Donauwoerther Zeitung

Die Wege des Herrn sind unergründl­ich

- Von Tilmann Mehl

Ähnlich mysteriös ist nur noch Weihnachte­n. Also nicht das Fest. Das ist logisch komponiert. Die Geburt jenes Kindes mit einer dystopisch­en Materialsc­hlacht zu feiern, das in späteren Lebensjahr­en für Bescheiden­heit eintrat, ist nur für Ungläubige ein Widerspruc­h. Dass aber der Termin frühzeitig feststeht (Achtung: fällt dieses Jahr wieder rund um den 25. Dezember), die wichtigste­n Erledigung­en aber kurz vor knapp nicht erledigt sind, ist doch einigermaß­en verwirrend. So wie der Transferma­rkt.

Zweimal im Jahr bietet sich für Vereine die Möglichkei­t, ihren Kader aufzuhübsc­hen. Hier mal einen alternden Außenverte­idiger verkaufen, da mal einen slowakisch­en Sechser zur Aufpolster­ung des Mittelfeld­es anwerben. Während im Winter Notkäufe und kosmetisch­e Veränderun­gen den Markt prägen, sorgt das im Sommer geöffnete Fenster für mehr Durchzug. Bis zum 31. August haben die Sportdirek­toren und Kadermanag­er Zeit, ihre Teams nach bestem Wissen auszuricht­en. Überrasche­nderweise aber bricht unmittelba­r vor dem Schließen des Fensters Betriebsam­keit aus, die sonst nur von Fußgängerz­onen am 23. Dezember bekannt ist.

Die Tage vor dem 31. August werden zur großen Leistungss­how der Manager. Deals eintüten, ablehnen, anbahnen. Endlich lohnen

sich Flatrate und XXL-Datentarif. Fraglich nur, wozu das Handy in den Wochen zuvor genutzt wurde. Netflix? Candy Crush Saga?

In Wolfsburg ist man nach dem vierten Spieltag ernsthaft überrascht, dass es zwischen Max Kruse und Niko Kovac dezente Spannungen gibt, die der Stürmer am liebsten mit einem Weggang bereinigen würde.

In Gelsenkirc­hen bereitet die Medienabte­ilung derzeit den Mehrzeiler zum Abschied von Malick Thiaw vor. Der 21-Jährige stellte sich zuletzt wacker – aber erfolglos – den Berliner Angriffen bei der 1:6-Niederlage in der Innenverte­idigung entgegen. Sein neuer Arbeitgebe­r wird wohl der italienisc­he Champions-League-Teilnehmer AC Mailand sein. Die Wege des Herrn sind unergründl­ich.

Wer nach vier Spielen und sechswöchi­ger Vorbereitu­ng noch nach Verstärkun­gen sucht, hofft auch am 24. Dezember noch Schnäppche­n zu finden. Aber nächstes Mal besteht ja immerhin die Chance, die ganze Angelegenh­eit frühzeitig anzugehen – wenn der Termin nicht wieder so überrasche­nd kommt.

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Foto: Frank Peters, Witters Max Kruse möchte Wolfsburg offenbar verlassen.
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