„Ich vermisse es, im Klassenzimmer zu sein“
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8cmgt an der Kapellenschule Augsburg arbeiten mit einem Homeschooling-Trick und brachten das Capito-Team zum Staunen
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8cmgt an der Augsburger Kapellenschule halten zusammen – das war schon vor dem Lockdown so und ist es jetzt auch. Die 22 Jungen und Mädchen helfen sich auch im Homeschooling, wenn sie mal nicht weiterwissen. „Wir sind eine super, ganz enge Klassengemeinschaft und das Homeschooling schweißt uns noch mehr zusammen“, sagt Lehrerin Bettina Zimmermann über die Ganztagsklasse des M-Zweigs der Mittelschule. Um sich besser um die Schülerinnen und Schüler im Distanzunterricht zu kümmern, hat sie die Klasse in den Hauptfächern halbiert. In zwei kleineren Gruppen fällt den Jugendlichen das Lernen leichter. Frau Zimmermann darf nun aber Mathe und Deutsch zwei Mal erklären.
Für den Capito-Besuch ist nun die ganze Klasse in das digitale Klassenzimmer gekommen und hat „mal schnell“drei Powerpoint-Präsentationen vorbereitet, in denen sie sich und ihre „tolle Lehrerin“kurz vorstellt. Ich staune, denn solche guten Präsentationen würden viele Erwachsene nicht hinbekommen. Dieses Wissen hat sich die 8cmgt während des zweiten Lockdowns angeeignet. „Das ist normalerweise nicht Stoff der 7. oder 8. Klasse. Ihr seid da fitter als Abschlussschüler in Normalzeiten“, lobt auch Frau Zimmermann. Auch beim selbstständigen Lernen habe die 8cmgt durch das Homeschooling viel dazugelernt. Und wie läuft das Daheim-Lernen so?
Marcel-Beka sagt: „Im ersten Lockdown war das damals planlos. Jetzt haben wie Teams und das läuft super. Wir treffen und sehen uns so regelmäßig.“Klingt alles ganz einfach. Aber dahinter steckt ein großes Stück Arbeit. Die Schülerinnen und Schülern der Kapellenschule, die keinen Computer hatten, haben Leihgeräte bekommen. Für die ungefähr 550 Kinder wurden Zugänge und Passwörter angelegt. „Wir haben im Sommer schon geahnt, dass da im Winter eine zweite Welle auf uns zukommt“, sagt Frau Zimmermann. Als dann die Politiker den zweiten Lockdown verhängt haben, war die Schule schon längst vorbereitet. Für die 8cmgt war es kein Problem, in den Zuhause-Unterricht zu wechseln.
Dass sie die Schule mal vermissen würden, hätten vor einem Jahr die wenigsten von ihnen gedacht. Die Video-Klassenkonferenzen sind für die Jungen und Mädchen der 8cmgt ein kleiner Trost. „Das gibt Struktur, dann ist die Rückkehr zum normalen Unterricht auch nicht so schwer“, sagt Frau Zimmermann. Obwohl alles läuft, hat Shazar aber langsam die Nase voll vom Homeschooling: „Ich vermisse es, im Klassenzimmer zu sein. Mit anderen Menschen. Mit dem Computer macht das Lernen einfach nicht so viel Spaß.“Als sie das sagt, nicken ein paar ihrer Klassenkameraden in die Kamera. Frau Zimmermann geht es ähnlich: „Ich vermisse euch alle schrecklich“, sagt sie. Interessant: Irgendwie ist sogar im digitalen Klassenzimmer der Zusammenhalt der Lerntruppe zu spüren.
Ein Teil der Klasse macht sich aber auch Sorgen um die Zukunft. 2023 wollen die Jugendlichen Mittlere Reife machen. „Ich mache mir Gedanken, ob wir durch die Lockdowns etwas verpassen“, sagt Ege. Frau Zimmermann beruhigt die Jugendlichen: „Ihr macht das ziemlich gut und wir sind gut dabei mit dem Lernstoff“, sagt sie. Deshalb kann sie auch nicht nachvollziehen, warum die Faschingsferien gestrichen wurden. „Das ist überhaupt nicht nötig“, sagt sie. Außerdem hätten viele Familien mal eine kurze Verschnaufpause im Homeschooling gebrauchen können. Die 8cmgt nickt in die Kameras.