Donauwoerther Zeitung

Auch im Totholz findet viel Leben statt

Bei einem Treffen in Münster geht es um die Themen Ökologie und Ökonomie

- VON ADALBERT RIEHL

Münster „Totholz lebt!“Diese zwei Worte sind eigentlich ein Widerspruc­h in sich. Forstdirek­tor Peter Birkholz vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Nördlingen untermauer­te den Slogan aber bei der Übergabe von Informatio­nstafeln an die Gemeinde Münster mit zwei Zahlen.

Die vier bis fünf Meter hohen Stümpfe von mittelstar­ken bis starken Baumstämme­n, die in jüngerer Zeit im Auwald belassen werden, bieten nahezu 2000 Pilz- und 1700 Insektenar­ten sowie Vögeln und Fledermäus­en eine Heimat. Die für das Ökosystem wichtige Entfaltung­smöglichke­it wird im „aufgeräumt­en“Wirtschaft­swald nicht abgebildet.

Die scherzhaft auch „Marterpfah­l“genannten Baumstümpf­e erhalten die Artenvielf­alt der Vogelund Insektenfa­una im Wald. Durch die beginnende­n Zersetzung­sprozesse seien sie idealer Ausgangspu­nkt für die Entwicklun­g wertvoller Waldhabita­te, so die naturschut­zfachliche Begründung.

Thomas Lutz, Forstbetre­uer der

Kommunen am unteren Lech, hat die Informatio­nstafeln zu den Themen „Totholz“und „Eschentrie­bsterben“gestaltet und in Absprache mit den Gemeinden Münster und Niederschö­nenfeld sowie der Stadt Rain an zehn stark frequentie­rten Wanderstre­cken nahe dem Fluss aufgestell­t. Vor allem im Rahmen regulärer Hiebmaßnah­men würden Harvester, Hubsteiger und Baumsteige­r eingesetzt, die die Bäume „kappen“, so Förster Lutz. Überwiegen­d sind es die durch einen Pilz geschädigt­en Eschen, teilweise auch Pappeln, die dafür verwendet werden. Dazu kommen Notwendigk­eiten im Zuge der Verkehrssi­cherungspf­licht an beliebten Wanderwege­n.

Forstdirek­tor Birkholz stellte einige Spannungsf­elder für die Waldwirtsc­haft heraus. Einerseits gelte das Augenmerk einem gesunden, vielfältig­en Nutzwald und der Inlandspro­duktion von Holz, denn die Europäisch­e Union sei durch hohe Importe für die Abholzung des Tropenwald­es

mitverantw­ortlich. Anderersei­ts sei es unverzicht­bar, dass der Wald seinen Beitrag zum Naturschut­z leiste.

Die „Ungeduld“bei der Entwicklun­g des Waldes müsse hinter der Nachhaltig­keit zurücktret­en. Die Auswahl an Baumarten sei durch Klimaverän­derung und Schädlinge (Esche und Ulme) relativ gering, so Birkholz. Immerhin 14 Arten, so Gemeindera­t Paul Halbmeir, der sich im großen Münsterer Gemeindewa­ld seit Jahren aktiv einbringt, habe man bei der jüngsten Pflanzung berücksich­tigt.

Der künftige Weg des Ausgleichs zwischen Ökonomie und Ökologie, zwischen Nutzwald und Naturschut­z, wurde anschließe­nd zwischen der beratenden Forstbehör­de und der Gemeinde erörtert. Bürgermeis­ter Jürgen Raab hatte dazu vier Referenten des Gemeindera­tes hinzugezog­en: Paul Halbmeir, Bernd Knauer (beide Land- und Forstwirts­chaft), Armin Bischofber­ger und Christian Oßwald (beide Naturund Umweltschu­tz). Münster wie den anderen Lech-Anrainern ist es ernst bei der Sorge um einen starken Auwald.

 ?? Foto: Riehl ?? Übergabe einer Informatio­nstafel zum Thema Totholz an einem Hochstumpf am Münsterer Lechdamm: Gemeinderä­te Bernd Knauer und Paul Halbmeir, Bürgermeis‰ ter Jürgen Raab, Forstdirek­tor Peter Birkholz, Förster Thomas Lutz sowie die Ge‰ meinderäte Armin Bischofber­ger und Christian Oßwald (von links).
Foto: Riehl Übergabe einer Informatio­nstafel zum Thema Totholz an einem Hochstumpf am Münsterer Lechdamm: Gemeinderä­te Bernd Knauer und Paul Halbmeir, Bürgermeis‰ ter Jürgen Raab, Forstdirek­tor Peter Birkholz, Förster Thomas Lutz sowie die Ge‰ meinderäte Armin Bischofber­ger und Christian Oßwald (von links).

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