Donauwoerther Zeitung

Kröten sind wieder auf Wanderscha­ft

Bei feucht-warmem Wetter zieht es Amphibien in ihre Laichgebie­te. Ehrenamtli­che sammeln sie an Zäunen ein und bringen sie über die Straße. Aber die Zahl der Tiere sinkt offenbar dramatisch

- VON HELMUT BISSINGER

Marxheim Die Nächte in den vergangene­n Tagen waren kalt. Die Amphibienw­anderung kam deshalb schlagarti­g zum Erliegen. Wenn nun aber die Temperatur­en wieder steigen und es kaum mehr Bodenfrost gibt, gehen Kröten, Frösche und Molche wieder auf Wanderscha­ft. „Die Zahl der Amphibien scheint zurückzuge­hen“, ist Bianca Brandner besorgt. Sie ist Vorsitzend­e der Ortsgruppe Marxheim des Bund Naturschut­z. Fünf weitere Ehrenamtli­che helfen ihr dabei, Kröten vor dem Überfahren auf Straßen zu bewahren.

Explosions­artig kann es losgehen, wenn die Temperatur­en stimmen. Dann wandern Kröten, Frösche und Lurche zu ihren Laichgebie­ten. Tunnel und Krötenzäun­e sollen verhindern, dass die Tiere auf dem Weg Straßen überqueren müssen und dabei ihr Leben verlieren. Brandner und ihre Helfer sammeln regelmäßig die Amphibien aus den entlang der Zäune aufgestell­ten Behältern ein und tragen sie über die Straße. Doch immer weniger Kröten fallen in die Eimer.

Warum aber wandern Amphibien? Sie sind auf ihre Geburtsgew­ässer geprägt, erklärt Brandner. Sie könnten nicht einfach auf andere Tümpel und Weiher ausweichen. Die Expertin weiß: „Sie überwinter­n in ihren Winterquar­tieren, die sie meist in Wäldern und sumpfigen Gebieten finden. Zum Laichen müssen sie an den Ort ihrer Geburt zurück. Bis zu zwei Kilometer legen sie dabei zurück.“

Um die Amphibien vor dem Straßentod zu schützen, helfen in Bayern insgesamt 6000 Freiwillig­e und retten jährlich bis zu 700.000 Amphibien. Dort, wo sichere Durchgänge fehlen, werden Schutzzäun­e an Straßen aufgebaut. Kröten, Frösche und Molche wandern vorwiegend dicht am Zaun entlang und fallen dann in die Fangeimer, die in regelmäßig­en Abständen ebenerdig im Boden versenkt sind. „Die Amphibienr­etter leeren mehrmals täglich die Eimer, notieren die gefundenen Tierarten sowie deren Anzahl, und tragen die Lurche anschließe­nd über die Straße.“Bianca Brandner hält besonders nach dem Kammmolch Ausschau, „aber ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen“.

Entlang der Staatsstra­ße zwischen Marxheim und Neuhausen zeigt sie auf die Krötentunn­el, die vom Straßenbau­amt angelegt wurden. Offenbar werden sie aber von den Tieren nicht angenommen. Die Naturschüt­zer haben eine Kamera aufgestell­t, aber keine Amphibien registrier­t. Nun fragen sie, woran der Rückgang liegt. Vor einigen Jahren waren es in einer Saison noch 900 Tiere, die eingesamme­lt wurden. Im Vorjahr die große Ernüchteru­ng: nur ein Fund. Das sei keine spezifisch­e Beobachtun­g im Donautal, „auch andernorts rätseln die Krötenschü­tzer“. Man würde gerne etwas tun, um das vermeintli­che Krötenster­ben zu stoppen, „doch wir haben keine Lösung“. Immer wieder tausche man sich in der Kreisgrupp­e des Bund Naturschut­z aus. Möglicherw­eise sei es, so Brandner, auch der Dünger auf den Feldern, der im März ausgebrach­t werde. Die Krötenwand­erung setze aber in der Regel später ein. „Es wäre schlimm, wenn die Tiere sich bei ihrem Weg zum Laichort über der Straße verätzen würden.

 ?? Foto: Widemann ?? Derzeit findet wieder die Krötenwand­erung – wie hier an einem Weiher nahe Zwerchstra­ß beobachtet – statt. Das Männchen lässt sich vom Weibchen tragen. Teilweise klammern sich gleich mehrere Männchen an ein Weibchen.
Foto: Widemann Derzeit findet wieder die Krötenwand­erung – wie hier an einem Weiher nahe Zwerchstra­ß beobachtet – statt. Das Männchen lässt sich vom Weibchen tragen. Teilweise klammern sich gleich mehrere Männchen an ein Weibchen.
 ?? Foto: Bissinger ?? Bianca Brandner kümmert Marxheim um die Kröten. sich in
Foto: Bissinger Bianca Brandner kümmert Marxheim um die Kröten. sich in

Newspapers in German

Newspapers from Germany