Jeeps Kleinster wird Jeeps Grünster
Auch das Geländewagen-Original muss die Flotte elektrifizieren. Den Anfang macht der Renegade als Teilzeit-Stromer. So schlägt er sich
Ein Jeep mit Elektromotor? Das war für die meisten Fans der Marke bis vor kurzer Zeit wohl außerhalb jeder Vorstellungskraft. Aber die Hybridisierung macht eben selbst vor Urgesteinen nicht Halt, denn auch die müssen die strengen EU-Emissionsrichtlinien erfüllen, wollen die Hersteller nicht zu Strafzahlungen verdonnert werden.
Und so werden die Bezwinger der Wildnis von gestern zu den Bewahrern der Schöpfung von morgen. Ein bisschen jedenfalls. Denn wie bei jedem anderen Plug-In-Hybriden ist auch der Jeep nur so öko wie sein Fahrer. Nur wer den Wagen bei jeder Gelegenheit lädt, trägt zum Klimaschutz bei - und spart Sprit(kosten). Der Normverbrauch des Jeep Renegade 4xe, einem der ersten Plug-In-Hybriden der Traditionsmarke, beträgt gut zwei Liter.
Das ist, wie gesagt, nur mit vollem 11,4-kW-Akku zu realisieren und nur im Rahmen der maximalen elektrischen Reichweite von 43 Kilometern nach nach WLTP. Sobald der Batterie der Saft ausgeht, genehmigt sich der „grüne“Renegade in
Praxis seine acht, neun Liter Super. Da das Fassungsvermögen des Kraftstofftanks nur magere 36,5 Liter beträgt, findet man sich öfter an der Zapfsäule wieder, als einem lieb sein kann. Für das große Abenteuer taugt der kleine Elektro-Jeep also nur bedingt. Zu Gute halten muss man ihm jedoch, dass der Renegade noch nie ein schwergewichtiger Säufer war und seit jeher eher für die City-Safari konzipiert wurde. Die Verwandtschaft etwa zum Fiat 500X (Chrysler gehört seit 2014 zum Italo-Konzern) ist weitaus enger als die zu den ausgewachsenen Jeep-Brüdern. Insofern passt auch die Elektro-Strategie hier besser.
Zu Hause an der ganz normalen Steckdose geladen, sind die Batteder rien nach rund fünf Stunden wieder voll. Wer es noch schneller braucht, muss sich für 399 Euro eine Wallbox anschaffen. Auch an einer öffentlichen Ladesäule kann der Renegade 4xe flink flott gemacht werden. Das dafür notwendige Kabel kostet 290 Euro Aufpreis. Das ist ärgerlich, macht aber bei einem Einstiegspreis von 42600 Euro den Braten auch nicht mehr fett. Die PHEV-Variante rangiert damit rund 10000 Euro über dem nächstgünstigeren konventionellen Modell. Der Vergleich hinkt, weil ab dem aktuellen Modelljahr nur noch der Teilzeit-Stromer den in einem Jeep nahezu obligatorischen Allradantrieb aufbietet. Ferner bringt die „S“-Ausstattung jede Menge Annehmlichkeiten mit. Zum Beispiel LED-Licht, einen größeren Touchscreen, einen Parkassistenten, schicke 19-Zöller sowie Lenkrad- und Sitzheizung. Das garantiert komfortables und souveränes Vorankommen gerade im Winter. Traktionsprobleme kennt der Renegade nicht. Nichts stoppt den knuffigen Kraxler. Vorne zieht der 1,3-Liter-Vierzylinder (der witzigerweise fast wie ein Diesel klingt), hinten schiebt der Elektromotor. 133 kW/180 PS konventionell treffen auf 44 KW/60 PS elektrisch.
Wie 240 PS fühlt sich das in der Praxis allerdings nicht immer an. Der Renegade 4xe reagiert seltsam verzagt auf die Befehle des Gaspedals, mitunter sucht die SechsgangAutomatik entweder lange nach der passenden Fahrstufe oder schaltet sprunghaft hin und her. Erst im
Sport-Modus stellen sich Direktheit und Dynamik ein. Hier funktioniert auch das Zusammenspiel von Ottound E-Motor gefühlt besser. Wahr ist freilich auch: Wer seinen Gasfuß zügeln kann, ist im teilelektrifizierten Jeep Renegade entspannt und sparsam unterwegs. Und das war ja, ehrlich gesagt, der Sinn der Sache.