Auf Mark und Pfennig
Immer wieder gibt es Überraschungsfunde – in Millionenhöhe. Bundesbank tauscht Münzen und Scheine um – derzeit per Post
Frankfurt Über Nacht zum Millionär: Fast 3,5 Millionen D-Mark – also 1,79 Millionen Euro – entdeckte ein junger Mann im Haus seines kranken Onkels beim Aufräumen. Der Mann hatte das Geld in Säcken, Einkaufstüten und Zigarrenkisten in seinem Haus gebunkert und anschließend offenbar vergessen. Eigentlich wollte der Mann sein Haus verkaufen, um offene Rechnungen zu begleichen. Das war nicht mehr notwendig, nachdem der Junior den D-Mark-Schatz bei der Deutschen Bundesbank umgetauscht hatte.
Auch fast 19 Jahre nach Einführung des Euro-Bargeldes haben sich noch nicht alle Menschen von der alten Währung verabschiedet: Laut Bundesbank sind noch Scheine und Münzen im Gesamtwert von 12,4 Milliarden Mark noch nicht umgetauscht. Dabei handelt es sich um Banknoten im Wert von 5,79 Milliarden Mark sowie Münzen im Volumen von 6,61 Milliarden Mark. Das entspricht 164,3 Millionen Scheinen und mehr als 23 Milliarden Münzen.
Gebunkert im Milliardenwert werden noch 100- und 1000-MarkScheine: 17,2 Millionen Hunderter werden noch „vermisst“. Bei den Tausendern sind es 1,1 Millionen Stück.
Der allergrößte Teil der Bestände wurde rund um die Einführung des Euro-Bargeldes Anfang 2002 eingewechselt. Doch immer wieder werden D-Mark-Schätze durch Zufall entdeckt, versteckt in Schubladen, in Kellern, Büchern oder im Garten. So fanden drei Kinder nach dem Tod ihres Vaters kürzlich im Keller des Elternhauses versteckt in der Nähe eines Abflussrohres vergilbte, schwarze Klumpen, die kaum noch als Banknoten zu erkennen waren. Die Kinder gingen davon aus, mit der Summe die Beerdigungskosten abdecken zu können. Anhand der widerstandsfähigen aluminiumbeschichteten Sicherheitsfäden stellte sich jedoch heraus, dass es sich um fast 100 000 D-Mark handelte. „Unser Nationales Analysezentrum in Mainz tut alles dafür, um versehentlich beschädigte Banknoten zu ersetzen – auch wenn die Banknoten in einem Zustand sind, von dem man meinen könnte, da kriegt man nichts mehr dafür“, versichert Vorstandsmitglied Johannes Beermann.
Die Bundesbank nimmt auch Sammlermünzen
zum Nennwert an. „Man sollte sich vor einem beabsichtigten Umtausch aber kundig machen, ob sich wegen des Silbergehalts mancher Sammlermünzen und damit größerem Wert als der Nennwert ein Verkauf an professionelle Sammler lohnt“, sagte das für Bargeld zuständige Vorstandsmitglied.
Die alten Scheine und Münzen können anders als in vielen anderen Euroländern bei der Bundesbank unbefristet umgetauscht werden. Der Wechselkurs ist unverändert: Einen Euro bekommt man für 1,95583 D-Mark. Allerdings wurde diese Umtauschmöglichkeit wegen der Corona-Pandemie zuletzt seltener genutzt. Auch die Bundesbank ist mit ihren Filialen in den Lockdown für das sogenannte Jedermann-Geschäft gegangen. Banknoten und Münzen können bei der Bundesbank aber weiterhin per Post eingereicht werden.
Beermann: „Wenn sich die Zeiten wieder normalisiert haben, rechnen wir damit, dass unsere Angebote wieder verstärkt angenommen werden.“