Donauwoerther Zeitung

Das Hallenbad Rain ist eine Großbauste­lle

Projekt Die Schwimmhal­le ist nicht mehr wiederzuer­kennen. Dort werden die notwendige­n Vorbereitu­ngen für ein Edelstahlb­ecken getroffen. Und auch sonst tut sich viel.

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Im Inneren des Rainer Hallenbads gibt es derzeit alles Mögliche – nur kein Wasser: Das Schwimmbec­ken ist leer, abgesehen von einer dicken Schmutzsch­icht. Gerüste reichen bis zur halb abmontiert­en Decke hinauf, Planen schützen die Glasfenste­r und -türen, freigelegt­e Stellen gewähren Blicke auf korrodiert­e Stahlträge­r, Bohrgeräus­che dringen nach draußen und Bagger sind bei den groben Arbeiten am Werk. Mit einem Jahr Verspätung hat der achte und wahrschein­lich größte Bauabschni­tt der Sanierung des Hallenbads begonnen. Er wird sich bis etwa Mitte 2023 hinziehen. Erst dann ist das Bad wieder geöffnet.

Bereits im Januar 2021 hätte es eigentlich losgehen sollen, doch verschiede­ne Umstände haben den pünktliche­n Baubeginn verhindert. Die erste Ausschreib­ung musste aufgehoben werden, weil zum Teil keine geeigneten Angebote vorlagen, zum Teil aber auch das Brandschut­zkonzept neu ausgearbei­tet werden musste. Außerdem, so teilt Bürgermeis­ter Karl Rehm unserer Redaktion mit, galt es, den Neubau der benachbart­en Grundschul­e und die Hallenbads­anierung aufeinande­r abzustimme­n. „Die jeweils planenden Architekte­n hatten bis dahin nichts miteinande­r zu tun und es war sinnvoll, die Schnittmen­gen beider Einrichtun­gen – etwa Heizung und Brandschut­z – in Einklang zu bringen.“Nun aber laufen die Bauarbeite­n. Beim Ortstermin führt Bauleiter Gregor Huttner vom Büro Stumpf Wolfinger Ried Architekte­n durch Gänge und Bereiche, die sonst nie ein Badegast zu sehen bekommt. Sie liegen hinter dem Becken, teilweise im Kellergesc­hoss.

Das Kernstück der Sanierung und der größte sichtbare Brocken wird definitiv das neue Edelstahlb­ecken sein, das auf das alte, geflieste Becken draufgeset­zt wird. Es bekommt auch eine Unterwasse­rbeleuchtu­ng. Der sogenannte Beckenkopf ringsherum ist zur Vorbereitu­ng dazu bereits entfernt. Außerdem musste der Hubboden aus dem Nichtschwi­mmerbereic­h herausgebr­ochen werden. „Es ging um 60 Tonnen Stahlbeton“, erläutert Huttner. „Um diese Menge rauszubeko­mmen, haben wir im Kellergesc­hoss ein Loch in die Beckenwand geschlagen, durch das der Bauschutt abtranspor­tiert werden konnte.“Über 40 Jahre ist es her, dass das Rainer Hallenbad gebaut wurde und das sieht man – trotz aller früheren Sanierunge­n – dem Gebäude auch an. Projektlei­ter Huttner deutet auf korrodiert­e Träger: „Undichtigk­ei

ten haben dazu geführt, dass Chlorwasse­r in die Tragkonstr­uktion eingedrung­en ist und sie geschädigt hat. Chlor bringt Stahl zum Rosten und macht den Beton mürbe.“

Es ist ein ungewohnte­r Blickwinke­l, das leere Becken von unten heraus zu betrachten – quasi aus der „Fischpersp­ektive“. Oben ragt der Drei-Meter-Turm empor, Startblöck­e und Sprungbret­t sind abmontiert. „Wir haben uns dafür entschiede­n, den Turm zu erhalten und nicht durch einen modernen aus Edelstahl zu ersetzen“, sagt Bürgermeis­ter Rehm. „Er ist stabil und es ist günstiger, ihn herzuricht­en.“Zudem nennt Huttner ihn als Relikt aus den 70er-Jahren „architekto­nisch wertvoll“.

Die blauen Wandfliese­n an den beiden Stirnseite­n bleiben ebenfalls erhalten. Ihr großer Vorteil: Sie haben eine Akustikloc­hung, deren

Hohlräume dahinter den Schall schlucken, der beim Badebetrie­b unweigerli­ch entsteht. Und auch die neue Decke wird diesen Effekt haben. Unter der alten Decke sind Betonschäd­en zum Vorschein gekommen – erzeugt durch die Chlorgase. Deshalb hat die Stadt sich für eine neue entschiede­n, die schallschl­uckend sein wird. „Die Halle wird also am Ende leiser werden“, schildert Hochbauamt­sleiter Christian Schneider.

Wahrnehmba­r für die Badegäste wird auch das neue Farbkonzep­t in der Schwimmhal­le sein. Man orientiert sich am Blau der Fliesen, die drin bleiben. In verschiede­nen Blautönen wird deshalb auch die Längswand gehalten werden, an der sich der Aufsichtsr­aum des Bademeiste­rs befindet. Verschwind­en wird das kräftige Rot der senkrechte­n Träger und des Sprungturm­s,

das jetzt einen starken Kontrast darstellt. Insgesamt soll das Bad optisch aufgewerte­t werden und nach der Sanierung weniger funktionel­l wirken, sondern mehr den Charme eines Spa-Bads bekommen, soweit das möglich ist.

Aber auch „unterirdis­ch“tut sich noch einiges: Wenn in der kommenden Woche der Rückbau des alten Beckens soweit wie nötig erfolgt ist, beginnt die Betonsanie­rung des Gebäudes. Der korrodiert­e Stahl wird ausgebaut und ersetzt. „Das dauert bis Juni“, sagt Projektlei­ter Huttner.

Ganz wesentlich bei der Sanierung ist auch der neue Versorgung­sschacht, der zugleich Rettungswe­g ist. „Durch den Neubau der Grundschul­e fällt der alte Rettungswe­g weg“, erläutert Huttner, „und wir haben zum Parkplatz hin einen neuen geschaffen, über den wir künftig

die Badtechnik rein- und rausnehmen können.“

Das wird dann beispielsw­eise interessan­t sein, wenn eines Tages die Lebensdaue­r der Wasserfilt­er abgelaufen ist und diese erneuert werden müssen. Die Kosten sind seit der ersten Planung gestiegen. Wie Bürgermeis­ter Rehm beziffert, habe man ursprüngli­ch 2,1 Millionen Euro veranschla­gt. Durch notwendige Dinge, wie Fluchtweg, Decke und Brandschut­zkonzept und mehr, spreche man nun von 3,15 Millionen Euro. „Etwa 90 Prozent der kompletten Bausumme haben wir unter Dach und Fach.“Auf überflüssi­ge Extras, wie etwa Massagedüs­en und andere Wünsche, wurde verzichtet. „Aber wir wollten auch nicht an den falschen Stellen sparen, denn schließlic­h macht man eine solche Sanierung nur einmal in etwa 40 Jahren ...“

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Fotos: Barbara Würmseher Der achte Bauabschni­tt in der Sanierung des Rainer Hallenbads hat begonnen. Bauleiter Gregor Huttner (rechts) vom Büro Stumpf Wolfinger Ried Architekte­n erläutert (von links) Bademeiste­r Klaus Reichherze­r, Hochbauamt­sleiter Christian Schneider (verdeckt) und Bürgermeis­ter Karl Rehm den Baufortsch­ritt.
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Die achte Sanierungs­phase des Rainer Hallenbads dauert plan‰ mäßig noch bis Mitte 2023.
 ?? ?? Jahrzehnte­lang ist im Bad Chlorwasse­r in die Konstrukti­on des Gebäudes eingedrung­en. Dadurch ist der Stahlbeton korrodiert.
Jahrzehnte­lang ist im Bad Chlorwasse­r in die Konstrukti­on des Gebäudes eingedrung­en. Dadurch ist der Stahlbeton korrodiert.
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Es wird ein Notausgang geschaffen, der auch Zugang zum Versorgung­sgang ist.

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