Blutschnee und Goldhimmel
Die Szenerie wirkte mystisch und war irgendwie faszinierend. Und offenbar hat es so mancher mit der Angst zu tun bekommen.
Ist ja auch wahr – als hätte man mit Corona und all seinen Mutanten nicht schon genug Seuchen an der Hacke, schimmerte am Wochenende der Himmel plötzlich bedrohlich trüb und in Gelb. Mancherorts färbte sich sogar der Schnee gelb-rötlich.
Von „Blutschnee“und „Goldhimmel“schrieben am Montag manche Zeitungen. Klingt nach großer Geschichte, ein wenig nach Nostradamus, könnte auch ein Romantitel von Hermann Hesse sein. Ist aber Saharastaub gewesen.
Was heißt das nun? Wenn selbst nüchternen, katastrophengewohnten Nachrichtenmenschen die Fantasie durchgeht, kann man sich vorstellen, was in den Gehirnwindungen von Verschwörungstheoretikern in solchen Stunden vorgeht. In sozialen Netzwerken sahen manche tatsächlich schon die Vorboten des Weltuntergangs.
Es ist halt so: Wenn sich am Himmel ungewöhnliche Dinge tun, wird der Mensch hellhörig. Denn da oben wird im Vatikan immer noch das Paradies vermutet, und wenn sich selbiges verdüstert, könnte dies auch etwas für die Welt zu bedeuten haben.
Seit Jahren geistern außerdem Gerüchte durchs Netz, dass finstere Mächte mit sogenannten Chemtrails – das sind in Wirklichkeit harmlose Kondensstreifen von Flugzeugen – die Welt entvölkern wollen. Zieht man das rasante Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahre zu Rate, kann man nur sagen: Besonders gut scheinen die Chemtrails nicht zu wirken.
Im Übrigen gilt es, pragmatisch die wirklich wichtigen Dinge zu lösen. Beispielsweise: Wie bekommt man das neue Auto sauber, ohne dass der Staub, der aus den südlichen Wolken der Sahara kam, den schönen Lack verkratzt?