So geht es der Jugend mit Corona
1900 Jugendliche aus dem Landkreis haben sich an einer großen Befragung beteiligt – und verraten, wie sie durch den Lockdown kommen und was ihnen jetzt fehlt
Landkreis „Ich mache nichts anderes als essen“oder „Nach Homeschooling bis 16 Uhr zocke ich vor dem PC und dann gehe ich ins Bett“. Aber auch: „Ich habe neue Kochrezepte ausprobiert und esse manche Tage vegan“und „Ich lese so viel wie nie zuvor“– das alles sind Antworten der aktuellen Jugendbefragung im Landkreis Donau-Ries. Diese will erforschen, wie es den Jugendlichen im Landkreis in diesen schwierigen Zeiten geht und wie sie ihre Freizeit verbringen.
Bisher gab es nur die Vermutung, dass es die Teenager gerade in Pandemiezeiten hart trifft und sie unter den Kontaktbeschränkungen massiv leiden. Ein Abend unter Freundinnen oder ein Kinobesuch mit Kumpels – alles derzeit unmöglich. Bei einer Vermutung wollte es die Jugendarbeit des Landkreises aber nicht belassen und fragt die, die es am besten wissen: die Jugendlichen selbst.
Zwischen dem 23. März und dem 8. April haben über 1900 Jugendliche aus dem ganzen Landkreis anscheinende viel Zeit und auch ein hohes Mitteilungsbedürfnis gehabt. Denn sie haben sich an der Umfrage der Jugendarbeit beteiligt und neben zahlreichen Fragen mit Auswahlantworten auch die offenen Fragen mit viel Engagement beantwortet. Wie Marissa Hey im Judes Landkreises am Montag erläuterte, werden die freien Antworten derzeit ausgewertet, was einige Zeit in Anspruch nehme. „Da ist richtig viel Spannendes dabei“, sagte Hey. Ein paar Basisdaten konnte sie schon jetzt den Kreisräten und Mitgliedern im Ausschuss präsentieren.
Die Fragen waren in vier Themenbereiche aufgegliedert: Zunächst wurden demografische Daten abgefragt, dann ging es um die Themen Freizeit, Mediennutzung und die Beteiligung am gesellschaftlichen Diskurs. Zuletzt wurde 2014 eine Jugendbefragung im Landkreis durchführt.
„Seitdem hat sich die Lebenswirklichkeit der Kids enorm verändert“, sagt Hey. „Aber für uns ist die neue Umfrage auch ein klarer Wegweiser, was die Teenager brauchen, um nach der Pandemie wieder gut zurückzufinden.“Man könnte jetzt bereits vorbereiten, welche Angebote es geben soll.
Etwa 72 Prozent der Jugendlichen, die bei der Befragung mitgemacht haben, sind zwischen zwölf und 16 Jahre alt. Über 80 Prozent sprechen zuhause Deutsch und über 60 Prozent von ihnen sind Mädchen.
Aus jeder Landkreiskommune haben sich Jugendliche beteiligt – es wird also ein breites Bild gezeichnet. Von einigen Orten haben sich sogar so viele Jugendliche beteiligt, dass es laut Hey auch möglich sei, für Gemeinden wie Bäumenheim oder Städte wie Donauwörth und Nördlingen gesonderte Auswertungen zu machen. Etwa die Hälfte der Befragten gehen aufs Gymnasium, über ein Drittel auf die Realschule.
Die häufigste Freizeitbeschäftigung der Jugendlichen ist es derzeit, Filme oder Serien anzusehen oder Musik zu hören. Sie „chillen auf dem Sofa“oder gehen spazieren. „Die drei häufigsten Beschäftigungen finden also drinnen und ohne Bewegung statt“, analysiert Hey. Doch Musikhören sei auch schon 2014 hoch im Kurs gewesen. „Das wäre sicher ein verbindendes Element“, sagt Hey.
Etwa die Hälfte der Befragten geben an, dass sie mindestens sechs Stunden vor einem Bildschirm sitzen und sich vor Corona mehr bewegt haben als jetzt. Der überwiegende Teil verbringt seine Freizeit alleine. Zwei Drittel treffen sich mindestens einmal in der Woche mit einem Freund oder einer Freundin oder unternehmen etwas mit ihrer Familie.
Verunsichert sind viele – etwa die Hälfte aller Befragten gibt das an. Auf die Frage, was sie sich aktuell am meisten wünschen, damit es ihgendhilfeausschuss nen aktuelle besser geht, antworten 80 Prozent: Freunde treffen. Aber auch jeweils ein Drittel wünscht sich Hilfe beim Lernen oder Nachhilfe. Ein kleiner Teil, aber immerhin 88 Jugendliche, gibt auch an, dass eine Beratung bei Problemen in der Familie gewünsch sei. Und 58 Teenager möchten zum Thema Mediensucht professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Um ihre Wünsche loszuwerden, möchten sich Jugendliche am liebsten an Gleichaltrige wenden. Sie wünschen sich neben Klassensprecher als Sprachrohr auch einen gewählten Jugendrat an ihrem Wohnort, der wiederum die Bedürfnisse der Jugend weiterträgt. Diese sind besondere Treffpunkte aber auch Sportplätze oder Skaterparks für Jugendliche. Was für Bürger in jungen Jahren geboten ist im Landkreis, das würden die Befragten am liebsten über die Schule, eine eigene App des Landkreises oder Instagram erfahren.
Landrat Stefan Rößle zeigte sich nach der Vorstellung der Befragung begeistert, dass so viele Jugendliche sich beteiligt haben. Er ist überzeugt: „Da liegt einiges im Argen.“Noch einige Monate müssten wir alle mit Kontaktbeschränkungen leben, doch dann gelte es die gesellschaftlichen Folgen der Pandemie aufzuarbeiten. „Das wird eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe werden“, so der Landrat.
Etwa die Hälfte gibt an, dass sie sich vor Corona mehr bewegt haben