Donauwoerther Zeitung

Sehnsucht nach Süßem

- Von Stephanie Sartor

Jetzt mal Hand aufs Herz – oder am besten: Hand auf den Bauch. Wenn einen alles nervt, dann greift man nicht zur Banane. Oder zum Apfel, zur Mohrrübe, zur Zucchini. Wenn einen alles nervt, wenn das Wetter mies ist, in der Post nur Rechnungen liegen und man beim Spaziergan­g noch in einen Hundehaufe­n tritt – dann müssen Zucker-Geschütze aufgefahre­n werden: Karamell-Kekse, Milchschok­oladenMaca­rons, Buttersahn­e-Trüffel, solche Dinge. Und es ist nur menschlich, mal kurz die Contenance zu verlieren, wenn das Süßzeug schier unerreichb­ar scheint.

So geschehen am Münchner Flughafen. Ein Staplerfah­rer ärgerte sich dort grün und blau über eine Schokolade, die in einem Snackautom­aten hängen geblieben war. Der Mann fackelte nicht lange und fuhr mit den Zinken seines Gabelstapl­ers unter den Automaten, hob ihn an und schüttelte. Die Aktion hatte Erfolg – die Schokolade fiel heraus. Jedoch hat der Staplerfah­rer nun ein Ermittlung­sverfahren wegen Sachbeschä­digung am Hals.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach wäre so etwas nicht passiert. Nicht etwa deshalb, weil er als Politiker in brenzligen Situatione­n die Fassung wahren muss, sondern, weil er sich anscheinen­d nichts aus Süßigkeite­n macht. Einmal soll er eine Kollegin, die während einer Videokonfe­renz in einen Schokorieg­el biss, ziemlich deutlich zurechtgew­iesen und ihr erklärt haben, was denn alles für ungesunde Dinge in diesem Teufelsrie­gel stecken. Geholfen hat die Standpauke nichts. Bei der nächsten Video-Schalte sollen dann gleich mehrere Amtskolleg­en demonstrat­iv Schokorieg­el gemampft haben.

Jetzt mal Hand auf den Bauch: Man kann sie verstehen, oder?

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