CSU-Politiker Scheuer will Bau neuer AKW
Mehring (FW) spricht von Rückfall in die „Steinzeit“
München Der frühere Verkehrsminister Andreas Scheuer hat den Bau neuer Atomkraftwerke vorgeschlagen. „Meine Formel lautet drei plus drei plus drei: Drei Kernkraftwerke müssen länger laufen, drei müssen reaktiviert werden und drei müssen neu gebaut werden“, sagte der CSU-Politiker der Welt am Sonntag. „Wir brauchen eine verlässliche Versorgung der Wirtschaft mit Energie, sonst schreitet die Deindustrialisierung Deutschlands voran.“Deutschland stecke in der Ideologiefalle der Grünen, sagte Scheuer.
Fabian Mehring, parlamentarischer Geschäftsführer der Freien Wähler im Landtag, sieht hingegen Exminister Scheuer in der Sackgasse: „Unsere Antwort darauf, dass Putin die Uhr der Geschichte zurückdrehen will, darf sich nicht im Rückfall in die energiepolitische Steinzeit des letzten Jahrhunderts erschöpfen. Laufende Atomkraftwerke diesen Winter noch nicht abzuschalten, um Reserven gegenüber der Erpressung des Kreml zu haben, ist richtig“, sagte der Politiker aus Meitingen (Landkreis Augsburg).
Wegen der Energiekrise, die sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zugespitzt hat, gibt es seit Monaten eine Debatte, ob die drei verbleibenden Atomkraftwerke in Deutschland länger weiterlaufen sollen, als die geltende Gesetzeslage vorsieht.
Für Mehring ist weiterhin die ungeklärte Frage der Entsorgung von nuklearen Reststoffen eines der wichtigsten Argumente gegen die Wiederbelebung der Atomenergie. „Neue zu bauen wäre absurd. Wir haben schließlich weiterhin kein Recht, künftige Generationen mit Müll zu belasten, der noch hunderttausende Jahre strahlt.“Statt der Energiepolitik von gestern nachzuweinen, müsse sich der Blick in die Zukunft richten. Im Hightech-Land Bayern gelte es, den Turbo für die Erneuerbaren zu zünden und sich um die Technologieführerschaft beim Wasserstoff zu bemühen. (hogs, dpa)