Donauwoerther Zeitung

Ein Kleinod des Glaubens feiert Jubiläum

Die Wallfahrt zur Gottesmutt­er Maria in Buggenhofe­n entstand vor 550 Jahren – ein Anziehungs­punkt bis heute

- VON HELMUT HERREINER

Bissingen‰Buggenhofe­n/Tapfheim‰ Donaumünst­er/Donauwörth „Im Jahre 1471 hat es sich begeben, dass zu Buggenhofe­n die Inwohner wollten ein gar wilden und rauhen Ort voller Disteln und Dörner ausreuten; da fanden sie in der Erden einen Altar, wiewohl sie aber tiefer gruben, fanden sie auch ein sauber ganz unverwesen­es Marienbild mit dem Kindlein auf dem Arm, von meisterlic­her Hand sauber geschnitze­t.“So steht in der 1610 von Prior Georg Beck verfassten Klosterchr­onik des Klosters Heilig Kreuz in Donauwörth geschriebe­n, was zum Ursprung der bis heute weitbekann­ten Marienwall­fahrt in dem kleinen Dörflein Buggenhofe­n bei Bissingen wurde. Somit feiert diese Wallfahrt in diesem Jahr ihr 550. Jubiläum und zählt damit zu den ältesten Marienwall­fahrtsorte­n in Bayern.

Die Gründungsl­egende erzählt von dem Bauern des bei Donaumünst­er gelegenen Abtsholzer­hofes, dem die Jungfrau Maria dreimal nacheinand­er im Traum erschienen ist und ihm verkündete, er solle in dem Krautgarte­n zu Buggenhofe­n graben. Nach der dritten Erscheinun­g habe der Bauer dies getan und das geschnitzt­e Marienbild gefunden. Daraus entstand der Brauch, dass der Abtsholzer Bauer an Kirchweih stets als Erster die Kirche in Buggenhofe­n betrat.

Nach dem Fund der Marienfigu­r wurde noch im gleichen Jahr, am 12. Oktober 1471, von Abt Johannes Strehler aus Heilig Kreuz in Donauwörth der Grundstein für eine Wallfahrts­kirche gelegt und mit dem Bau begonnen.

Neben dem Kloster Heilig Kreuz, das damals der Grundeigen­tümer des besagten Krautgarte­ns war, nahmen sich auch Abt Georg Flos aus dem Kloster Mönchsdegg­ingen und die dort beheimatet­en Mönche sofort der neuen Wallfahrt an. Die erste Kirche war freilich in Größe und Gestalt nicht vergleichb­ar mit derjenigen, die heute das Bild des kleinen Ortes prägt.

1473 war der Bau abgeschlos­sen, die neu entstanden­e Wallfahrt erfreute sich, wie es heißt, sogleich großer Beliebthei­t. Von 1476 bis 1566 wurde sie von sogenannte­n „Weltpriest­ern“betreut, danach übernahmen bis 1817 die Benediktin­er aus Mönchsdegg­ingen die Betreuung der Kirche. Wie tief verankert in der Bevölkerun­g diese Wallfahrt war, beweisen neben den vielen bis heute erhaltenen Wallfahrte­n aus den verschiede­nsten Orten im nördlichen Schwaben auch die über 200 Votivbilde­r, die in der Kirche heute noch zu sehen sind. Unter dem Motto „Maria hat geholfen“sind hier Ereignisse vornehmlic­h aus dem 18. und 19. Jahrhunder­t dargestell­t, in denen menschlich­e Schicksale in Notsituati­onen abgebildet sind. Die Votivbilde­r waren in aller Regel Dankesgabe­n oder auch Bittgaben an die Gottesmutt­er, ähnlich wie die zum Teil ebenfalls erhaltenen Wachsdarst­ellungen.

Sie sind aber mit Sicherheit nur ein kleiner Teil dessen, was hier einst vorhanden war. Auch erhalten in einzelnen Exemplaren, leider nicht in Buggenhofe­n oder Bissingen selbst, ist ein Mirakelbuc­h aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunder­ts, in dem mehr als 270 sogenannte „Gutthaten“, der Volksmund spricht hier eher von Wundern, der Maria von Buggenhofe­n beschriebe­n sind.

In jener Zeit, anlässlich des 300. Jubiläums der hiesigen Marienwall­fahrt, fand im Sommer 1771 eine

statt, die alles in den Schatten stellte, was man im Kesseltal je gesehen hatte. Eine Woche lang wurden Messen und Festgottes­dienste fast rund um die Uhr gefeiert, und es wurden von den auswärtige­n Festpredig­ern und den einheimisc­hen Pfarrern mehr als 10.000 heilige Kommunione­n gespendet. In den Jahren zuvor wurde die bis dahin spätgotisc­h ausgestalt­ete Kirche unter der Regie des Abtes Michael Dobler aus Mönchsdegg­ingen mit großem Aufwand im Rokokostil renoviert.

Die prachtvoll­en Gemälde von Johann Baptist Enderle, die der Kirche bis heute ihr Gesicht geben, gehen auf diese Zeit zurück. Blickfang im Chor ist das zu Ehren des Kirchenpat­roziniums gestaltete große Gemälde „Mariä Himmelfahr­t“, umgeben von den in sechs Kartuschen gefassten Allegorien der Tugenden Mariens, die damit allen Pilgern und Besuchern der Kirche als Vorbild dienen soll. Das Hauptfresk­o im Langhaus, das große Teile des Tonnengewö­lbes einnimmt, zeigt in eindrucksv­oller Weise die Verehrung Mariens durch die vier Erdteile

Europa, Afrika, Amerika und Asien. Hier erscheinen in sechs seitlichen Nebenkartu­schen Frauengest­alten, die ebenfalls den Tugend- und Gnadenreic­htum der Gottesmutt­er symbolisie­ren. Über Jahrhunder­te hinweg fasziniert die Ausstrahlu­ng der seit der Rokokozeit prächtig ausgestatt­eten Marienwall­fahrtskirc­he die Gläubigen aller Altersschi­chten.

Gleichzeit­ig gilt sie, weil nicht so groß dimensioni­ert wie manch andere Wallfahrts­kirche, schon immer als Kirche, „in der es sich besonders gut beten lässt“, wie es heißt. Abgesehen von den großen Festtagen finden viele Menschen hier nämlich, abseits der großen Städte und Treffpunkt­e, genau die Ruhe und innere Einkehr, die sie suchen. Nicht zuletzt auch als Hochzeitsk­irche oder zur Feier besonderer Familienju­biläen war und ist Buggenhofe­n deshalb sehr beliebt. Seit einigen Monaten allerdings ist die Ruhe auch hier besonders groß.

Die Corona-Pandemie brachte die Gottesdien­sttätigkei­t zuletzt praktisch zum Erliegen. Trotzdem wird sie auch in diesen Zeiten immer wieder von Gläubigen besucht. ImFestwoch­e merhin konnten die vergangene­n Monate zu weiteren Renovierun­gen genutzt werden, wie Kirchenpfl­eger Florian Brenner und Mesnerin Anni Boos berichten. Die Orgel wurde einer dringend notwendige­n Restaurier­ung unterzogen, und vor Weihnachte­n wurden auch die Altäre und die Kanzel durch eine Fachfirma aus dem Holzbereic­h renoviert. Sollte Corona mitspielen und die gegenwärti­gen Restriktio­nen gelockert werden können, hoffen Kirchenpfl­eger Brenner und der Bissinger Ortspfarre­r Pater George auf einen ersten Gottesdien­st im neuen Jahr an Mariä Lichtmess Anfang Februar.

Glanzlicht­er des Festjahres anlässlich des 550-jährigen Bestehens der Wallfahrt Buggenhofe­n sollen die Festgottes­dienste am 13. Mai (Christi Himmelfahr­t) mit Bischof Bertram Meier und am 15. August (Patroziniu­m Mariä Himmelfahr­t) mit Generalvik­ar Harald Heinrich sein. Damit ginge auch der Wunsch des Kirchenpfl­egers in Erfüllung: „Wir wollen eine lebendige Wallfahrts­kirche, die für die Menschen da ist, wie sie es immer schon war!“

Innere Ruhe und Einkehr finden

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Fotos: Herreiner 2021 feiert die Marienwall­fahrtskirc­he Buggenhofe­n ihr 550. Jubiläum. Über Jahr‰ hunderte war sie das Ziel unzähliger Pilger aus nah und fern.
 ??  ?? Hier eine Ansicht des kleinen Dorfes mit seiner Kirche aus dem Jahr 1967.
Hier eine Ansicht des kleinen Dorfes mit seiner Kirche aus dem Jahr 1967.
 ??  ?? Der prächtig verzierte Hochaltar der Wallfahrts­kirche.
Der prächtig verzierte Hochaltar der Wallfahrts­kirche.
 ??  ?? Das von den Gläubigen verehrte „Gna‰ denbild“Mariens mit dem Jesuskind.
Das von den Gläubigen verehrte „Gna‰ denbild“Mariens mit dem Jesuskind.

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