Laschet baut auf Merz
Chance oder Risiko? Warum der CDU-Chef den Rivalen einbindet
Berlin Wer es gut mit Armin Laschet meint, wird nun sagen, dass es eben zu den großen Stärken des angeschlagenen CDU-Chefs und noch angeschlageneren Kanzlerkandidaten gehört, Brücken zu bauen. Seine Kritiker hingegen werden eher lästern, dass man sich in der Not seine Freunde nicht aussuchen kann. Wie auch immer: Armin Laschet setzt im Wahlkampf ausgerechnet auf einen Partner, der noch vor kurzem sein erbitterter Gegner war. Friedrich Merz gehöre „fest in den Mannschaftskader“der Union, verkündete der 60-Jährige nun vor Parteifreunden in Baden-Württemberg, wo Merz bekanntlich eine besonders (laut-)starke Anhängerschaft hat. Ist das nun ein Zeichen von Stärke oder Schwäche?
Nicht zum ersten Mal, wenn er selbst ins Rudern gerät, holt sich Laschet jedenfalls einen Rivalen ins eigene Boot, der ihm ansonsten gefährlich werden könnte. So bremste er auch schon den ehrgeizigen Jens Spahn aus, der eigentlich gerne selber CDU-Chef werden wollte, sich dann aber im Team Laschet mit dem Platz in der zweiten Reihe begnügte. Gelingt ihm dieses Manöver nun ein zweites Mal? Oder ist das demonstrative Bekenntnis zu Merz auch der Dank dafür, dass der Sauerländer sich im brutalen Machtkampf um die Kanzlerkandidatur im letzten Moment überraschend klar auf Laschets Seite geschlagen hatte?
Für Merz könnte es die letzte von so vielen letzten Chancen auf ein großes Comeback auf der bundespolitischen Bühne sein. Und für Laschet? Er hofft darauf, dass parteiinterne Kritiker verstummen, die lieber Merz an seiner Stelle gesehen hätten. Der CDU-Chef betont immer wieder, bereits jetzt werde der Grundstein für die Zeit nach der Pandemie gelegt. Mit dem wirtschaftlichen Fundament könnte er Merz beauftragen. „Die Union hat Deutschland schon durch viele schwere Krisen erfolgreich geführt, mit den richtigen Konzepten und den besten Köpfen. Friedrich Merz gehört für mich dazu. Nur im Team gewinnen wir“, sagte Laschet zur Erklärung. Dass der Baumeister aus dem Sauerland dem Architekten schon bald auf der Nase herumtanzen und seine eigenen Pläne machen könnte, ist Laschet natürlich bewusst. Aber er muss etwas riskieren, um wenigstens die Stimmung im eigenen Lager zu drehen.
Für zwei andere ehemalige Kontrahenten des Kanzlerkandidaten sind das keine guten Nachrichten. Die Ambitionen von Norbert Röttgen oder Jens Spahn könnten angesichts des Überangebots an Männern aus Nordrhein-Westfalen leiden. Die Grünen hingegen dürften sich über mehr Merz im Wahlkampf eher freuen. Erstens hat der 65-Jährige in der Unionswählerschaft ja nicht nur Fans, sondern sorgt bei manchen eher für einen Fluchtreflex. Und zweitens könnte es nun zum Bumerang werden, dass die CDU dauernd die fehlende Regierungserfahrung der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock betont. Der große Hoffnungsträger Merz hat auch keine.