Innige Freundschaft und viele bunte Eier
Bei Familie Biehler aus Leitheim/Altisheim gibt es grüne, roséfarbene und schokobraune Eier. Sie stammen von glücklichen Hühnern, die diese ungewöhnlichen Farben produzieren. Der elfjährige Lorenz kümmert sich um die 140 Hennen
KaisheimAltisheim „Unsere Kinder brauchen Haustiere!“– Als Simone Biehler aus Leitheim vor ein paar Jahren für ihre beiden Söhne Lennard, heute 13 Jahre, und Lorenz, 11 Jahre, diese Feststellung trifft, hat sie etwas Unkompliziertes im Kopf, etwas vom Aufwand her Überschaubares. Sie denkt an Wellensittiche. Ehemann Andreas stimmt ihr zu und baut auch gleich eine Voliere im Freien – allerdings deutlich größer als nötig. „Mit gewissen Hintergedanken“, wie sich der 44-Jährige schmunzelnd erinnert. Denn bei Wellensittichen bleibt es nicht.
Eigene Hühner, eigene Eier, das ist damals schon lange eine Wunschvorstellung des Familienvaters, und da seine Ehefrau von einem Bauernhof stammt, ist auch für sie dieser Gedanke nie ganz abwegig.
Kurz und gut: Die Wellensittiche sind nur eine zeitlich befristete Episode im Familienleben der Biehlers.
Als Simone, 42 Jahre, im Oktober 2019 bei einem Ausflug in Rom weilt, „verbünden“sich ihre drei Männer und kaufen die ersten zehn Hühner beim Züchter: jeweils zwei Sperber, Italiener, Königsberger, Sussex und Marans. Damit ist der Grundstock gelegt für ein Hobby, das inzwischen freilich größere Ausmaße angenommen hat.
Von Anfang an ist der heute elfjährige Lorenz mit dabei, versorgt unter Anleitung und Mithilfe seines Vaters das Federvieh, erzieht es zu Streicheltieren und bewährt sich quasi als „Hühnerflüsterer“. Und so ist es kein Wunder, dass die mittlerweile 140 Flattertiere ziemlich auf ihn fixiert sind. Wenn Lorenz jeden Nachmittag gegen 15 Uhr vom Wohnhaus der Familie in Leitheim nach Altisheim kommt, schnalzt er schon aus der Ferne lockend mit der Zunge, und alle Hennen rennen auf ihn zu, suchen nach Löchern im Zaun, um noch schneller bei dem Buben zu sein.
Sie kennen jedes Familienmitglied und reagieren oft schon, wenn sich das Auto der Biehlers nähert. „Da gehts richtig ab“, freut sich Lorenz. „Dann gibt es ein großes Hallo.“Er strahlt, wenn er von den herumwuselnden Hennen regelrecht umzingelt wird. Natürlich erhoffen sich die Tiere auch was zum Fressen, und tatsächlich hat Lorenz auch immer was dabei – vom Vitaminfutter bis zum klein gestoßenen Muschelkalk, der die Schalen festigt. Aber genauso suchen sie auch Streicheleinheiten, lassen sich auf Lorenz’ Armen und Schultern nieder und genießen seine Nähe. An trockenen Tagen kuschelt sich der Elfjährige an seine Hühner unter der großen Tanne, die auf dem weitläufigen Freigehege steht, nahe dem großen, komfortablen Stall mit seinen vielen „Kojen“, in denen sich die Tiere zurückziehen können.
Das Besondere an diesem Idyll ist zweierlei, wie Andreas Biehler erzählt: „Wir haben wirklich glückliche, frei laufende Hühner, die auch dann nicht ausgemustert werden, wenn ihre Legeleistung mit den Jahren nachlässt. Wirtschaftlichkeit ist nicht unser Ziel. Sie sollen hier ein schönes Leben haben. Zum anderen haben wir viele verschiedene Rassen, die ganz bunte Eier legen.“Von reinem Weiß über verschiedene Creme-, Rosé- und Grün-Töne bis zu sämtlichen Nuancen der BraunPalette ist alles dabei. Je nach Rasse fällt die Farbe aus: Da gibt es Bowans-Legehennen, Araucaner, Lakenfelder, Vorwerk-Hühner, Bielefelder Kennhühner und viele mehr.
Längst hat sich das Hobby verselbstständigt, längst ist aus dem Wunsch nach ein paar unkomplizierten Haustieren eine zeitaufwendige Verantwortung geworden. „Wir gehen auch jeden Tag durch und schauen nach, ob alle gesund sind“, schildert Andreas Biehler. Am Ende des Tages bleiben dann mehr Eier übrig, als zum privaten Verbrauch nötig sind. „Da hat es sich rasch ergeben, dass Leute auf uns zukommen und fragen, ob wir welche übrig haben.“Die bunten Eier glücklicher Hühner sind etwas Besonderes. „Wir haben schließlich ein Gewerbe angemeldet, um dieser Entwicklung gerecht zu werden.“Viel bleibt freilich finanziell nicht hängen, da Zeit und Aufwand enorm sind – aber eben auch die Freude im Umgang mit den anhänglichen Tieren.
Inzwischen ist Lorenz mit Streicheln und Füttern fertig. Jetzt führt ihn sein Weg in die große Hütte. Die Hühner folgen ihm auf Schritt und Tritt und beobachten ihn gackernd, während er in den Kojen Eier einsammelt. Teilweise sind sie noch körperwarm und machen sich auch optisch gut in ihrer bunten Mischung. Für den späteren Nachmittag hat sich noch ein Nachbarskind angesagt, das in den Biehler’schen „Streichelzoo“kommen will. Auch eine interessante Abwechslung zu den vielen digitalen Spielen am Computer, die gerade in CoronaZeiten so oft überhandnehmen.
Info Wer Interesse an den bunten Eiern hat, kann sie in einem Eier schrank kaufen, der in Leitheim (In der Nagelgasse 3) steht.