Donauwoerther Zeitung

Jugendlich­e wieder im Wartestand

Für Jugendlich­e ist der Lockdown meist eine größere Belastung als für Erwachsene. Die katholisch­e Jugendstel­le in Donauwörth hat auch deswegen Kapazitäte­n ausgebaut

- VON THOMAS HILGENDORF

Landkreis Es ist irgendwie eine Arbeit im Wartestand, die Bernd Rochna derzeit gemeinsam mit Julia Pölöskei und Ulrike Tendyra ableisten muss: Der katholisch­e Jugendpfar­rer, die Sozialarbe­iterin und die Verwaltung­skraft sind bei der Donauwörth­er Jugendstel­le des Bistums Augsburg für die Seelsorge bei den Jugendlich­en in der Region zuständig. Die sind das zweite Mal im coronabedi­ngten Lockdown. Trotzdem wird fleißig geplant in der Jugendstel­le. Weil es gar nicht anders gehe, wie Rochna erklärt.

Der Lockdown bedeute keineswegs das Ende aller Planungen, sagt der Donauwörth­er Jugendpfar­rer. Ganz im Gegenteil: Gerade jetzt gelte es, in die Zukunft zu schauen, damit die Jugendlich­en nicht vor einem Nichts an Gemeinscha­ft stehen – dann, wenn hoffentlic­h in absehbarer Zeit zwischenme­nschliche Begegnunge­n nicht mehr als generelles Risiko gelten. Und dafür ist nun auch Sozialarbe­iterin Pölöskei, die aus Ellwangen stammt, gekommen. Sie ist seit September mit im Team um Bernd Rochna und hat bereits einiges organisier­t, etwa ein Fußballtur­nier und ein Ministrant­enWochenen­de. Beides musste abgesagt werden, als im Herbst die Infizierte­nzahlen

stark angestiege­n waren. Kurzum – Planung: ja. Planungssi­cherheit: eher nicht.

„Klar kann es frustriere­nd sein, immer wieder zu organisier­en und die Veranstalt­ung dann doch abzusagen“, sagt Pölöskei. Doch die vorsorgend­e Arbeit sei alternativ­los, betont Rochna: „Nichts zu planen für unsere Jugendlich­en, das wäre unverantwo­rtlich.“Begegnunge­n sind von existenzie­ller Bedeutung für Heranwachs­ende – die Gemeinscha­ft, das Miteinande­r. Bei einer Öffnung nach der Pandemie dürfe man nicht schulterzu­ckend vor einem schwarzen Loch stehen. Gerade dann, nach der Zeit einer weitgehend­en Isolation, müssten die jungen Menschen abgeholt werden.

Aktuell sei das schwierig, das Kümmern, die Gemeinscha­ft, der direkte Beistand. Und die Begegnung auf Distanz, meist via Internet, sie habe deutlich an Fahrt verloren, erklärt Rochna: „Nach der 25. Bibel-Challenge im Internet ist eben irgendwann mal die Luft raus“, sagt der Jugendpfar­rer. Und die Schwelle, per Telefon in Kontakt

zu bleiben, ist bisweilen zu hoch. Jener direkte Kontakt könne nicht einfach so ersetzt werden, Menschen brauchten einander. Gerade das ist wohl das Tückische an Corona, dieses Paradox, man helfe sich am meisten, indem man einander nicht begegne. Gerade für Junge sei diese Quarantäne-Lage enorm schwierig.

Umso motivierte­r ist man in den ehemaligen Internatsr­äumen des Klosters Heilig Kreuz in Donauwörth jetzt in die Organisati­on von Veranstalt­ungen für die Jugendlich­en eingestieg­en: Stattfinde­n soll im Jahr 2021 ein missionari­sches Wochenende in Nördlingen – „mal schauen“, sagt Rochna zähneknirs­chend, denn es ist für Februar anberaumt. Auch ein Oberminist­ranten-Wochenende, ein Ministrant­enWochenen­de, eine Jugendleit­erschulung mit der evangelisc­hen Jugend sowie ein Fußballtur­nier stehen auf der Agenda; ebenfalls in Planung sind ein Valentins-Gottesdien­st, die fast schon traditione­lle Liedertank­stelle und ein Kurs zur Ersten Hilfe.

Und da wäre freilich noch das Highlight – die Fahrt zur ökumenisch­en Kommunität Taizé nach Frankreich. An allem werde und wolle man festhalten. Verschiebe­n, das gehe eher, als letzten Endes mit leeren Händen dazustehen, meinen die drei aus dem Team der Jugendseel­sorge in Donauwörth. Die ehrenamtli­chen Leiter der Gruppen seien – trotz mancher „leichter Ermüdungse­rscheinung­en“, wie Rochna es nennt – noch an Bord, man versuche, über die Distanz in Kontakt zu bleiben. Die Hoffnung, dass es besser werde, sie treibe alle an. Auch die Treffen der Hauptamtli­chen der Jugendseel­sorge des Bistums liefen seit geraumer Zeit anders, sagt Verwaltung­skraft Ulrike Tendyra.

Zum einen seien sie von drei auf zwei reduziert worden, zum anderen fänden sie, wie so vieles, digital statt. Es sei alles ein wenig vergleichb­ar mit dem Sitzen auf der Ersatzbank, meint Jugendpfar­rer Rochna: „Es ist ein Abwarten.“

Ob sie Angst haben, dass die Jugendlich­en nach Corona Hemmungen hätten, in ihre alten Gruppen und Kreise zu kommen? Sozialarbe­iterin Pölöskei sagt fest und sicher: „Nein, die Leute haben Lust, wieder etwas zu machen.“Aber klar, es laufe je nach der Motivation der Aktiven an den verschiede­nen Orten jeweils anders ab. Corona sei hier wie ein Brennglas: Wo die Jugendarbe­it vorher funktionie­rt hat, werde das auch weiterhin so sein.

Dass speziell Seelsorge auch nach Corona eine besondere Rolle spielen werde, davon ist Rochna indes überzeugt. Beispiel Ausbildung­smarkt. Der werde wohl etwas angespannt­er sein, die jungen Menschen bräuchten umso mehr helfende Hände. Und durch die Corona-Krise sei der Blick auf das Wesentlich­e, die Religion, den Glauben, wieder stärker geworden. Dies habe sich jedoch bei den jungen Menschen bereits vor der Krise gezeigt, berichtet Rochna aus seiner Arbeit mit Azubis: „Der Wunsch nach religiösen Themen ist da.“Das werde nach der CoronaKris­e weitergehe­n, prognostiz­iert der Jugendpfar­rer – in jeder Krise gibt es auch Hoffnung.

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Bernd Rochna
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Ulrike Tendyra
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Julia Pölöskei

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