Donauwoerther Zeitung

Gegen die Dunkelheit

- Von Stefan Küpper

Kalt waren sie zuletzt, die Abende, viel Regen fiel lotrecht. Auf was diese wochenendl­iche Sintflut hinausläuf­t: Der Sommer – er endet. Schon wieder.

Das ist so betrüblich wie unvermeidl­ich, und wenn man sein Leben – das wahre Leben – montags schon nicht in den Bergen verbringen kann, dann muss angesichts der drohenden Dunkelheit, angesichts des im Augustrege­n dräuenden Novembers, schnell eine Strategie her. Den Sommer im Herzen halten quasi. Oder so. Umso mehr, als dass die Tage schon wieder sehr kurz werden, bedenklich kurz. Die weißen Juni-Nächte, damals, viel zu lange her.

Da aber angesichts des unaufhalts­am nahenden herbstlich­en Grau-in-Grauens die Sache mit der Sommerstra­tegie nicht so verfängt (und man zwar sollte, aber ja nicht den ganzen November immer auf Lanzarote verbringen kann), muss man zumindest sich selbst – mittels zu stimuliere­nder Vorfreude auf etwas – versuchen zu überlisten. Umso mehr als dass, recht bald schon, auch noch die Uhren umgestellt werden.

Für Menschen der einfachen Freuden geht das so: Wenn es kälter wird, reagiert der Körper. Was sich in der Regel darin äußert, dass einen so eine Ahnung überkommt, ein Gusto, ein bestimmter Appetit auf etwas, das man vergessen und verdrängt hatte, sobald die Tage heller wurden. Für die dem Herbst folgende Eiseskälte muss die Körpermont­ur quasi winterfest gemacht werden.

Ein geeignetes Mittel hierzu ist eine überaus ausgewogen­e Mahlzeit, die es nur beim Metzger des Vertrauens gibt. Und so gehört es zu den Sommerend-Ritualen, dass dann, wenn es soweit ist, diesem unterdrück­ten und vergessene­n Verlangen, dem traurigen Anlass entspreche­nd, nachgegebe­n wird. Einmal im Jahr.

Weshalb am 30. Oktober, dann wenn die Tage amtlich um eine Stunde kürzer gemacht werden, „Pizzaleber­käs mit süßem Senf“auf der Speisekart­e stehen wird. Drei Semmeln, mit dicken Scheiben. Nur so, wenn überhaupt, ist das Kommende auszuhalte­n.

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