Das Hallenbad Rain ist eine Großbaustelle
Projekt Die Schwimmhalle ist nicht mehr wiederzuerkennen. Dort werden die notwendigen Vorbereitungen für ein Edelstahlbecken getroffen. Und auch sonst tut sich viel.
Rain Im Inneren des Rainer Hallenbads gibt es derzeit alles Mögliche – nur kein Wasser: Das Schwimmbecken ist leer, abgesehen von einer dicken Schmutzschicht. Gerüste reichen bis zur halb abmontierten Decke hinauf, Planen schützen die Glasfenster und -türen, freigelegte Stellen gewähren Blicke auf korrodierte Stahlträger, Bohrgeräusche dringen nach draußen und Bagger sind bei den groben Arbeiten am Werk. Mit einem Jahr Verspätung hat der achte und wahrscheinlich größte Bauabschnitt der Sanierung des Hallenbads begonnen. Er wird sich bis etwa Mitte 2023 hinziehen. Erst dann ist das Bad wieder geöffnet.
Bereits im Januar 2021 hätte es eigentlich losgehen sollen, doch verschiedene Umstände haben den pünktlichen Baubeginn verhindert. Die erste Ausschreibung musste aufgehoben werden, weil zum Teil keine geeigneten Angebote vorlagen, zum Teil aber auch das Brandschutzkonzept neu ausgearbeitet werden musste. Außerdem, so teilt Bürgermeister Karl Rehm unserer Redaktion mit, galt es, den Neubau der benachbarten Grundschule und die Hallenbadsanierung aufeinander abzustimmen. „Die jeweils planenden Architekten hatten bis dahin nichts miteinander zu tun und es war sinnvoll, die Schnittmengen beider Einrichtungen – etwa Heizung und Brandschutz – in Einklang zu bringen.“Nun aber laufen die Bauarbeiten. Beim Ortstermin führt Bauleiter Gregor Huttner vom Büro Stumpf Wolfinger Ried Architekten durch Gänge und Bereiche, die sonst nie ein Badegast zu sehen bekommt. Sie liegen hinter dem Becken, teilweise im Kellergeschoss.
Das Kernstück der Sanierung und der größte sichtbare Brocken wird definitiv das neue Edelstahlbecken sein, das auf das alte, geflieste Becken draufgesetzt wird. Es bekommt auch eine Unterwasserbeleuchtung. Der sogenannte Beckenkopf ringsherum ist zur Vorbereitung dazu bereits entfernt. Außerdem musste der Hubboden aus dem Nichtschwimmerbereich herausgebrochen werden. „Es ging um 60 Tonnen Stahlbeton“, erläutert Huttner. „Um diese Menge rauszubekommen, haben wir im Kellergeschoss ein Loch in die Beckenwand geschlagen, durch das der Bauschutt abtransportiert werden konnte.“Über 40 Jahre ist es her, dass das Rainer Hallenbad gebaut wurde und das sieht man – trotz aller früheren Sanierungen – dem Gebäude auch an. Projektleiter Huttner deutet auf korrodierte Träger: „Undichtigkei
ten haben dazu geführt, dass Chlorwasser in die Tragkonstruktion eingedrungen ist und sie geschädigt hat. Chlor bringt Stahl zum Rosten und macht den Beton mürbe.“
Es ist ein ungewohnter Blickwinkel, das leere Becken von unten heraus zu betrachten – quasi aus der „Fischperspektive“. Oben ragt der Drei-Meter-Turm empor, Startblöcke und Sprungbrett sind abmontiert. „Wir haben uns dafür entschieden, den Turm zu erhalten und nicht durch einen modernen aus Edelstahl zu ersetzen“, sagt Bürgermeister Rehm. „Er ist stabil und es ist günstiger, ihn herzurichten.“Zudem nennt Huttner ihn als Relikt aus den 70er-Jahren „architektonisch wertvoll“.
Die blauen Wandfliesen an den beiden Stirnseiten bleiben ebenfalls erhalten. Ihr großer Vorteil: Sie haben eine Akustiklochung, deren
Hohlräume dahinter den Schall schlucken, der beim Badebetrieb unweigerlich entsteht. Und auch die neue Decke wird diesen Effekt haben. Unter der alten Decke sind Betonschäden zum Vorschein gekommen – erzeugt durch die Chlorgase. Deshalb hat die Stadt sich für eine neue entschieden, die schallschluckend sein wird. „Die Halle wird also am Ende leiser werden“, schildert Hochbauamtsleiter Christian Schneider.
Wahrnehmbar für die Badegäste wird auch das neue Farbkonzept in der Schwimmhalle sein. Man orientiert sich am Blau der Fliesen, die drin bleiben. In verschiedenen Blautönen wird deshalb auch die Längswand gehalten werden, an der sich der Aufsichtsraum des Bademeisters befindet. Verschwinden wird das kräftige Rot der senkrechten Träger und des Sprungturms,
das jetzt einen starken Kontrast darstellt. Insgesamt soll das Bad optisch aufgewertet werden und nach der Sanierung weniger funktionell wirken, sondern mehr den Charme eines Spa-Bads bekommen, soweit das möglich ist.
Aber auch „unterirdisch“tut sich noch einiges: Wenn in der kommenden Woche der Rückbau des alten Beckens soweit wie nötig erfolgt ist, beginnt die Betonsanierung des Gebäudes. Der korrodierte Stahl wird ausgebaut und ersetzt. „Das dauert bis Juni“, sagt Projektleiter Huttner.
Ganz wesentlich bei der Sanierung ist auch der neue Versorgungsschacht, der zugleich Rettungsweg ist. „Durch den Neubau der Grundschule fällt der alte Rettungsweg weg“, erläutert Huttner, „und wir haben zum Parkplatz hin einen neuen geschaffen, über den wir künftig
die Badtechnik rein- und rausnehmen können.“
Das wird dann beispielsweise interessant sein, wenn eines Tages die Lebensdauer der Wasserfilter abgelaufen ist und diese erneuert werden müssen. Die Kosten sind seit der ersten Planung gestiegen. Wie Bürgermeister Rehm beziffert, habe man ursprünglich 2,1 Millionen Euro veranschlagt. Durch notwendige Dinge, wie Fluchtweg, Decke und Brandschutzkonzept und mehr, spreche man nun von 3,15 Millionen Euro. „Etwa 90 Prozent der kompletten Bausumme haben wir unter Dach und Fach.“Auf überflüssige Extras, wie etwa Massagedüsen und andere Wünsche, wurde verzichtet. „Aber wir wollten auch nicht an den falschen Stellen sparen, denn schließlich macht man eine solche Sanierung nur einmal in etwa 40 Jahren ...“