Ministerin fordert schnelleren Abschuss von Wölfen
Nach neuen Angriffen flammt die Debatte auf, wie man mit den streng geschützten Tieren umgehen soll
München Nach den Angriffen von Wölfen auf Damwild im Landkreis Bayreuth fordert Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) eine Senkung der Schutzvorgaben für Wölfe, sodass die Tiere leichter getötet werden dürfen. Es müsse dringend gehandelt werden, sagte die Ministerin am Donnerstag. Sie habe sich mit ihrem Anliegen an Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sowie an Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) gewandt.
Kaniber sagte, es dürfe keine Zeit mit Debatten darüber verloren werden, wie der Wolf zu schützen sei. „Jetzt geht es um den Schutz der Weidetiere, bloße Entschädigung ist nämlich nicht die Lösung. Die Weidetiere leisten wertvolle Landschaftspflege und sind Erwerbsgrundlage für viele Bauernfamilien und Schäfer.“Die entscheidende Frage laute: „Wie viele Wölfe verträgt unsere dicht besiedelte Kulturlandschaft?“
Glauber bezeichnete die Aussagen als Populismus und nicht hilfreich. „Kollegin Kaniber weiß doch selbst, dass der strenge Schutzstatus für den Wolf durch Bund und EU festgelegt wird. Die Bundesländer haben keine Möglichkeit, hiervon abweichende Regelungen zu treffen.“In Bayern lege der Aktionsplan Wolf fest, wie im Einzelfall vorzugehen sei. Zu den jüngsten Angriffen mit 25 getöteten Hirschen, Rehen und Schafen in Oberfranken sagte Glauber: „Die Situation vor Ort ist für die betroffenen Tierhalter sehr aufwühlend. Deshalb brauchen wir schnell Klarheit, was genau passiert ist.“
Das Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg teilte am Donnerstag mit, dass die Spuren auf einen Wolf als Verursacher hindeuteten, die Analyse genetischer Proben aber noch andauere. Die Einzäunung des Geheges habe keinen gesonderten Schutz vor Wolfsübergriffen gehabt. Das LfU stelle nun kurzfristig verfügbares Zaunmaterial für Nutztierhalter in der betroffenen Region zur Verfügung.
Das LfU erinnerte an die seit dem Frühjahr 2020 bestehende Möglichkeit, Fördermittel zur Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu beantragen. So würden etwa Material- und Montagekosten für wolfsabweisende Zäune zu hundert Prozent übernommen. Zudem können Nutztierhalter Schäden durch Wolf, Bär oder Luchs über den „Ausgleichsfonds Große Beutegreifer“ersetzt bekommen.
Die Zahl der Wölfe in Bayern wächst seit einigen Jahren. Auch bundesweit steigt die Population laut LfU – pro Jahr um etwa 30 Prozent. Den Angaben nach leben in Deutschland seit 1996 wieder Wölfe.