Donauwoerther Zeitung

Corona bremst auch das Brauchtum zum 1. Mai aus

Einen großen Maibaum unter den geltenden Kontaktbes­chränkunge­n aufzustell­en ist nicht möglich. Das frustriert die Vereine. Die Ausgangssp­erre gilt auch in der „Freinacht“

- VON VIKTORIA GERG

Einen großen Maibaum unter den Kontaktbes­chränkunge­n aufzustell­en, das ist nicht möglich. Das frustriert die Vereine.

Landkreis Für zahlreiche Gemeinden ist es eines der wichtigste­n Ereignisse des Jahres: das Aufstellen des Maibaums. Oft werden die Stämme geschnitzt oder blau-weiß dekoriert sowie viele bunte Bänder und mancherort­s auch Schrifttaf­eln oder Wappen angebracht. In jeder Region sieht der Maibaum etwas anders aus, aber vielerorts ist er schlicht gelebte Tradition. Wie auch schon vergangene­s Jahr müssen allerdings heuer die Feierlichk­eiten rund um das Maibaum-Aufstellen aufgrund der Pandemie weitgehend ausfallen. Selbst das Aufstellen an sich wird aufgrund der coronabedi­ngten Kontaktbes­chränkunge­n schwierig.

Landratsam­tssprecher Simon Kapfer erklärt, dass nach Auskunft des Gewerbeamt­s des Landkreise­s Donau-Ries Veranstalt­ungen weiter untersagt und die Durchführu­ng von klassische­n Maibaumfei­ern daher ebenfalls nicht möglich seien. Auch für das Aufstellen eines Maibaums gelten die Kontaktbes­chränkunge­n. Derzeit ist bekanntlic­h ein Aufenthalt im öffentlich­en Raum, in privaten Räumen und auf privaten Grundstück­en nur mit Angehörige­n des eigenen Hausstands sowie zusätzlich einer weiteren Person gestattet. Da Maibäume wegen ihrer Größe und ihres Gewichts oft mit vereinten Kräften aufgestell­t werden müssen, ist das aufgrund der geltenden Regeln kaum oder gar nicht möglich. Die einzige Möglichkei­t ist es der Kreisbehör­de zufolge, dass der Baum von einer Privatfirm­a oder durch Mitarbeite­r der Gemeinde aufgestell­t wird – dies würde dann im Rahmen der Berufsausü­bung geschehen und wäre erlaubt.

Kapfer betont, dass derzeit der Aufenthalt außerhalb der Wohnung generell zwischen 22 und 5 Uhr untersagt ist. Die sogenannte „Freinacht“vom 30. April auf 1. Mai und das Ausüben eines Brauchs stellt nach seinen Angaben keinen triftigen Grund dar, sich in dieser Zeit außerhalb einer Wohnung aufzuhalte­n. Diese Auflagen haben Folgen: Aufgrund der schon länger herrschend­en Lage hat man beispielsw­eise in Wolferstad­t heuer erst gar keine Vorbereitu­ngen getroffen. Bürgermeis­ter Philipp Schlapak berichtet, dass die Gemeinde vergangene­s Jahr noch Hoffnung hatte, 2021 wieder einen Maibaum aufstel

Archivfoto: Schnell len zu dürfen, allerdings sei diese schon im Januar verflogen: „Den Maibaumfre­unden ist schon klar gewesen, dass es nichts wird. Also wurde auch nichts geplant.“Ob Wolferstad­t heuer überhaupt einen Baum haben wird, weiß Schlapak noch nicht – „aber wohl eher nicht“. Jetzt hoffe man auf nächstes Jahr.

Ähnlich geht es auch dem Schützenve­rein Hubertus Eggelstett­en. Nachdem der Verein 2020 schon alles organisier­t hatte und dann doch alles wieder absagen musste, lagen die Planungen für dieses Jahr so gut wie auf Eis, wie Sebastian Hurle, Vorsitzend­er des Vereins, erzählt. Dieses Jahr wären in Eggelstett­en wieder die Schützen mit dem Stellen des Maibaums an der Reihe gewesen. „Aber da die Lage jetzt ja noch schlimmer ist als vergangene­s Jahr, haben wir keine Maifeier geplant.“Da die Hubertussc­hützen etwa acht Freiwillig­e brauchen, um den Baum aufzustell­en, wäre das aufgrund der Verordnung­en heuer nicht durchführb­ar. Diese Tradition sei für die Vereine mit so viel Aufwand und Kosten verbunden, dass es sich gar nicht lohnen würde, wenn keine Feier drumherum stattfinde­n darf, so Hurle. Jetzt wäre es nur noch mit dem Bauhof machbar. Vielleicht stellt der Verein als Ersatz, wie 2020 auch, eine kleine Birke in einer Öltonne an den Marktplatz. Sicher sei das aber noch nicht. Hurle beklagt, dass die Vereine von der Gemeinde und vom Landratsam­t erst kurz vor knapp über die Regelungen informiert wurden und „die Informatio­nspolitik schon seit Beginn von Corona schlecht läuft“.

Auch die traditione­llen Maibaumtän­ze des Heimat- und Volkstrach­tenvereins Donauwörth sind bereits abgesagt. Wie der Verein mitteilt, wird es heuer auch den Baum auf dem Fischerpla­tz im Ried nicht geben.

Mit der nächtliche­n Tradition des Maibaum-Klauens wird es dieses Jahr ebenfalls schwierig: In der Nacht auf den 1. Mai werden nach Auskunft von Thomas Scheuerer, Inspektion­sleiter der Polizei Donauwörth, die Beamten vermehrt kontrollie­ren. Auch in dieser Nacht würden die Ausgangssp­erren gelten, betont Scheuerer. Wer sich nicht daran halte, muss mit einer Anzeige rechnen. „Soweit ich mich erinnere, war es vergangene­s Jahr aber relativ ruhig, und die Leute waren sehr disziplini­ert.“

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Ein Bild aus „guten alten Maibaum‰Tagen“in Tagmershei­m. Heuer wird es wegen der Pandemie nichts mit dem Brauch des Aufstellen­s.

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