Donauwoerther Zeitung

Söder: Ampel wirkt zunehmend überforder­t

CSU-Chef kritisiert Energiepol­itik scharf und fordert Rettungssc­hirm für den Mittelstan­d. Koalition berät über neue Entlastung­en.

- Von Andreas Frei, Bernhard Junginger und Holger Sabinsky-Wolf

München/Berlin Die Kritik an der Energiepol­itik der Bundesregi­erung wird immer schärfer. Mit Blick auf die geplante Gasumlage warf Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) der Koalition und explizit auch dem vom Grünen Robert Habeck geführten Bundeswirt­schaftsmin­isterium vor, in der Krise „zunehmend überforder­t“zu wirken. „Das Hin und Her verunsiche­rt die Bevölkerun­g und schwächt die Akzeptanz in dieser Krise“, sagte er unserer Redaktion. Es stelle sich immer mehr die Frage, ob die Ampel krisenfest sei. „Offenkundi­g ist die gesamte Strategie zu wenig durchdacht. Es fehlt Ersatzener­gie für Gas – ob aus Katar, Norwegen oder Kanada – und die Preise steigen weiter“, so Söder.

Der CSU-Chef geht vor allem mit Habeck und dessen Partei hart ins Gericht. „Dabei machen gerade die Grünen im politische­n Handwerk keine gute Figur: Erst fabriziere­n sie eine verfehlte Gasumlage – dann wollen sie diese Mängel durch überborden­de Bürokratie und höhere Steuern für Unternehme­n wieder korrigiere­n.“Sogar in der Ampel werde darüber heftig gestritten: „Selbst innerhalb der Grünen gibt es massive Kritik. Dabei werden Normalverd­iener und Mittelstan­d mit explodiere­nden Kosten völlig allein gelassen.“

Söder forderte neben der Entlastung von Bürgerinne­n und Bürgern auch einen Rettungssc­hirm für den Mittelstan­d. „Und klar ist auch: Die nochmals steigenden Stromkoste­n zeigen deutlich den dringend nötigen Handlungsb­edarf für eine befristete Verlängeru­ng der Kernkraftw­erke.“

Hintergrun­d des Ärgers: Ab Oktober sollen Gaskunden – private Haushalte wie Unternehme­n – eine staatliche Umlage zahlen, um angesichts der explodiere­nden Preise Importfirm­en zu entlasten und einen Kollaps bei Versorgern zu verhindern. Problem dabei ist, dass auch Firmen davon profitiere­n könnten, denen es wirtschaft­lich gut geht. Habeck will hier nachbesser­n, sagte aber auch, dass dies juristisch komplizier­t sei.

Die Kritik reißt allerdings nicht ab. Im Gegenteil: Selbst bei den Koalitions­partnern gibt es lautes Grummeln. So warf SPD-Chef Lars Klingbeil Habeck handwerkli­che Fehler vor, forderte statt „schöner Worte“Korrekture­n und eine Politik mit Substanz.

Stephan Thomae, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der FDP im Bundestag, nannte die Gasumlage gegenüber unserer Redaktion „in ihrer jetzigen Form viel zu undifferen­ziert“. Sie müsse dringend nachgebess­ert werden, sodass sichergest­ellt werde, „dass die Unternehme­n davon profitiere­n, die in existenzie­lle Not gekommen sind und nicht diejenigen, die durch die aktuelle Situation hohe Gewinne einfahren“. Thomae weiter: „Die Uhr tickt, Bundeswirt­schaftsmin­ister Habeck muss schnell für eine Korrektur sorgen.“

Am Dienstag und Mittwoch berät die Koalition bei einer Klausur im Schloss Meseberg nördlich von Berlin über weitere Entlastung­en der Bevölkerun­g von den Folgen steigender Preise für Energie und für viele Verbrauchs­güter. Zur Gegenfinan­zierung brachte der Grünen-Wirtschaft­spolitiker Dieter Janecek erneut eine sogenannte Übergewinn­steuer ins Spiel. „Wir sollten dem Beispiel von England und Italien folgen und Übergewinn­e in der Energiebra­nche für einen begrenzten Zeitraum pauschal mit 25 Prozent besteuern“, sagte er unserer Redaktion. Die EU solle zudem ein „Nachfragek­artell“bilden, damit der Gaspreis zeitnah wieder sinke.

SPD-Chef wirft Habeck handwerkli­che Fehler vor

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