Großer CoronaAusbruch in Donauwörther BRKHeim
Pünktlich zum ersten Tag des verschärften Lockdowns schnellen die Infektionszahlen im Landkreis Donau-Ries deutlich in die Höhe. Einen großen Anteil daran hat ein massiver Ausbruch im BRK-Seniorenheim in Donauwörth
44 Bewohner und 16 Mitarbeiter im BRK-Heim in Donauwörth sind seit Freitag positiv auf Corona getestet worden. Mehr auf
Landkreis Der Corona-Inzidenzwert hat im Landkreis Donau-Ries eine neue Höchstmarke erreicht. Laut Robert-Koch-Institut lag er am Montag bei 234,0.
Über 200 – gemäß der seit 11. Januar verschärften Corona-Regeln in Bayern tritt damit die 15-Kilometer-Beschränkung in Kraft, wonach sich die Bewohner des Landkreises in der Freizeit höchstens 15 Kilometer von ihrem Wohnort entfernen dürfen. Das gilt auch innerhalb des Landkreises. Es ist also nicht möglich, von Donauwörth nach Nördlingen zu fahren, um dort einen Spaziergang auf der Stadtmauer zu unternehmen. Ein Einkauf im Unverpackt-Laden ist aber erlaubt. Auch der Besuch beim Arzt fällt nicht unter die Radius-Regelung. Landrat Stefan Rößle hat darauf verzichtet, ein Einreiseverbot für Tagesausflügler in den Landkreis zu verhängen. „Tourismus spielt bei uns nicht die Rolle, dass wir zusätzlich diese Maßnahme ergreifen müssen.“
Seit Sonntag meldete das RobertKoch-Institut 84 neue Fälle. Allein 60 gehen auf einen großen Ausbruch im BRK-Seniorenheim „Am Mangoldfelsen“in Donauwörth zurück. Dort wurden vergangene Woche bei einer routinemäßig durchgeführten Reihentestung durch einen Heimarzt Infizierte erkannt. Über das Wochenende wurde weiter getestet. Das Ergebnis: 44 Bewohner und 16 Mitarbeiter sind positiv – einer der größten Ausbrüche im Landkreis seit Beginn der Pandemie. Drei dort untergebrachte Senioren sind bereits im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.
Arthur Lettenbauer, BRK-Kreisgeschäftsführer, spricht von einem „erheblichen Ausbruch“. Es habe sich gezeigt, dass die wöchentlichen Anti-Gen-Tests wenig sicher seien, denn dabei seien die Infektionen nicht erkannt worden. Über das Wochenende seien die Bewohner in unterschiedlichen Bereichen des Heims untergebracht worden. Dank Überstunden von Mitarbeitern könnten die Senioren versorgt werden. Bis auf Weiteres sei kein Besuch durch Angehörige möglich.
Wie Landrat Rößle bestätigt, prüft das Landratsamt wie auch im
Seniorenheim Schloss Hochaltingen, ob es einen Zusammenhang zwischen der kurz vorher stattgefundenen Reihenimpfung im Heim gibt. Denn im BRK-Heim war erst am 2. Januar der Impfstoff 95 Senioren verabreicht worden. Wenige Tage später wurde die Infektionswelle registriert. „Aktuell deutet nichts darauf hin, dass der Ausbruch durch die Impfaktion verschuldet ist“, betont Rößle.
Denn, so der Landrat, nach wie vor resultieren viele Infektionen daraus, dass sich die Bürger nicht an die Kontaktbeschränkungen halten. „Es gibt weiter Familienfeiern, Freunde treffen sich im großen Kreis“, so Rößle. Danach sei die Verwunderung groß, dass ganze Gruppen infiziert seien. Hinzu kämen weitere Fälle aus den bereits bekannten Ausbrüchen im Seniorenheim Schloss Hochaltingen sowie in der Einrichtung für Behinderte von St. Johannes in Schweinspoint. „Wir hatten die 200er-Marke schon mehrmals überschritten. Nur diesmal hat dies andere Folgen.“
Ob die Radius-Regel bei den Bürgern zu mehr Disziplin in Sachen Kontaktvermeidung führt und damit zu einem Absenken der Inzidenzzahl? „Ich hoffe, dass es etwas bringt. Mir bleibt nur weiter eindringlich zu appellieren, so gut es geht zu Hause zu bleiben und Distanz zu wahren“, so der Kreischef.
Die Lage in den Krankenhäusern in der Region ist aktuell angespannt. In Donauwörth sind viele Mitarbeiter infiziert und in Quarantäne. Dennoch sei die Lage noch nicht problematisch, beteuert Landrat Stefan Rößle.
„Es ist ein Kraftakt“, sagt hingegen Professor Dr. Bernhard Kuch, Chefarzt der Inneren Abteilung des Nördlinger Stiftungskrankenhauses. Der Mediziner führt die unlängst gestiegenen Infektionszahlen auf mehrere Ursachen zurück: „Zum einen haben sicherlich die Lockerungen der Maßnahmen rund um Weihnachten und Silvester die Lage verschärft.“Er betont jedoch auch: „Letztlich ist es einfach ein hochansteckendes Virus.“Kuch schließt nicht aus, dass die unlängst erstmals in Bayern festgestellte neue und hochansteckende Variante des Coronavirus nun auch im Landkreis Donau-Ries angekommen sei. „Das ist jedoch schwer nachprüfbar.“Nur wenige Speziallabore seien für eine dafür notwendige Sequenzierung ausgerüstet.
Die Lage auf der Nördlinger Intensivstation bewertet der Professor als „auf hohem Niveau stabil“. Derzeit gebe es wenig Herzinfarkte, vier Covid-Patienten würden beatmet. „Das lässt uns etwas Spielraum an anderer Stelle.“
Kuch blickt mit gemischten Gefühlen in die nahe Zukunft. „Wir sind kampferprobt und haben große Hoffnungen, dass sich der Lockdown positiv auswirkt.“Was viele jedoch nicht ganz verstünden, sei, dass das Nördlinger Krankenhaus
Archivfoto: Wenzel durch die große Infektionswelle beim Donauwörther Krankenhauspersonal umso mehr ausgelastet sei. Was passiert, wenn sich auch in Nördlingen Personal mit Covid-19 infiziert? Kuch: „Dann muss man sich die Frage stellen, wer dann die Patienten versorgt.“
Der Polizei im Landkreis obliegt nun die Aufgabe, die 15-KilometerRegelung zu kontrollieren. Sowohl in Nördlingen wie auch in Donauwörth ist man sich einig, dass die Regelung wohl eher symbolischen Charakter hat und nur bei Routinekontrollen auffallen kann, dass jemand sich zu weit von seinem Wohnort entfernt hat. Wenn es zu einer Anzeige komme, werde der Fall wie bei allen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz an das Landratsamt Donau-Ries weitergeleitet, das vor der Verhängung eines Bußgeldes (nach derzeitigen Regelungen 500 Euro) die Betroffene oder den Betroffenen noch einmal anhöre.
Kurz zuvor fand in dem Heim eine Impfung statt