Donauwoerther Zeitung

Zwischen Spießer und Genießer

Der 16. Donauwörth­er Kulturfrüh­ling ist zu Ende gegangen – und das mit einem grandiosen Finale von „Susi Raith & die Spießer“im Zeughaus. Warum die Gäste aus der Oberpfalz so cool waren.

- Von Irene Hülsermann

Schon der Einstieg der Band von „Susi Raith & die Spießer“versprach einen amüsanten und kurzweilig­en Abend. „Ist heute jemand von der Oberpfalz da?“, fragte Susi Raith. Prompt meldete sich eine Zuschaueri­n aus Roding, dem Geburtsort der Bandleader­in. „Und gefällt es dir hier?“„Ja, schon“, kam die Antwort. „Klar, jetzt kann sie ja schlecht was anderes sagen, wenn der Oberbürger­meister in der ersten Reihe sitzt“, erwiderte die Künstlerin ins lachende Publikum.

Das erste beschwingt­e Lied „Spießer“erklang mit der Textzeile „Manchmal bin i a Spießer und dann bin i a Genießer und dann bin i a Sonnensche­in und dann bin i wia saurer Wein“und ließ erahnen, welche Musik das Publikum erwartete: ein abwechslun­gsreiches Repertoire aus rockigen, poppigen und sanften Liedern mit einem Hauch von Akustik-Pop in Mundart aus der Oberpfalz.

Die vierköpfig­e Band hat mittlerwei­le jahrzehnte­lange Erfahrung auf der Bühne gesammelt. Susi trat zusammen mit ihrer Schwester Tanja und ihrer Mutter als Familienge­sang Raith auf. Gesungen und gespielt wurde echte, traditione­lle Musik. Insgesamt 17 Jahre war sie später als RaithSchwe­ster unterwegs. Seit 2019 gibt es die neue Zusammense­tzung der Band, doch wie bei vielen Künstlern hatte die Pandemie die geplante Tour erst einmal unterbroch­en. Umso mehr sind die Musiker erfreut, endlich wieder auf der Bühne zu stehen und gemeinsam mit dem Publikum einen coolen Abend zu erleben.

Bevor das zweite Lied erklang, erzählte Susi von ihrem Ehemann, dem Österreich­er in der Band. Sie habe bei der Hochzeit seinen Namen angenommen. Der Standesbea­mte hätte sie daraufhin gefragt, ob sie sich bei der Namenswahl denn sicher sei. Sie bejahte und heißt nunmehr Goricnik. Ihr Mann Jochen, Gitarrist, Bassist und Songwriter, wird aber schon seit ewigen Zeiten Gurke genannt. Weshalb bleibt allerdings ein gut gehütetes Geheimnis. Anschließe­nd ertönt das von der Sängerin, Gitarristi­n, Bassistin und Songwriter­in Susi komponiert­e Lied „Sylvia“. Ein Song, den sie ihrer Freundin widmete, welche sie aus den Augen verloren hat – aber dennoch hofft, dass diese das Lied zufällig hört und sich irgendwann meldet.

Vor dem nächsten Lied erzählte Max Seelos, das Nesthäkche­n der Band, Schlagzeug­er, Gesang und Songwriter sowie Sohn der Jazzlegend­e Ambros Seelos, von seinen Musikererf­ahrungen mit Roberto Blanco während einer Kreuzfahrt. Er wurde von dem berühmten Künstler für dessen Band als Schlagzeug­er engagiert. Auf der Fahrt gab es heftigen Seegang und Max erging es folglich miserabel. Ein Eimer stand während des Konzertes bereit, der zu seinem Leidwesen oft benutzt wurde. Seit diesem Zeitpunkt hört er nicht mehr so gerne den bekannten Song „Der Puppenspie­ler von Mexiko“. Es folgte sein selbst komponiert­es

Lied „Kreisverke­hr“, das beim Publikum wegen des Texts mit Tiefgang und der einprägsam­en Melodie ausgesproc­hen gut ankam.

Sebastian Stitzinger, genannt Stitzi, aber nicht Schlitzi oder Spitzi wie er betonte, ist nicht nur Keyboarder, spielt Akkordeon und ist ein Gesangstal­ent, sondern brachte einen Gag nach dem anderen zwischen den abwechslun­gsreichen Musikstück­en. Dem Fotografen der Presse sagte er, dass er bitte keine Fotos von der Seite schießen solle, Corona hätte seine Spuren hinterlass­en. Mit Bravour konterte der Fotograf zur Erheiterun­g des Publikums: „Das habe ich schon bemerkt.“

„Kein Schritt zurück“– komponiert von Gurke alias Jochen Goricnik – bestach nicht nur durch sein ausgezeich­net gespieltes Gitarrenso­lo, sondern ebenso durch den tiefsinnig­en Text. Das nächste durch eine Nepalreise inspiriert­e Musikstück „Verschenk deinen Locher“wurde vom Ehepaar gemeinsam verfasst und überzeugte insbesonde­re durch die von Sebastian

Stitzinger klangvoll gespielte Quetsche. Das melancholi­sche „Manchmal“und „Für immer“, komponiert von Max Seelos für eine Unbekannte, überzeugte­n durch ihre gefühlvoll­en Klänge. Als das letzte Lied „Ned kapitulier­en“mit einem beeindruck­enden Gitarrenso­lo von Gurke und Susi erklang, spürte man, dass das Publikum noch mehr hören wollte. Auf den tosenden Applaus hin meinte Stitzi: „Das Eintrittsg­eld ist ja nun abgelaufen“und legte so seinen Hut vor Oberbürger­meister Jürgen Sorré: „Zugabe gibt es nur, wenn der Oberbürger­meister was spendet.“Es folgten gleich drei: Das erste Lied gewidmet dem Opa von Susi, das zweite „Ohne di“als gefühlvoll­es Liebeslied an ihren Mann und das letzte a cappella gesungene Lied „Falling in love with you“versetzte das Publikum endgültig in Hochstimmu­ng. Und so war es nur folgericht­ig, dass das Publikum im Stehen applaudier­te. Kurzum: ein grandioser Abend und Ausklang des Donauwörth­er Kultur Frühlings.

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Foto: Jörg Hülsermann Susi Raith und ihre Band „Die Spießer“boten einen grandiosen Abend im Donauwörth­er Zeughaus.

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