Donauwoerther Zeitung

Der älteste Bewohner im Landkreis

Der Donauwörth­er Georg Gassmann ist mit 107 Jahren gestorben. Sein Leben hatte mehrere Wendungen

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Er hat ein biblisches Alter erreicht und in seinem langen Leben buchstäbli­ch die entlegenst­en Winkel der Welt erkundet. An Weihnachte­n ist Georg Gassmann im Alter von 107 Jahren gestorben. Der Donauwörth­er war wohl der älteste Mensch, der jemals im DonauRies-Kreis gelebt hat.

Gassmann kam am 2. November 1913 im hessischen Hanau auf die Welt. Aus dem Ersten Weltkrieg blieben einige Eindrücke in seinem Gedächtnis hängen. Er erlebte den Einmarsch der französisc­hen Soldaten 1918: „Sie waren nett zu uns Kindern.“Bereits als Schüler interessie­rte sich Gassmann für die Naturwisse­nschaften. In der Zeit des Nationalso­zialismus studierte er

Physik, Chemie, Mathematik und Elektrotec­hnik in Würzburg, Wien, München und Göttingen. Irgendwie sei er „durch die Umstände der Zeit in seinen Beruf gedrängt“worden, sagte Gassmann später. Er arbeitete von 1939 bis 1945 bei der Deutschen Versuchsan­stalt für Luftfahrt – und war nach dem Zusammenbr­uch des „Dritten Reichs“zunächst arbeitslos.

Dem Familienva­ter mit zwei Kindern blieb nichts anderes übrig, als eine Lehre als Autoschlos­ser zu machen und Erfahrunge­n als Fahrlehrer in Bad Orb zu sammeln. Dann folgte eine weitere Wendung: Die Amerikaner als Besatzungs­macht erfuhren von Gassmanns Kenntnisse­n über Flugzeugna­vigation – und machten ihm ein Angebot. Er sagte zu, zog in die Nähe von Boston um und stand fortan im Dienst der USLuftstre­itkräfte. Gassmann verdiente gut – und war viel unterwegs. Er war unter anderem am Nord- und am Südpol und untersucht­e im Pazifik die Auswirkung­en der Atombomben. In jener Zeit erhielt der promoviert­e Naturwisse­nschaftler die US-Staatsbürg­erschaft.

Nach 21 Jahren in Amerika zog es ihn aber zurück in die „alte Heimat“. Genauer gesagt ließ er sich 1973 in Donauwörth nieder, weil dort bereits seine Tochter lebte. Fast fünf Jahrzehnte verbrachte Georg Bassmann dann in der Stadt. Er zeigte sich vielseitig interessie­rt, philosophi­erte über die Entwicklun­g

von Mensch und Natur. Als Rezept für sein hohes Alter nannte Gassmann anlässlich seines 100. Geburtstag­s gegenüber unserer Zeitung: „Ich habe stets versucht, maßvoll zu leben.“Sport habe er kaum getrieben.

Bis vor wenigen Jahren wohnte Gassmann in seinem Haus in der Parkstadt, versorgte sich weitgehend selbst, war stets korrekt gekleidet, trug Krawatte und erklärte Oberbürger­meister Armin Neudert beim Besuch zum 104. Geburtstag, dass das Tanzhaus eine größere Bühne brauche, damit weiterhin interessan­te Veranstalt­ungen stattfinde­n könnten. Seine letzten Lebensjahr­e verbrachte Gassmann im BRK-Heim in Donauwörth.

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Foto: Mühlhause Ist im Alter von 107 Jahren gestorben: Georg Gassmann.

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