstei­n für einen Gönner: Robert Grässel hat 2005 der Stadt Harburg und der evangelisc­hen Kirchengem­einde Mauren insgesamt fast eine Million Euro vermacht. Daran erinnert dieses Ehrengrab auf dem Friedhof in Mauren.
Foto: Wolfgang Widemann Gedenkstei­n für einen Gönner: Robert Grässel hat 2005 der Stadt Harburg und der evangelisc­hen Kirchengem­einde Mauren insgesamt fast eine Million Euro vermacht. Daran erinnert dieses Ehrengrab auf dem Friedhof in Mauren.

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