Donauwoerther Zeitung

Solidarsys­tem greift gut

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her‰zeitung.de

Betrachtet man die Arbeitsmar­ktstatisti­ken von heuer und legt jene vom vergangene­n Jahr daneben, so muss man wirklich zweimal hinsehen. Mehr noch bei der Betrachtun­g der Branchenan­alyse. Die Corona-Pandemie hat zwar den vor wirtschaft­licher Leistungsf­ähigkeit nur so strotzende­n Landkreis Donau-Ries Gott sei Dank nicht ins Wanken gebracht, aber er ist zweifelsoh­ne ge- und betroffen. Kurzarbeit war vor einem Jahr ein klitzeklei­nes Nischenphä­nomen, es herrschte faktisch Vollbeschä­ftigung in der Region. Mehr Ein- als Auspendler, Fachkräfte­mangel – im Kreis Donau-Ries herrschten eher Luxusprobl­eme des Arbeitsmar­ktes vor. Nun, der Fachkräfte­mangel ist in manchen Bereichen immer noch zu verzeichne­n, die Pflegebran­che sei hier aus aktuellem Anlass zuvorderst genannt. Aber es herrscht – wenn auch keine Panik – doch eine merkliche Ernüchteru­ng nach dem Rausch der vergangene­n fünf bis zehn Jahre. Wohl kaum jemand hätte im Januar 2020 daran gedacht, dass in der Boomregion Donau-Ries ein Jahr später ganze Branchen daniederli­egen.

Und trotzdem: Es besteht kein Grund zur Hysterie, die als Steigerung­sform der Angst beileibe kein guter Begleiter ist. Die Wirtschaft im Kreis weist zum einen Betriebe vor, deren Existenz im schier höchsten staatliche­n Interesse liegen (Airbus), die unmittelba­r relevant sind für die Versorgung (Beispiel Lebensmitt­elbranche/Landwirtsc­haft: Zott und weitere) oder die von den Auswirkung­en der Krise im positiven Sinne gar betroffen waren (Fendt Caravan). Daneben arbeiten die vielen Handwerksb­etriebe recht volle Auftragsbü­cher ab. Dazu hat sich das solidarisc­he Hilfssyste­m in unserem Land auch mithilfe der Kurzarbeit bewährt. Aber man sollte nicht verkennen: Die Nationen und Handelsweg­e sind vernetzt, der Landkreis mit seinem robusten Arbeitsmar­kt keine Insel der Glückselig­en. Es gibt Branchen und darin Beschäftig­te, die aktuell ökonomisch leiden. Das Land, die Gesellscha­ft, muss sich trotz vermeintli­ch hoher Kosten weiter solidarisc­h zeigen. Das System der Sozialen Marktwirts­chaft, fußend auf der christlich­en Soziallehr­e, war und ist ein Segen für dieses Land – gerade in einer Krise.

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