Kröten sind wieder auf Wanderschaft
Bei feucht-warmem Wetter zieht es Amphibien in ihre Laichgebiete. Ehrenamtliche sammeln sie an Zäunen ein und bringen sie über die Straße. Aber die Zahl der Tiere sinkt offenbar dramatisch
Marxheim Die Nächte in den vergangenen Tagen waren kalt. Die Amphibienwanderung kam deshalb schlagartig zum Erliegen. Wenn nun aber die Temperaturen wieder steigen und es kaum mehr Bodenfrost gibt, gehen Kröten, Frösche und Molche wieder auf Wanderschaft. „Die Zahl der Amphibien scheint zurückzugehen“, ist Bianca Brandner besorgt. Sie ist Vorsitzende der Ortsgruppe Marxheim des Bund Naturschutz. Fünf weitere Ehrenamtliche helfen ihr dabei, Kröten vor dem Überfahren auf Straßen zu bewahren.
Explosionsartig kann es losgehen, wenn die Temperaturen stimmen. Dann wandern Kröten, Frösche und Lurche zu ihren Laichgebieten. Tunnel und Krötenzäune sollen verhindern, dass die Tiere auf dem Weg Straßen überqueren müssen und dabei ihr Leben verlieren. Brandner und ihre Helfer sammeln regelmäßig die Amphibien aus den entlang der Zäune aufgestellten Behältern ein und tragen sie über die Straße. Doch immer weniger Kröten fallen in die Eimer.
Warum aber wandern Amphibien? Sie sind auf ihre Geburtsgewässer geprägt, erklärt Brandner. Sie könnten nicht einfach auf andere Tümpel und Weiher ausweichen. Die Expertin weiß: „Sie überwintern in ihren Winterquartieren, die sie meist in Wäldern und sumpfigen Gebieten finden. Zum Laichen müssen sie an den Ort ihrer Geburt zurück. Bis zu zwei Kilometer legen sie dabei zurück.“
Um die Amphibien vor dem Straßentod zu schützen, helfen in Bayern insgesamt 6000 Freiwillige und retten jährlich bis zu 700.000 Amphibien. Dort, wo sichere Durchgänge fehlen, werden Schutzzäune an Straßen aufgebaut. Kröten, Frösche und Molche wandern vorwiegend dicht am Zaun entlang und fallen dann in die Fangeimer, die in regelmäßigen Abständen ebenerdig im Boden versenkt sind. „Die Amphibienretter leeren mehrmals täglich die Eimer, notieren die gefundenen Tierarten sowie deren Anzahl, und tragen die Lurche anschließend über die Straße.“Bianca Brandner hält besonders nach dem Kammmolch Ausschau, „aber ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen“.
Entlang der Staatsstraße zwischen Marxheim und Neuhausen zeigt sie auf die Krötentunnel, die vom Straßenbauamt angelegt wurden. Offenbar werden sie aber von den Tieren nicht angenommen. Die Naturschützer haben eine Kamera aufgestellt, aber keine Amphibien registriert. Nun fragen sie, woran der Rückgang liegt. Vor einigen Jahren waren es in einer Saison noch 900 Tiere, die eingesammelt wurden. Im Vorjahr die große Ernüchterung: nur ein Fund. Das sei keine spezifische Beobachtung im Donautal, „auch andernorts rätseln die Krötenschützer“. Man würde gerne etwas tun, um das vermeintliche Krötensterben zu stoppen, „doch wir haben keine Lösung“. Immer wieder tausche man sich in der Kreisgruppe des Bund Naturschutz aus. Möglicherweise sei es, so Brandner, auch der Dünger auf den Feldern, der im März ausgebracht werde. Die Krötenwanderung setze aber in der Regel später ein. „Es wäre schlimm, wenn die Tiere sich bei ihrem Weg zum Laichort über der Straße verätzen würden.