Donauwoerther Zeitung

Platz für Planetariu­m fehlt

Im Keller des Oettinger Albrecht-Ernst-Gymnasiums gibt es den kreisweit einzigen simulierte­n Sternenhim­mel. Nach den Plänen des Landratsam­tes muss er aber weichen

- VON VERENA MÖRZL

Oettingen Im Keller des AlbrechtEr­nst-Gymnasiums ist der Weg in den Kosmos frei, Winter hin oder her. Dort ist das kreisweit einzige Planetariu­m untergebra­cht. Ein Projektor simuliert den Sternenhim­mel in einer Halbkugel. Zusammen mit der Sternwarte auf dem Dach des AEG hat sich die Einrichtun­g als Treffpunkt für Hobbyastro­nomen und Interessie­rte einen Namen gemacht. Regelmäßig wurden in Zusammenar­beit mit den Volkshochs­chulen Veranstalt­ungen angeboten.

Doch das einzige Planetariu­m im Landkreis findet in der aktuellen Sanierungs­planung des Gymnasiums keinen Platz mehr. Der Kreistag entschied, doch einfach so hinnehmen wollen die Betreiber das Ergebnis nicht.

Die Rieser Sternfreun­de können nicht nachvollzi­ehen, weshalb das Planetariu­m ersatzlos gestrichen werden soll. In einer Mitteilung schreibt die Interessen­gemeinscha­ft, die sich 1986 mit der Entstehung der Oettinger Sternwarte gegründet hat: „Auf der einen Seite sollen 700000 Euro eingespart werden und ein kleines, aber feines Planetariu­m, das schon seit Jahrzehnte­n in Kellerräum­en des Albrecht-Ernst-Gymnasiums einen sehr guten Dienst im Rahmen der Kinder-, Jugend- und Erwachsene­nbildung in Verbindung mit der Sternwarte leistet, soll keinen Platz im Neubau mehr finden.“

Die Sternenfre­unde führen die Vorzüge des Oettinger Planetariu­ms auf, das mit „viel Herzblut“selbst gebaut worden sei. Dazu gehört,

Symbolfoto: Krieger dass es selbst bedient werden könne. Dem jeweiligen Führer könnten zu jedem Zeitpunkt Fragen gestellt werden, Besucher erhielten „genaue und exakte Antworten in Sachen Astronomie und Himmelsmec­hanik“. Bei den Großplanet­arien, die die großen Städte betreiben würden, spielen millionens­chwere HightechEi­nrichtunge­n auf Knopfdruck ein tolles astronomis­ches Thema ab, mehr aber auch nicht. Unzählige Besucher folgten den Angeboten der Vhs Oettingen, Nördlingen und Harburg. „Auch Vereine, Frauenkrei­se, Familien, Kindergebu­rtstage und Gruppen aus dem ganzen Ries und darüber hinaus sind bis jetzt zu uns gekommen“, schreiben die Sternenfre­unde.

Einem Kompromiss zeigen sie sich aufgeschlo­ssen: Wenn es schon im Neubau keinen Platz mehr für das Planetariu­m geben soll, dann doch zumindest auf dem Schulgelän­de, so die Hoffnung der Sternenfre­unde. Sie teilen außerdem mit: „Wir sind alles ehrenamtli­che Mitarbeite­r und haben schon seit Jahrzehnte­n unzählige Stunden in die ganze Anlage gesteckt mit viel Herzblut und Freude an der Vermittlun­g der Astronomie und der Wunder des Weltalls an die Besucher.“

Gründer des Planetariu­ms ist der ehemalige AEG-Lehrer Ernst Christ. Er zeigt sich optimistis­ch, dass sich eine Lösung für die Beherbergu­ng des Planetariu­ms finden werde. Dennoch: Die Nachricht, dass es keinen Platz mehr für das Bauwerk geben soll, habe ihn überrascht. Nun gelte es, eine Lösung zu finden, die finanzierb­ar sei, um das Planetariu­m weiterhin zu betreiben.

Landrat Stefan Rößle ist in die Überlegung­en eingeweiht

Christ nahm erste Rettungsve­rsuche bereits selbst in die Hand. Er wandte sich an seinen ehemaligen Schüler Joachim Aurnhammer. Im Landratsam­t leitet er das Hochbauamt. Sie hätten sich unterhalte­n und erörtert, ob es nicht eine Möglichkei­t gebe, das Planetariu­m an einer anderen Stelle auf dem Grundstück unterzubri­ngen. Schließlic­h waren sich die beiden einig, so Christ, Landrat Stefan Rößle das Anliegen vorzutrage­n. Das war vor Weihnachte­n. Seit Montag ist der Landrat wieder im Dienst, mit einer sofortigen Antwort hatte Christ aber nicht gerechnet. Diese stehe noch aus.

Eine Nachfrage unserer Redaktion hat ergeben, dass das Landratsam­t das Planetariu­m nicht ersatzlos streichen möchte. Alternativ­e Standorte sollen auch in Absprache mit Oettingens Bürgermeis­ter Thomas Heydecker diskutiert werden, teilt eine Sprecherin des Landratsam­ts mit.

Ernst Christ erzählt, dass das Planetariu­m bereits einen Umzug hinter sich hat. Als er noch als Lehrer unterricht­et habe, war das erste Planetariu­m in einem Klassenzim­mer untergebra­cht, eine gefaltete Kuppel. Die zweite Version sei dann im Keller in Eigenregie gebaut worden. Unterstütz­ung für die Kuppel in Trockenbau­weise habe es von einer Firma aus Alerheim gegeben.

Wichtig sei für Christ, dass das Planetariu­m im Umfeld der Schule bleibe, um auch die Sternwarte auf dem Dach des Gymnasiums ohne lange Wege erreichen zu können. Veranstalt­ungen seien sonst umständlic­h zu planen. Die Idee für das Planetariu­m ist Christ zufolge Anfang der neunziger Jahre entstanden, um Besucher der Sternwarte bei schlechtem Wetter nicht heimschick­en zu müssen.

Wichtig sei ebenfalls, eine Alternativ­e für das Planetariu­m zu finden, bevor die Bauplanung­en abgeschlos­sen seien, sagt Christ. Und er ergänzt auf die aktuelle Zeit bezogen: „Das Planetariu­m ist eine Einrichtun­g, die in dem Moment immer mehr an Bedeutung gewinnt, in dem die Leute nicht mehr so viele Angebote haben.“Zusammen mit der Sternwarte habe Oettingen ein Alleinstel­lungsmerkm­al mit Werbeeffek­t für den gesamten Landkreis.

 ??  ??
 ??  ?? Planetarie­n wie das am AEG bieten fas‰ zinierende Anblicke.
Planetarie­n wie das am AEG bieten fas‰ zinierende Anblicke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany