Damit der Dorfkern lebendig bleibt
Wie andere Kommunen hat auch Otting das Problem, dass in der Dorfmitte zunehmend Gebäude leer stehen. Ein „Vitalitätscheck“soll nun Abhilfe schaffen.
Es ist ein Problem, das immer mehr Städte und Gemeinden auf dem Land bekommen: einen zunehmenden Leerstand in der Ortsmitte. Auch im kleinen JuraDorf Otting finden sich speziell entlang der Hauptstraße große Anwesen, die früher als Landwirtschaft genutzt wurden und heute nur noch selten diesem Zweck dienen. Ein sogenannter „Vitalitätscheck“soll den Verantwortlichen der Gemeinde nun aufzeigen, welche Möglichkeiten es gibt, diese Thematik zu meistern.
Wie Bürgermeister Wolfgang Lechner berichtet, hat man sich für diese Untersuchung über ein Jahr Zeit genommen. Kürzlich fand die Abschlusskundgebung statt. Beim Auftakt im November 2022 konnten die anwesenden Bürgerinnen und Bürger im Rahmen eines Fragenkatalogs zunächst ihre Meinung zu verschiedenen Themen äußern. Das Fazit aus Lechners Sicht: In Otting soll es im Großen und Ganzen so bleiben, wie es ist. Die Bevölkerung möchte zum Beispiel keine Ansiedlung von Großbetrieben, der Charme des Ortes solle erhalten bleiben.
Dies ist aber zugleich eine Herausforderung. Denn wie der Bürgermeister aufzeigt, habe man im bebauten Gebiet eine ungenutzte Fläche von 8,78 Hektar – zum Beispiel frühere größere Hofstellen oder inzwischen leer stehende Gebäude. Vor allem in der Ortsmitte. Dies sei jede Menge ungenutztes Potenzial, so Lechner. Dies sei ihm und den Mitgliedern des Gemeinderats bewusst: „Da muss man sich Gedanken machen. Wir können nicht draußen immer neue Baugebiete ausweisen und der Kernort stirbt zusehends aus.“
Womit aber nicht nur die Verantwortlichen in Otting zu kämpfen haben: Die meisten Eigentümer dieser Flächen wollen nicht verkaufen. Dabei hat Lechner durchaus „Visionen“. So könnte man auf einem der Grundstücke eine Art kleines Dorfzentrum für Begegnungen und als Treffpunkt der Gemeinschaft schaffen.
Dass Bedarf vorhanden ist, sehe man beim alle vier Wochen stattfindenden Seniorentreffen, zu dem regelmäßig 40 bis 50 Personen kommen. Dies organisiert die Gemeinde mit Unterstützung ehrenamtlicher Helferinnen und
Helfer. Als ein Paradebeispiel, wie es laufen kann, erwähnt Lechner die frühere Filiale der RaiffeisenVolksbank Wemding in der Hauptstraße. Hier sei das Finanzinstitut, welches das Gebäude verkaufen wollte, auf die Gemeinde zugekommen und habe sich erkundigt, ob Interesse besteht. Man wurde sich einig und inzwischen ist dort eine Naturheilpraxis
eingezogen. Den „Vitalitätscheck“hat das Planungsbüro Herb & Partner aus Buttenwiesen vorgenommen, gefördert wurde die Maßnahme zu großen Teilen vom Amt für ländliche Entwicklung. Regelmäßig trafen sich Arbeitskreise, in welche die Bürgerschaft einbezogen war. Gemeinsam mit den Planern um Landschaftsarchitektin Franziska Burlefinger ging man auch durch die Straßen. Dieser Blick von außen durch das Büro sei durchaus hilfreich gewesen, so Lechner. Entstanden ist am Ende eine 43-seitige Broschüre, die der Bürgermeister als „Hausaufgabenheft“bezeichnet.
In dem Abschlussbericht wird prognostiziert, dass die Bevölkerung in Otting von derzeit 840 Einwohnern in den nächsten zehn Jahren um gut 70 Personen schrumpft. „Das sind aber Sachen, die ich als Gemeinde beeinflussen kann“, meint der Rathauschef mit Blick auf Ansiedlungsmöglichkeiten für junge Menschen – gerade aus Otting, die ihre
Heimat möglichst nicht verlassen möchten. Bedarf sei auf jeden Fall vorhanden. Als Resultat des „Checks“entsteht aktuell auch noch ein Fragebogen, der demnächst an die Ottinger Haushalte verteilt wird.
Um die großen einstmaligen Hofflächen im Ortszentrum zumindest teilweise in Zukunft nutzen zu können, soll regelmäßig bei den Eigentümern angefragt werden. Lechner wünscht sich, dass bei einem vorhandenen Verkaufsinteresse zumindest kurz auf ihn zugegangen und das Gespräch mit der Gemeinde gesucht wird. „Ob wir die gewünschten Preise zahlen können, ist dann wieder eine ganz andere Frage“, so der Bürgermeister.
Das Ziel, den Dorfkern lebendig zu halten, dürften aber alle im Ort haben, vermutet Lechner. „Wir haben uns viel Arbeit gemacht und Ideen für die Zukunft“, betont er. Dafür brauche man aber auch die Unterstützung aus der Bevölkerung.
Fragebogen wird demnächst an die Haushalte verteilt.