Braucht es einen Hundeführerschein?
Nach dem Angriff eines Hundes in Donauwörth auf einen jungen Mann steht die Forderung nach einem Hundeführerschein im Raum. Auch eine Vertreterin des örtlichen Tierschutzvereins befürwortet das.
Nachdem am Montagnachmittag ein Hund einen 18-Jährigen in Donauwörth ins Bein gebissen hat, äußert sich nun die Tierschutzorganisation Peta in einer Pressemitteilung. Sie fordert die Landesregierung auf, den sogenannten Hundeführerschein in Bayern einzuführen. „Meist liegt das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine.“
Der Hundeführerschein sieht vor, dass künftige Halter und Halterinnen bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend folgt für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. Ein solcher Nachweis kann sicherstellen, dass Menschen, die Hunde halten, fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter sei unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern, wie es in der Mitteilung heißt.
Das bestätigt auch Sonja Hoffmeister vom Tierschutzverein Donauwörth, die das Tierheim Hamlar leitet – auch wenn sie bezweifelt, dass Beiß-Attacken komplett verhindert werden können: „Das kann der liebste Hund sein, aber es kann immer passieren, dass er mal schnappt.“Auch im Tierheim
komme das ab und an vor. „Wir wissen dann aber auch, warum es passiert ist.“Es könne sich um Angst beim Hund handeln, aber auch um Aggression oder einen stark ausgeprägten Beschützerinstinkt. Man müsse den Charakter des Tiers kennenlernen und wissen, wie man mit ihm umzugehen habe. „Ich sehe immer wieder Leute beim Gassigehen, die keine Kontrolle über ihren Hund haben. Sie lassen die Leine viel zu lang, der Hund springt oder bellt Leute an und wird dann in sanfter Stimme ermahnt – das bringt nichts. Ein Hund braucht echte Kommandos, der Ton spielt die Musik.“Darum befürwortet die Tierschützerin die Idee, dass Hundebesitzer einen Führerschein machen.
Auch im Tierheim zeigt sich ihr immer wieder, warum eine solche Vorgabe sinnvoll wäre: „Da kommen Familien und holen sich einen Hund, weil sich die Kinder das wünschen. Und wenig später bringen sie ihn wieder zurück, weil er geschnappt hat“, erzählt Hoffmeister. „Meine erste Frage ist dann: Und was haben die Kinder davor mit dem Hund gemacht?“Eine häufige Antwort: getriezt, geärgert, erschreckt. „Wie soll sich ein Hund anders wehren als zu schnappen?“
Aber auch als Passantin achte sie immer darauf, fremden Hunden nicht zu nahe zu kommen. Eindringlich warnt sie davor, auf Hunde – auch auf angeleinte – zuzugehen oder gar zu versuchen, sie zu streicheln. „Man muss einen fremden Hund generell nicht anfassen, aber wenn, dann muss man vorher unbedingt mit dem Besitzer sprechen“, betont die Tierschützerin. „Ein normaler Hund beißt nicht einfach so. Oftmals sind es die Menschen drumherum, die sich falsch verhalten.“(mit AZ)