Jugendliche wieder im Wartestand
Für Jugendliche ist der Lockdown meist eine größere Belastung als für Erwachsene. Die katholische Jugendstelle in Donauwörth hat auch deswegen Kapazitäten ausgebaut
Landkreis Es ist irgendwie eine Arbeit im Wartestand, die Bernd Rochna derzeit gemeinsam mit Julia Pölöskei und Ulrike Tendyra ableisten muss: Der katholische Jugendpfarrer, die Sozialarbeiterin und die Verwaltungskraft sind bei der Donauwörther Jugendstelle des Bistums Augsburg für die Seelsorge bei den Jugendlichen in der Region zuständig. Die sind das zweite Mal im coronabedingten Lockdown. Trotzdem wird fleißig geplant in der Jugendstelle. Weil es gar nicht anders gehe, wie Rochna erklärt.
Der Lockdown bedeute keineswegs das Ende aller Planungen, sagt der Donauwörther Jugendpfarrer. Ganz im Gegenteil: Gerade jetzt gelte es, in die Zukunft zu schauen, damit die Jugendlichen nicht vor einem Nichts an Gemeinschaft stehen – dann, wenn hoffentlich in absehbarer Zeit zwischenmenschliche Begegnungen nicht mehr als generelles Risiko gelten. Und dafür ist nun auch Sozialarbeiterin Pölöskei, die aus Ellwangen stammt, gekommen. Sie ist seit September mit im Team um Bernd Rochna und hat bereits einiges organisiert, etwa ein Fußballturnier und ein MinistrantenWochenende. Beides musste abgesagt werden, als im Herbst die Infiziertenzahlen
stark angestiegen waren. Kurzum – Planung: ja. Planungssicherheit: eher nicht.
„Klar kann es frustrierend sein, immer wieder zu organisieren und die Veranstaltung dann doch abzusagen“, sagt Pölöskei. Doch die vorsorgende Arbeit sei alternativlos, betont Rochna: „Nichts zu planen für unsere Jugendlichen, das wäre unverantwortlich.“Begegnungen sind von existenzieller Bedeutung für Heranwachsende – die Gemeinschaft, das Miteinander. Bei einer Öffnung nach der Pandemie dürfe man nicht schulterzuckend vor einem schwarzen Loch stehen. Gerade dann, nach der Zeit einer weitgehenden Isolation, müssten die jungen Menschen abgeholt werden.
Aktuell sei das schwierig, das Kümmern, die Gemeinschaft, der direkte Beistand. Und die Begegnung auf Distanz, meist via Internet, sie habe deutlich an Fahrt verloren, erklärt Rochna: „Nach der 25. Bibel-Challenge im Internet ist eben irgendwann mal die Luft raus“, sagt der Jugendpfarrer. Und die Schwelle, per Telefon in Kontakt
zu bleiben, ist bisweilen zu hoch. Jener direkte Kontakt könne nicht einfach so ersetzt werden, Menschen brauchten einander. Gerade das ist wohl das Tückische an Corona, dieses Paradox, man helfe sich am meisten, indem man einander nicht begegne. Gerade für Junge sei diese Quarantäne-Lage enorm schwierig.
Umso motivierter ist man in den ehemaligen Internatsräumen des Klosters Heilig Kreuz in Donauwörth jetzt in die Organisation von Veranstaltungen für die Jugendlichen eingestiegen: Stattfinden soll im Jahr 2021 ein missionarisches Wochenende in Nördlingen – „mal schauen“, sagt Rochna zähneknirschend, denn es ist für Februar anberaumt. Auch ein Oberministranten-Wochenende, ein MinistrantenWochenende, eine Jugendleiterschulung mit der evangelischen Jugend sowie ein Fußballturnier stehen auf der Agenda; ebenfalls in Planung sind ein Valentins-Gottesdienst, die fast schon traditionelle Liedertankstelle und ein Kurs zur Ersten Hilfe.
Und da wäre freilich noch das Highlight – die Fahrt zur ökumenischen Kommunität Taizé nach Frankreich. An allem werde und wolle man festhalten. Verschieben, das gehe eher, als letzten Endes mit leeren Händen dazustehen, meinen die drei aus dem Team der Jugendseelsorge in Donauwörth. Die ehrenamtlichen Leiter der Gruppen seien – trotz mancher „leichter Ermüdungserscheinungen“, wie Rochna es nennt – noch an Bord, man versuche, über die Distanz in Kontakt zu bleiben. Die Hoffnung, dass es besser werde, sie treibe alle an. Auch die Treffen der Hauptamtlichen der Jugendseelsorge des Bistums liefen seit geraumer Zeit anders, sagt Verwaltungskraft Ulrike Tendyra.
Zum einen seien sie von drei auf zwei reduziert worden, zum anderen fänden sie, wie so vieles, digital statt. Es sei alles ein wenig vergleichbar mit dem Sitzen auf der Ersatzbank, meint Jugendpfarrer Rochna: „Es ist ein Abwarten.“
Ob sie Angst haben, dass die Jugendlichen nach Corona Hemmungen hätten, in ihre alten Gruppen und Kreise zu kommen? Sozialarbeiterin Pölöskei sagt fest und sicher: „Nein, die Leute haben Lust, wieder etwas zu machen.“Aber klar, es laufe je nach der Motivation der Aktiven an den verschiedenen Orten jeweils anders ab. Corona sei hier wie ein Brennglas: Wo die Jugendarbeit vorher funktioniert hat, werde das auch weiterhin so sein.
Dass speziell Seelsorge auch nach Corona eine besondere Rolle spielen werde, davon ist Rochna indes überzeugt. Beispiel Ausbildungsmarkt. Der werde wohl etwas angespannter sein, die jungen Menschen bräuchten umso mehr helfende Hände. Und durch die Corona-Krise sei der Blick auf das Wesentliche, die Religion, den Glauben, wieder stärker geworden. Dies habe sich jedoch bei den jungen Menschen bereits vor der Krise gezeigt, berichtet Rochna aus seiner Arbeit mit Azubis: „Der Wunsch nach religiösen Themen ist da.“Das werde nach der CoronaKrise weitergehen, prognostiziert der Jugendpfarrer – in jeder Krise gibt es auch Hoffnung.