Wieder aufgetaucht
Die derzeitige Trockenheit in Europa oder den USA macht in Flüssen und Seen Relikte aus vergangenen Zeiten sichtbar. Manche werden gar zur Attraktion.
Berlin Schon erstaunlich, was die seit Wochen sinkenden Pegelstände vieler Flüsse und Seen so alles zutage fördern – darunter Alltägliches und Kurioses wie Heizkörper, aber auch Historisches und Spektakuläres. Ein Überblick:
• In den USA kamen in einem Flussbett in Texas Dinosaurier-Fußabdrücke zum Vorschein. Die Versteinerungen sind wohl 113 Millionen Jahre alt.
• In Spanien im Stausee Valdecañas wurde das „spanische Stonehenge“freigelegt – Formationen von bearbeiteten Steinen, die dem Steinkreis in England ähneln. Die spanische „Version“war vor 5000 bis 7000 Jahren mutmaßlich ein Friedhof. Sie liegt fast immer völlig unter Wasser, nur vier Mal kam sie seit 1963 in Dürreperioden wie der aktuellen zum Vorschein.
In einem Stausee in Huesca in der spanischen Region Aragonien trat das Dorf Bubal mit seiner mittelalterlichen Brücke zutage. Und auch in der Provinz Orense ist unweit der Grenze zu Portugal wieder das
„Geisterdorf“Aceredo zu sehen, das Anfang der 1990er Jahre wegen eines Stausees von den 120 Einwohnern verlassen werden musste. Die Ruinen sind zu Touristenattraktionen geworden.
• In Katalonien mussten die Behörden den Zugang zum Stausee Embalse de Sau, etwa 90 Kilometer nördlich von Barcelona, sogar beschränken – so groß war der Andrang von Menschen, die die normalerweise unter Wasser stehende
Kirche Sant Romá aus dem 11. Jahrhundert sehen wollten.
• Bereits Ende März trat im Fluss Po ein seit Jahrzehnten verschollener deutscher Wehrmachtswagen aus dem Zweiten Weltkrieg zutage. Der Fundort lag im italienischen Sermide. Das Gefährt wurde für die Artillerie an der Front eingesetzt. Um Fahrzeuge nicht den
Alliierten zu überlassen, versenkte die Wehrmacht sie im Frühjahr 1945 auf ihrem Rückzug.
• Am Unterlauf der Donau tauchten drei Wracks von deutschen
Kriegsschiffen aus dem Zweiten Weltkrieg bei Prahovo am serbischen Ufer auf. Laut Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug sollen ab Oktober mehr als 20 dieser Schiffe geborgen werden.
• Auch im Rhein liegen Überbleibsel des Krieges: Rund 400 Kilo Munitionsreste wurden etwa bei Mainz geborgen, darunter auch Panzerfäuste. Und in WormsRheindürkheim sind sogenannte
Hungersteine sichtbar geworden. Auf einem sind die Inschriften „Ano 1857“und „Hunger Jahr 1947“zu lesen. Auch 1959 und 1963 sind erkennbar. Auf anderen wird an das Jahr 2003 erinnert, in dem die Steine ebenfalls frei lagen. Am Ufer soll nun eine Infotafel aufgestellt werden, die den geschichtlichen Hintergrund der Hungersteine erklärt: Sie sollen Dürrezeiten markieren und an diese erinnern.
• Am Rheinufer bei Schenkenschanz, einem Ortsteil von Kleve in Nordrhein-Westfalen, tauchte derweil das Wrack des Holz-Frachtschiffes „De Hoop“auf. 1895 kam es beim Umladen von Dynamit zu einer Explosion: 16 Menschen starben, das Schiff wurde zerstört.
• Vor der Insel Reichenau im Bodensee tauchte eine Kiesbank auf. Sie war schon 1972 in den Schlagzeilen, als eine äußerst große Fläche von ihr über Wasser lag.
• In Hessen schließlich ist aufgrund der Trockenheit und des Niedrigwassers das „Edersee-Atlantis“früher als gewöhnlich zu bestaunen. Dabei handelt es sich um die Reste dreier aufgegebener Dörfer. Auch ein Minimodell der Edersee-Staumauer kam zum Vorschein. (dpa)