Endspurt für Vartas „Nördlingen 3“
Hinter dem Technologieunternehmen liegt das erfolgreichste Geschäftsjahr aller Zeiten. Varta-Chef Herbert Schein will den Wachstumskurs beibehalten. So sehen die Pläne für das Ries aus
Nördlingen Die große Varta-Baustelle in Nördlingen geht in die letzte Phase. Schon bald sollen die ersten Anlagen installiert werden, gibt Varta-Vorstandsvorsitzender Herbert Schein im Gespräch mit unserer Zeitung bekannt. „Ab August oder September soll dann produziert werden“, sagt er. Früher als die Produktion anläuft, könnte die neue Kantine öffnen. Sie wird den Namen „Casino“tragen.
Die Baumaßnahmen seien im Plan. Damit wächst die Produktionsfläche in Nördlingen um weitere 15.000 auf rund 60.000 Quadratmeter. Nach dem erfolgreichsten Geschäftsjahr in der 130-jährigen Geschichte des Batterieherstellers mit Hauptsitz in Ellwangen sind die Aussichten auch für den Rieser Standort rosig.
Genau dort produziert Varta die kleine Knopfzelle, die zum Exportschlager geworden ist; der Weltmarktanteil liegt bei rund 60 Prozent. „Der Verkauf der Lithium-Ionen-Batterien läuft weiterhin hervorragend“, sagt Schein, aufgewachsen und wohnhaft im Ries. „Wenn es um kleine, leichte Geräte geht, sind wir ein erster Ansprechpartner. Das gilt für medizinische Geräte, aber natürlich vor allem für kabellose Stereokopfhörer im Premiumsegment.“Schein spricht damit auch die Corona-Antikörpertests an, in denen die Knopfzellen die Stromversorgung gewährleisten. Auch wenn „Lieferungen in hoher Stückzahl“geplant seien, wie das Unternehmen im Dezember mitteilte, so hofft Schein doch: „Hoffentlich brauchen wir die Tests bald nicht mehr.“
Die neue Produktionshalle in Nördlingen mit einer Höhe von 22 Metern wird unter den Vartarianern als „N3“bezeichnet. Die Kapazitäten im Gebäude am früheren Kathrein-Gelände in der Nürnberger Straße und am ehemaligen Güdel
Sitz in der Industriestraße reichen bei Weitem nicht mehr aus.
Varta plant schon jetzt mit einer zusätzlichen Erweiterung. Dazu soll die Fläche des Nördlinger Recyclinghofs genutzt werden. Schein geht aber davon aus, dass Varta auch darüber hinaus im Ries expandieren wird: „Wir wollen weiter wachsen, wir wollen nicht aufhören.“
Varta setzt sich nicht nur hohe Produktionsziele, auch die hausinterne Klimapolitik ist ambitioniert: Der Batterie-Riese will all seine Fabriken bis zum Jahr 2027 CO2-neutral betreiben, so auch die Hallen in Nördlingen. Seit 2021 werden zudem alle Lithium-Ionen-BatterienFabriken des Konzerns in Europa ausschließlich mit grünem Strom beliefert. In „Nördlingen 3“wird zudem nicht mehr geheizt. Laut Schein erfolgt eine Wärmerückgewinnung durch die Maschinen. Ergänzend dazu wird es eine Fotovoltaik-Infrastruktur geben.
Trotz der Baufortschritte und des
Entwurf: Varta AG wirtschaftlichen Erfolgskurses hat es für das Unternehmen im September einen Schreckmoment gegeben, als ein Bauarbeiter aus dem siebten Stock drei Meter in die Tiefe fiel. Die Nördlinger Feuerwehr musste den Mann bergen und mit mittelschweren Verletzungen ins Krankenhaus bringen. Herbert Schein sagt, dass es dem Mann wieder gut gehe. Der Vorstandsvorsitzende meint dazu: „Jeder Unfall ist einer zu viel.“Es sei wichtig, nach jedem Arbeitsunfall die Vorgänge zu analysieren, um weitere zu vermeiden.
Varta hat nicht nur ein spannendes Jahr vor sich, sondern auch aufregende Tage hinter sich. Die turbulenten Aktivitäten auf den Aktienmärkten haben auch die VartaAktie auf ein Allzeithoch katapultiert – der Kurs lag kurzzeitig bei 181,30 Euro. 2017 kostete sie 20 Euro, heute im Schnitt 140 Euro. Für Schein ist auch diese Entwicklung die Bestätigung dafür, dass der Wachstumskurs Früchte trägt.